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Ich mag dich wie du bist

Ich mag dich wie du bist

Titel: Ich mag dich wie du bist
Autoren: Francesco Gungui
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sich mit dem tollsten Mädchen der Schule angefreundet hat, auf Partys gegangen ist und sich hat volllaufen lassen. Das klingt alles toll, aber ich komme darin gar nicht mehr vor, das bin ich nicht.«
    »Warum? Was meinst du damit?«
    »Ich bin schüchtern, ich bin überhaupt nicht toll, ich bin flach wie ein Brett, schlecht in der Schule, reich bin ich auch nicht, ich habe keine Villen wie ihr.«
    »Und blöd bist du auch.«
    »Ja, blöd bin ich auch noch.«
    Sie lächelt.
    Ich lächle ebenfalls ein wenig, ein resigniertes Lächeln.
    »Ruf Luca an und sag ihm, dass er zurückkommen soll.«
    »Nein, nein, das kann ich jetzt nicht, das krieg ich nicht hin.«
    »Er ist in dich verliebt.«
    »Das hat er mir gesagt, aber du hast mit ihm rumgemacht …«
    »Ach Ali, komm schon …«
    »Hör mal, ich bin zu müde, um sauer zu sein, nur das hält mich davon ab, dir eine reinzuhauen.«
    »Okay, das ist nur gerecht.«
    »Hat er dir wirklich all das über mich erzählt?«
    »Nein, ich habe mir das Ganze ausgedacht.«
    »Ich fühle mich so schrecklich.«
    »Und ich glaube, dass ihm das auch noch gefallen würde.«
    »Was?«
    »Die Tatsache, dass du doch ein Mensch wie alle anderen bist und dich jetzt schrecklich fühlst, denn das ist normal, oder? Er hält dich für etwas Besonderes. Und er kann etwas sehen, was in deinem Inneren leuchtet, etwas, was ihm fehlt und was er nicht hat, denn mit dir fühlt er sich vollständig, hat Freude am Leben und fühlt sich sicher.«
    »Luca?«
    »Ja, er traut sich nur nicht, dir das alles zu sagen. Dir zu sagen, wie sehr er dich mag, dass er sich eigentlich dir unterlegen fühlt und, auch wenn es nicht so wirkt, meint, er könnte von dir noch viel lernen.«
    »Reden wir über dieselbe Person?«
    »Warte, hör zu«, unterbricht mich Martina mit einem schwer zu deutenden Lächeln, »das denkt Luca, aber ich denke genau das Gleiche.«
    »Du?«
    Martina lächelt schwach und senkt den Kopf. Dann schweigen wir beide, weil ich nicht weiß, was ich sagen soll und eigentlich etwas sagen müsste. Nach einer Weile sieht sie mich mit glänzenden Augen an und wartet darauf, dass ich irgendetwas tue. Aber in meinem Kopf muss es wohl eine Art Kurzschluss gegeben haben, denn ich weiß nicht, was ich sagen soll und noch weniger, was ich denken soll. Deshalb lache ich, denn ich kann nicht anders.
    »Du lachst?«, fragt sie.
    »Entschuldige, das ist nicht wegen dir.«
    »Ach.«
    »Glaubst du wirklich, was du da eben gesagt hast?«
    »Ja, sonst hätte ich es dir nicht gesagt.«
    »Aber das kann doch nicht sein, sieh mich doch an, ich bin ein Nichts, ich bin ganz anders, ich bin … keine Ahnung, das habe ich dir schon gesagt, ich bin überhaupt nicht toll, und jetzt fühle ich mich noch mehr wie ein Loser als je zuvor. Daniele macht mit seiner Ex im Haus herum, Luca ist weggelaufen und … wie kannst du mich nur mögen?«
    »Ich mag dich eben. Ich mag dich so, wie du bist.«
    Bei ihren Worten wird mir ganz warm ums Herz. »So« – dieses Wort rast durch meinen Kopf, ein Wort, das ich schon viele Tausend Male gehört habe und das jetzt ganz neue Bedeutungen bekommt. »So ist es gut«, »so ist es richtig«, mir fallen nur Sätze ein, in denen »so« positiv besetzt ist. Aber »Ich mag dich so, wie du bist« ist der beste. Ich sehe Martina an. Wir haben uns gestritten, sie hat mit Luca rumgemacht, und jetzt steht sie hier und sagt mir, dass sie mich so mag, wie ich bin, und das ist schön, ein schöner Satz, den man immer wieder hören kann, egal, wer ihn sagt. Ich bin nicht mehr wütend, ich bin nicht mehr sauer auf sie wegen dem, was passiert ist. Morgen werde ich über alles nachdenken, jetzt will ich bloß hier sein, ganz in diesem Moment aufgehen.
    Ich nehme Martinas Hand und drücke sie fest. Mein Blick verliert sich in der Dunkelheit, im Meer.
    Plötzlich versperrt mir ihr Kopf die Sicht und ihre Lippen berühren meine.
    Einen Augenblick lasse ich meine Lippen auf ihren. Dann weiche ich zurück. So bleiben wir nebeneinander sitzen und starren beide aufs Meer. Ich denke an das, was passiert ist, und warum es passieren musste, und dabei muss ich an Lucas letzte Theorie denken, die von der Auswahl: Um Kraft zu sparen, wählt der Kopf immer zwischen zwei Möglichkeiten, Ja und Nein, gut und böse, und meistens hat er die richtige Wahl dabei schon verworfen. Ich weiß nicht, inwieweit mich diese Theorie jetzt überzeugt, wo ich sie in meinen Gedanken wiederhole, sie scheint mir nicht allgemeingültig zu
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