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Die populaersten Irrtuemer ueber das lernen

Titel: Die populaersten Irrtuemer ueber das lernen
Autoren: Claudia Jacobs
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Warum und für wen dieses Buch geschrieben wurde
    Eltern werden ist nicht schwer, Eltern sein dagegen sehr. Das war schon immer so. Es gab allerdings noch nie eine Elterngeneration,
     die derart in der Pflicht war. Familien haben immer mehr zu tun und immer weniger Muße. In Zeiten weltweiter ökonomischer Krisen und internationaler
     Leistungs-Vergleichstests (PISA) lastet ein besonderer Druck auf den Familien, vor allem auf den Kindern. Lernen, lernen, lernen heißt die Devise. Bildung
     gilt als wichtigste Ressource. Der Nachwuchs, so predigen Bildungsexperten und Politiker, muss am Ball bleiben. Die Konkurrenz agiert global. Sie kommt
     aus Indien, China oder Osteuropa, und es wird wahrlich oft genug wiederholt, dass dort die Kindheit nicht verbummelt wird. Wir haben verstanden: Der
     Schlüssel für eine möglichst aussichtsreiche Zukunft liegt mehr denn je im Schulerfolg.

    Vor allem Mütter fühlen sich dafür verantwortlich und sie kümmern sich auch: Sie kontrollieren die Hausaufgaben, fragen Vokabeln ab
     und halten Kontakt zu den Lehrern. Sie motivieren, trösten, loben. Damit nicht genug: Nachmittags wird der Nachwuchs zu zahlreichen Aktivitäten
     chauffiert. Kein Talent soll unentdeckt bleiben, keine Chance ausgelassen werden. Sinnfreies Herumtoben mag für die motorische Entwicklung gut sein. Zu
     Angeboten aber, für die man zahlen muss, fahren nicht wenige in der stillen Hoffnung, es käme irgendwie auch den Schulnoten zugute.

    Zunehmend interessieren sich Eltern für Lernspielzeug, Förderprogramme, Therapien gegen Lernblockaden, Bildungs-Softwareund Neurodidaktik. Nicht weil sie übertrieben ehrgeizig sind, sondern weil sie verständlicherweise für ihre Kinder das Beste wollen. Die
     Frage ist nur: Was ist das Beste? Vieles von dem, was Eltern ihren Kindern heute angedeihen lassen, im felsenfesten Glauben, ihre Chancen damit zu mehren,
     wird von einem ernstzunehmenden Teil der Wissenschaft jedenfalls als „nutzlos“, manches gar als „schädlich“ entzaubert. Diese Erkenntnisse aber
     verhallen nahezu ungehört. Aufmerksamkeit schenken wir eben am liebsten denen, die unsere Erwartungen bestätigen.

    Mit dem Lernen ist es jedoch wie mit dem Abnehmen. Der Königsweg ist simpler und zugleich anstrengender, als viele uns glauben machen
     wollen. Diäten sind auf Dauer wenig hilfreich. Und doch klammert man sich gerne an Versprechungen, nach denen neue Programme das Schlankwerden
     erleichtern. Auch für das Lernen gilt: Je schriller und verheißungsvoller die Angebote, desto lauter sollten unsere Alarmglocken bimmeln. Bildung
     floriert auch als Geschäftsmodell. Meist sind die Versprechungen riesig und die Effekte gering. Gleichwohl können wir Kindern helfen. Die richtige
     Förderung ist das eine. Eine Haltung, die grundsätzlich von Optimismus geprägt wird, das andere. Vielleicht lohnt ein Blick zurück:

    In „Eltern brauchen Grenzen“ schwärmt Uli Hauser von früher: „Als wir Kinder waren, waren wir viele. Kerskens gegenüber hatten
     neun. Oelingers die Straße hoch fünf, zu Hause waren wir sechs. Die Jungs spielten Fußball, die Mädchen Gummitwist. Am Kuhteich rauchten wir die ersten
     Zigaretten, mit elf oder zwölf. Uns wurde schlecht, aber niemand hat es bemerkt. Meine Eltern ließen uns laufen ...“. Waren früher wirklich alle so
     entspannt? Eltern waren jedenfalls weniger vorsichtig und in aller Regel sehr viel zuversichtlicher: „Das wächst sich aus.“ „Das wird schon wieder“ –
     solche Sätze hat man früher dauernd gehört.Eine bequeme Haltung – auch für die Kinder, um die man nicht viel „Gedöns“ machte.

    Die Zeiten haben sich geändert. Und zwar grundlegend. Noch nie bekamen Männer und Frauen so spät Kinder, und noch nie hatten Eltern so
     viel Sorge, etwas falsch zu machen. Im statistischen Durchschnitt werden inzwischen in Deutschland nur noch 1,3 Kinder pro Familie geboren. Kinder sind
     etwas Seltenes geworden, etwas Besonderes und unglaublich Kostbares. Ein Drittel der heute 30-Jährigen wird vermutlich kinderlos bleiben. Je weniger
     Nachwuchs es gibt, desto höher steigt das einzelne Kind im „Wert“; es bekommt mehr Aufmerksamkeit und mehr Liebe, aber auch mehr Erwartungen zu
     spüren. Auch die Sorgen wachsen: Ist es gesund? Hat es alles? Wirkt es glücklich? Wie schneidet es im Vergleich zu anderen ab? Wird es Erfolg haben?
     Erfolg ist wichtig geworden, und er wird immer wichtiger in Zeiten, in denen es Niederlagen nur so hagelt. Die
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