Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich soll nicht töten

Ich soll nicht töten

Titel: Ich soll nicht töten
Autoren: B Lyga
Vom Netzwerk:
Dienst, bestehend aus einem Deputy und einer Frau am Telefon– immer noch Lana, da sie Nachtschicht hatte. Jazz wusste, das würde es einfacher machen. Lana fand ihn süß. Sie kam direkt von der Highschool, und er war ein Junior, also trennten sie nur einige Jahre.
    » Ich lenke Lana ab«, sagte er zu Howie. » Dann kannst du deinen Zaubertrick anwenden.«
    » Bist du dir sicher, dass du sie so lange beschäftigen kannst?«
    Jazz verdrehte die Augen. » Also bitte.«
    » Die Mädels stehen auf böse Jungs«, sagte Howie und nahm eine Haltung ein, die einen harten Typen darstellen sollte. » Verstanden. Ich mache den Zaubertrick. Ablenkung!« Er fuchtelte mit dem Zeigefinger. » Abrakadaver!– Kapiert?«, fügte er hinzu, als sie zur Eingangstür gingen. » Abra- kadaver! Kapiert?«
    Jazz seufzte. » Ja, ich hab’s kapiert, Howie.«
    Sie betraten die Polizeistation, in der es zu dieser späten Stunde ruhig war. Lana blickte auf und lächelte über das ganze Gesicht, als sie Jazz sah.
    » Ja, hallo«, flötete sie.
    Jazz schlenderte zu ihrem Arbeitsplatz und stützte sich mit beiden Ellbogen auf die halbhohe Empfangstheke. » Hi, Lana.«
    » Was führt dich noch einmal hierher?«, fragte sie, und ihre Augen waren groß und ernst. Das Ganze würde viel zu einfach werden. » Vorhin bist du ja richtig hinausgestürmt.«
    » Ich wollte nur…«
    In diesem Moment kam Howie hinzu und räusperte sich. » Darf ich mir eine Cola holen?«, fragte er und zeigte in Richtung des Flurs zum hinteren Teil des Gebäudes, wo ein uralter Getränkeautomat aufragte.
    » Nur zu«, sagte Lana und schenkte ihm nicht einmal einen flüchtigen Blick, als er vorbeiging.
    » Ich wollte mich nur dafür entschuldigen, wie ich vorhin hier raus bin«, sagte Jazz und gab vor, seine ganze Aufmerksamkeit auf Lana zu konzentrieren. Er lächelte noch charmanter. » Ich habe mich nicht einmal bei dir verabschiedet.«
    Während er mit Lana plauderte– die ihm versicherte, seine Entschuldigung sei nicht nötig, und sie gleichzeitig förmlich aufsaugte–, beobachtete Jazz, wie Howie zum zweiten Schreibtisch in der Reihe hinter Lana ging. Er sah zu Jazz auf, der rasch nickte. Howie öffnete die oberste Schublade, fummelte darin herum und schloss sie wieder. Einen Augenblick später war er wieder bei Jazz und Lana.
    » Fertig«, sagte er.
    » Tja«, sagte Jazz zu Lana, » dann gehen wir besser mal wieder. Morgen ist Schule. Aber ich wusste, ich würde die ganze Nacht nicht schlafen können, wenn ich nicht mit dir rede.« Noch ein strahlendes Lächeln.
    Howie und Jazz waren fast draußen, als Lana ihnen nachrief: » Hey, Howie, ich dachte, du wolltest eine Cola?«
    Jazz warf Howie einen finsteren Blick zu. Der zuckte furchtsam mit den Achseln. » Ich hab kein Kleingeld gefunden.«
    Dann verließen sie das Gebäude, bevor Lana noch etwas sagen konnte. » Du bist ein Idiot«, sagte Jazz.
    Howie fuhr mit der Hand in die Tasche und holte den Wachsblock hervor, den Jazz ihm zuvor gegeben hatte. » Immer noch ein Idiot?«
    » Ja«, sagte Jazz und nahm das Wachs. Es war ein perfekter Abdruck des Leichenhallenschlüssels, den Howie in der Schreibtischschublade gefunden hatte. » Nur ein halbwegs fähiger. Gehen wir.«
    Ein Schlüsselduplikat von einem Wachsabdruck herzustellen war eine äußerst nützliche Fähigkeit, wenn man gern in die Häuser anderer Menschen eindrang, um sie zu töten. Billy Dent war der Ansicht gewesen, dass Jazz es unbedingt können sollte, und ausnahmsweise war Jazz dankbar für Billys Unterweisung. Es dauerte nicht lange, bis er Howies Wachsblock in einen richtigen Schlüssel verwandelt hatte. Er besaß eine Auswahl an Rohlingen und Schneidewerkzeugen, die Billy ihm an seinem elften Geburtstag geschenkt hatte. Den richtigen Rohling über den Wachsabdruck legen und alles wegfeilen, was nicht hingehört, bis die Einkerbungen dem Abdruck entsprechen. Ganz einfach. Er hatte es schließlich sein halbes Leben lang geübt.
    Die Polizeistation stieß an einer Seite an das Beerdigungsinstitut Giancci, und die beiden Gebäude teilten sich einen schmalen Außenaufgang. Das Leichenschauhaus von Lobo’s Nod nahm den halben Keller des Beerdigungsinstituts ein.
    Jazz marschierte mit Howie an seiner Seite in das Leichenschauhaus, als würde er dort wohnen, und schaltete ein Deckenlicht ein, das alles in ein kaltes weißes Licht tauchte. Da es keine Fenster gab, würden die beiden sich frei bewegen können.
    » Wir müssen schnell machen«, sagte Jazz. »
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher