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Ich sehe dein Geheimnis

Ich sehe dein Geheimnis

Titel: Ich sehe dein Geheimnis
Autoren: Kim Harrington
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zu und kam gleichzeitig mit ihm im Wartezimmer an. Mom und Perry standen auf.
    »Wie geht es ihm?«, fragte Mom.
    »Die Operation war erfolgreich. Er ist bei Bewusstsein. Ich habe schon mit ihm gesprochen. Er wird es schaffen.«
    Mein Herz jubelte. Ich stieß eine ganze Ladung Luft hinaus, die ich, wie mir schien, seit Stunden angehalten hatte.
    Die Erleichterung war allen anzusehen.
    »Meine Frau will nur in die Cafeteria, wenn jemand anders bei Justin sitzt.« Mr Spellman sah mich an. Ich nickte.
    Dann rannte ich den Flur entlang und stürmte in das Krankenzimmer. Justin lag mit geschlossenen Augen und fahlem Gesicht im Bett. Er trug kein T-Shirt, aber seine linke Seite war von einem großen Verband bedeckt. Ich schloss die Augen. Noch größere Erleichterung überschwemmte mich, als ob ich erst jetzt, wo ich es mit eigenen Augen sah, glauben konnte, dass er über den Berg war.
    »Clare.«
    Ich trat an sein Bett. »Du bist ja wach.«
    »Ja, ich habe mich nur ausgeruht. Ich bin so froh, dich zu sehen. Und so froh, dass es dir gut geht.«
    »Wie fühlst du dich?«
    Justin versuchte sich aufzurichten und verzog das Gesicht. »Angeschossen zu werden ist wirklich ätzend. Aber wenn es dich gerettet hat, war es das wert.« Er lächelte schwach.
    »Ich wüsste nicht, was ich ohne dich tun sollte.«
    »Dass sagst du nur, weil ich bei dem Versuch, deinen Arsch zu retten, fast gestorben wäre.«
    Ich lachte. »Das stimmt nicht. Es ist mir klar geworden, als ich dich an der Promenade geküsst habe.«
    Er zog die Augenbrauen hoch.
    »Aber das heißt nicht, dass ich wieder mit dir zusammen sein will.«
    »Das wird schon«, sagte er. »Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit.«
    »Du bist ganz schön selbstbewusst.«
    »Vielleicht kann ich in die Zukunft sehen«, sagte er und zwinkerte mir zu.
    Perry lugte durch den Türspalt. »Ist in diesem Liebesnest noch Platz für zwei Gäste?«
    »Natürlich«, antwortete Justin.
    Perry und Gabriel kamen herein.
    »Hey Perry«, sagte Justin grinsend, »schickes Stirnband.«
    »Es muss zu eng sein.« Perry befühlte die Bandage. »Ich habe ziemliche Kopfschmerzen.«
    Justin schüttelte Gabriel die Hand. »Ich habe deine m Vater viel zu verdanken. Der Arzt hat gesagt, wenn ich noch länger dort gelegen hätte, wäre ich verblutet.«
    Ich beobachtete das Gespräch zwischen Gabriel und Justin. Mein Blick wanderte von einem zum anderen. Ich war hin- und hergerissen und beschloss, dass es Zeit war, zu gehen. So viele Schmetterlinge auf einmal verkraftete ich nicht.
    Auf dem Flur konzentrierte ich mich gerade darauf, einer herumstehenden Krankentrage auszuweichen, als mich jemand ansprach.
    »Clare.« Madame Maslov eilte auf mich zu. »Deine Mutter hat mir gesagt, dass du hier bist. Ich musste mit ihr sprechen und dir möchte ich auch etwas sagen.«
    »Sie waren es«, sagte ich.
    Sie hielt inne. »Wovon sprichst du?«
    »Sie haben den Reifen unseres Autos zerstochen, als wir zum ersten Mal zum Haus der Clayworths fahren wollten. Und bevor ich das nächste Mal dorthin ging, haben Sie einen falschen Termin bei uns vereinbart. Warum haben Sie mir nicht einfach gesagt, dass ich in Gefahr war?«
    Sie stützte die Hände in die Hüften und sah mich an.
    »Oh, stimmt«. Ich lächelte dümmlich. »Sie haben es mir gesagt.«
    »Ich habe schon einmal bemerkt, dass du keine besonders gute Zuhörerin bist.«
    »Aber Sie haben mir nichts Genaues erzählt.«
    »Ich wusste nicht, wer oder warum. Ich fühlte nur, dass du in Gefahr sein würdest. Ich habe getan, was ich konnte.«
    »Ich danke Ihnen.« Ich ergriff ihre Hand. »Es tut mir leid, dass meine Familie sich Ihnen gegenüber nicht freundlicher verhalten hat. Das wird sich jetzt ändern.«
    »Jetzt?« Sie kicherte. »In dem Moment, in dem ich gehe?«
    »Sie verlassen die Stadt? Warum?«
    »Mir gefällt der Grund nicht, der mich hergebracht hat.« Sie wackelte mit dem Zeigefinger.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ich wurde … wie lautet das richtige Wort? Rekrutiert. Jemand bezahlte meine Miete und meine Werbung. Ich musste nur noch die Kunden zufriedenstellen und hielt das natürlich für ein gutes Geschäft. Was für ein großartiges Land, dieses Amerika, dachte ich, mit solchen Investoren. Aber jetzt ist mir klar geworden, dass ich Teil eines Plans war, mit dem an deiner Familie Rache geübt werden sollte. Das kann ich nicht gutheißen.«
    Das war die Antwort auf alle noch offenen Fragen: Warum Stephen an jenem Tag in Madame Maslovs Laden gewesen war.
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