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Ich sehe dein Geheimnis

Ich sehe dein Geheimnis

Titel: Ich sehe dein Geheimnis
Autoren: Kim Harrington
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meinte, sie sei im Rahmen des Kinderhandels nach Thailand verkauft worden. Meine Mom gab Tausende Dollar für den Flug und die Suche aus. Für Dad und mich war klar, dass all diese Leute Lügner und Betrüger waren, die sich am Leid meiner Mutter bereicherten. Aber Mom ging immer wieder zu neuen Hellsehern, obwohl ihr alle verschiedene Antworten gaben.« Gabriels Stimme zitterte. Er riss sich zusammen. »Schließlich zerbrach die Ehe meiner Eltern daran. Meine Mutter ist jetzt Alkoholikerin.«
    »Seid ihr deshalb hierher gezogen?«, fragte ich. »Wegen der Scheidung?«
    »Nein, das hat andere Gründe. Es wurde noch ein Mädchen im Alter meiner Schwester entführt, doch in diesem Fall entdeckte man den Entführer in einem verlassenen Gebäude. Als mein Vater dort eintraf, war das Mädchen schon tot. Dad versuchte, von dem Täter etwas über meine Schwester zu erfahren. Der Typ widersetzte sich der Festnahme, es kam zum Kampf und ein Schuss löste sich. Kurz gesagt, der Kerl starb. Niemand weinte ihm nach, aber mein Vater verlor seine Stelle. Es hieß, er habe übertriebene Gewalt angewendet. Wir sind hierher gezogen, um neu anzufangen. Und meine Schwester haben wir immer noch nicht gefunden. Langsam gewöhne ich mich an den Gedanken, dass wir sie nie finden werden.«
    Wir schwiegen eine Weile. Ich war von meinen Gefühlen überwältigt und wusste nicht, was ich sagen sollte. Jetzt sah ich alles, was Gabriel getan und gesagt hatte, in einem anderen Licht. Kein Wunder, dass sein Vater meine Hilfe bei den Ermittlungen nicht gewollt hatte. Kein Wunder, dass Gabriel mich von Anfang an für eine Betrügerin gehalten hatte.
    »Wie heißt deine Schwester?«, fragte Justin.
    »Victoria Toscano. Wir nannten sie Vicki. Sie wäre jetzt dreizehn.«
    Gabriels Tattoo war also keine Liebeserklärung an Victoria Happel. Mit ihr hatte er nie etwas zu tun gehabt. Es war eine Erinnerung an seine Schwester. Am liebsten hätte ich mich selbst geohrfeigt.
    Gabriel sah mich an: »Es tut mir leid, dass ich mich wie ein Idiot benommen habe.«
    »Ich verstehe, warum du etwas gegen übersinnliche Fähigkeiten hast«, sagte ich. »Aber du musst mir glauben, dass ich meine Kunden nicht betrüge. Ich lüge sie niemals an.«
    »Ich gebe zu, dass du anders bist, aber ich glaube trotzdem noch nicht an dieses Zeug. Ich hoffe, das hindert uns nicht daran«, er warf einen kurzen Blick auf Justin und sah dann wieder mich an, »Freunde zu sein.«
    »Natürlich nicht«, antwortete ich.
    »Ich hätte es dir früher erzählen sollen, aber ich ertrage es nicht, über sie zu sprechen. Es tut zu sehr weh. Und mein Vater wollte einen Neuanfang. Aber nach unserem Streit dachte ich, es wäre gut, wenn du das Ganze von meinem Standpunkt aus sehen könntest. Deshalb bin ich hier.«
    Ich hielt eine Hand hoch, um ihn am Weiterreden zu hindern. »Warte mal.«
    Gabriel breitete hilflos die Hände aus. »Was habe ich denn jetzt wieder gesagt?«
    »Standpunkt. Das ist es!« Ich stand auf. Mein Herz klopfte schneller. Endlich verstand ich.
    »Clare, wovon redest du?« Justin sah mich fragend an.
    »Jetzt weiß ich, was mich gestört hat. Ich habe die Vision falsch verstanden. Es war gar nicht Stephens Perspektive.«
    Gabriel und Justin sahen einander an. »Hä?«
    »Ich erlebe meine Visionen immer aus der Perspektive der Person, die das Erlebnis hatte.« Ich dachte an meine Vision von dem Mord an Victoria. Ich hatte nicht gesehen, wie sie erschossen wurde, sondern ich hatte es gefühlt.
    Justin stand auf. Er hatte sofort verstanden. »Wenn du in deiner Vision Stephens Gesicht gesehen hast, kann es also nicht Stephens Erlebnis gewesen sein. Jemand anders muss die Szene beobachtet haben.«
    Ich nickte. »Jemand anders fühlte all diesen Zorn und Hass. Ein Zuschauer. Jemand, der Ceciles Gürtel b erührt hat.« Blitzartig begriff ich. »Es war Cecile. Jetz t ergibt alles einen Sinn. Es war ihr Kleid. Wir haben sie auf dem Video gesehen. Sie ging hinein, kam mit Stephen wieder heraus und später noch einmal zurück. Cecile Clayworth hat Victoria Happel getötet.«
    »Eine interessante Theorie«, fand Gabriel.
    Ich sah ihn an. »Warum?«
    »Sie hat uns angerufen und erzählt, dass Perry im Yummy’s war.«
    »Cecile war die geheimnisvolle Zeugin?« Ich wollte Gabriel schon fragen, warum er mir das nicht bereits früher gesagt hatte, aber mir wurde klar, dass er mit mir nicht mehr über den Fall hatte sprechen können, sobald Perry in Gewahrsam war.
    »Sie sagte, sie habe
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