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0662 - Wächter der Knochengruft

0662 - Wächter der Knochengruft

Titel: 0662 - Wächter der Knochengruft
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Mary-Ann Cantor sah sich verwirrt um. »Was tue ich hier?« fragte sie sich selbst leise.
    Über ihr glitzerte der Sternenhimmel.
    Um sie herum war Dunkelheit. Einsamkeit. Wildnis. Warum war sie hier? Sie konnte sich nicht daran erinnern.
    Sie entdeckte ihren Wagen, einen alten Corvair, den sie für nicht mal hundert Dollar gekauft hatte und dessen Einzelteile nur noch vom Rost zusammengehalten wurden. Aber Motor, Lenkung und Bremse funktionierten. Mehr brauchte sie nicht; einen Neuwagen konnte sie sich überhaupt nicht leisten. Etwa einmal im Jahr kaufte sie für hundert oder zweihundert Dollar einen Wagen, fuhr ihn, bis er auseinanderfiel, und ließ ihn dann verschrotten.
    Als sie auf den Wagen zuging, hatte sie das Gefühl, daß ihr irgend etwas fehlte. Aber zugleich fühlte sie auch, daß das so richtig war.
    Sie stieg in den Wagen, startete. Licht an. Wo gab es hier eine Straße? Wie war sie hergekommen?
    Sie fuhr einfach geradeaus weiter.
    Der Corvair rumpelte über unebenen Boden. Setzte mehrmals krachend und kratzend auf. Hier wäre ein Geländewagen angebrachter gewesen. Aber sie besaß nun mal derzeit nur den Sportwagen. Sie ahnte, daß sie ihn nach dieser Fahrt wohl bald würde wegwerfen können.
    Warum bin ich hier? fragte sie sich immer wieder. Was habe ich hier getan?
    Sie konnte sich nicht erinnern.
    Nach einer Weile erreichte sie eine Straße. Instinktiv bog sie nach rechts ab. Bald tauchten Schilder auf, und weit entfernt sah sie am Nachthimmel einen hellen, diffusen Schein -die Lichter der Stadt.
    Sie fuhr zurück nach Hialeah.
    Zu ihrer Wohnung.
    Vor dem Haus parkte ein schwarzer Cadillac Seville; in ihrer Wohnung wartete ein Mann auf sie. Er sah sie durchdringend an.
    Noch ehe sie etwas sagen konnte, nickte er.
    »Hat jemand dich gesehen oder verfolgt?«
    »Davon weiß ich nichts«, sagte sie.
    »Du hast niemanden bemerkt?«
    »Nein«, sagte sie.
    »Du weißt nicht, was du in dieser Nacht getan hast. Du erinnerst dich an angenehme Träume, ohne dir ihre Details ins Gedächtnis zurückrufen zu können. Yash.«
    »Sh«, sagte sie.
    Der Mann verließ die Wohnung.
    Mary-Ann Cantor trat in ihr Schlafzimmer und ließ sich auf ihr Bett fallen. Sie hatte angenehme Träume und überhörte den Wecker.
    ***
    »Niemanden bemerkt«, sagte der Commander leise, als er sich wieder auf dem Beifahrersitz des Cadillac niederließ.
    »Sir?« fragte der Fahrer.
    »Shiiss«, erwiderte der Commander. Der Fahrer zuckte zusammen und schwieg.
    »Niemanden bemerkt«, wiederholte Commander Bishop im Selbstgespräch. »Also hat er den Ort noch nicht gefunden. Gut.«
    Bishop lehnte sich zurück. »Aber er hat das Pergament, und er wird den Ort finden, an dem es das Schwert gibt«, überlegte er. »Dagegen werden wir etwas tun müssen.«
    »Sir?« fragte der Fahrer erneut.
    Diesmal winkte der Commander nur ab.
    Kein Ableger , entschied er. Der Magier ist dagegen immun. Astaroth steht hinter ihm. Und mit diesem Erzdämon wollte Bishop sich nicht anlegen.
    Es würde eine andere Möglichkeit geben.
    Er griff zum Handy und begann zu telefonieren.
    Er war inzwischen lange genug in diesem Land, um Leute zu kennen…
    ***
    Ein Magier beugte sich über ein Pergament.
    Es war sehr alt und sehr wertvoll. Nur wenige Schriftzeichen befanden sich darauf. Wer sie entziffern konnte, las nur einen geringen Teil der Botschaft.
    Der Magier las wesentlich mehr daraus. Er wußte, daß diese Schrift nur eine vereinfachte Verschlüsselung war. Er verstand sie zu lesen. Aber selbst er ahnte nicht die ganze Bedeutung dessen, was diese Schrift beinhaltete.
    Er wußte und kannte vieles.
    Aber er betrieb die Magie nur nebenher, und er war noch jung. Ein anderer, der hundert oder tausend Jahre intensiven Forschens und Lernens hinter sich gebracht hatte, hätte vielleicht mehr erkannt.
    Aber dieser Magier hatte noch nicht die Zeit gefunden, sich so intensiv auf das einzustellen, was die Mächte und Kräfte jenseits des mathelogischen Begreifens forderten. Er stand noch am Anfang seiner Karriere. Er konnte sich nicht einmal vorstellen, wesentlich älter als jeder andere Mensch zu werden.
    Aber das Pergament verriet ihm, daß es eine Karte war. Und eine Beschreibung.
    Er verstand sie zu lesen.
    Das, was sich am beschriebenen Ort befand, war sehr wertvoll.
    Und es würde in seine Sammlung passen.
    »Ich hole es mir«, flüsterte er.
    Dann rollte er das Pergament wieder zusammen, band die Schnur darum und legte es beiseite.
    Das Licht erlosch.
    ***
    »Alles
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