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Die populaersten Irrtuemer ueber das lernen

Titel: Die populaersten Irrtuemer ueber das lernen
Autoren: Claudia Jacobs
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zahlreichen „Experten“ auf dem Bildungssektor. Vieles von dem,
     was sie mir erzählten, konnte ich mit meinen persönlichen Erfahrungen mit Kindern nicht in Einklang bringen, oder es stand in krassemGegensatz zu Überzeugungen anderer. Nach 20 Berufsjahren bekommt man ein immer besseres Gespür dafür, wer wirklich Ahnung hat und wer nur
     so tut. Die Stimme der Vernunft ist allerdings durchweg leiser als die der Populisten. Letztere aber bestimmen, was wir „wissen“. Das hat mich geärgert,
     auch weil ich erlebe, wie schwierig Diskussionen mit Menschen sind, die sich auf angebliche Erkenntnisse aus der Wissenschaft berufen. Ich wollte es
     deshalb genau wissen: Klappen Zeitfenster wirklich zu, und brauchen Kinder daher zu bestimmten Zeiten gezielte Lernangebote? Ist es wahr, dass Kinder
     leichter lernen als Erwachsene? Bringen Englisch und naturwissenschaftliche Experimente in der Kita Kinder tatsächlich nach vorn? Schult Latein, wie stets
     behauptet, das logische Denken? Wird, wer ein Instrument lernt, tatsächlich schlauer? Haben spät eingeschulte Kinder wirklich das Nachsehen? Ist
     Auswendiglernen zu Recht verpönt? Macht Fernsehen blöd? Ist die Ganztagsschule wirklich die Lösung aller Probleme? Aus dem Fragen-Katalog wurde eine
     Liste, die ich im vergangenen Jahr Elsbeth Stern schickte, einer Kapazität unter den Lehr- und Lernforschern. Früher hat die Kognitions-Psychologin am
     Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung gearbeitet, heute lehrt und forscht sie am Institut für Verhaltenswissenschaften der Eidgenössischen
     Technischen Hochschule in Zürich. Nach Erhalt meiner Nachricht rief mich Frau Professor Stern an und versprach ihre Hilfe.

    Das vorliegende Buch handelt von den gängigsten Fehleinschätzungen in Sachen Lernen. Für Lehrer, Eltern (und nicht zuletzt die Kinder)
     müssen das keine schlechten Botschaften sein. Im Gegenteil: Wenn man weiß, was funktioniert und was nicht, kann man sich Sackgassen und Umwege
     ersparen. Wer die populärsten Irrtümer kennt, wird zudem lockerer – garantiert. Auch die nervenzehrenden Debatten über den richtigen Weg in Kindergarten
     oder Schule werden weniger verunsichern, wenn manweiß, wieviel Unsinn selbst unter angeblichen Fachleuten kursiert. Allenfalls
     Halbrichtiges ist lange genug wiederholt worden. Es wird Zeit, sich gegen die Schwarzseher und ihre nervös machenden Halbwahrheiten zu wehren: Wenn Kinder
     ausgiebig spielen, werden sie später nicht auf Straßenkreuzungen die Autos jener putzen müssen, die bereits im Kindergarten Unterricht hatten. Sie
     werden nicht weniger Erfolg haben als die, die ihre grauen Zellen mittels Gehirnjogging trainieren. Und niemand wird ihnen die Butter vom Brot nehmen, nur
     weil sie mit dem Erlernen der ersten Fremdsprache bis zur fünften Klasse gewartet haben.

    Elsbeth Stern habe ich in vielfacher Hinsicht zu danken. Sie hat mich bereits bei einer Titelgeschichte für Focus-Schule zum selben
     Thema beraten und mir auch in vorliegendem Buch bei vielen Kapiteln geholfen – mit ihrem fundierten Wissen, geduldigen Erklärungen sowie zahlreichen
     Anregungen und Hinweisen. Auf die Frage, warum sie sich so einsetzt, verblüffte sie mich mit einem Bekenntnis: „Erst wenn es gelingt, die alten Mythen und
     populären Irrtümer aus den Köpfen zu verbannen, haben Erkenntnisse der modernen Lernforschung eine wirkliche Chance.“ Außerdem, so sagte sie, plagten sie
     und ihre Kollegen zuweilen Gewissensbisse. Stern: „Vor zehn, 15 Jahren haben wir gesagt: Hey, Kinder können doch viel, viel mehr. Heute müssen wir sehen,
     wie falsch das verstanden worden ist. So jedenfalls haben wir das nicht gemeint.“

    Wenn das vorliegende Buch Erzieher, Lehrer, alle am Thema Schule Interessierten zum Nachdenken über Dinge bringt, die dank
     Dauerpräsenz zu den bildungspolitischen Säulenheiligen gehören, hat sich die Mühe gelohnt. Wie wir noch sehen werden, ist es zum (Um)lernen jedenfalls nie
     zu spät. In erster Linie aber habe ich das Buch für Eltern geschrieben. Für Mütter und Väter,denen das Wohl ihres Kindes immer noch
     wichtiger ist als seine Schulnoten. Für die, die ihr Kind optimal unterstützen wollen, ohne es kirre zu machen. Und für jene, die bereit sind, wieder mehr
     auf das zu hören, was man den gesunden Menschenverstand nennt. Doch selbst Eltern, die der Überzeugung sind, nur dem polyglotten Alleskönner gehöre die
     Zukunft, können von den hier gesammelten
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