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Ich mag dich wie du bist

Ich mag dich wie du bist

Titel: Ich mag dich wie du bist
Autoren: Francesco Gungui
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Menge Leute, aber viele sitzen auch einfach im Gras und rauchen. Ich dränge mich zwischen schwitzenden Körpern hindurch, doch als ich bei der Anlage ankomme, sehe ich dort nur Roby.
    »Wo ist Daniele?«
    »Ich habe ihn abgelöst!«, schreit er.
    »Und wo ist er hin?«
    Ich habe dabei wohl irgendwie ein mieses Gesicht gezogen, denn Roby runzelt leicht seine Stirn, ehe er mir antwortet, dass er keine Ahnung hat.
    In dem Moment legt mir jemand die Hand auf die Schulter. Ich drehe mich um in der Annahme, es ist Daniele, stattdessen ist es Rosa, und zwar allein. Sie hat so einen merkwürdigen Ausdruck im Gesicht, sie wirkt besorgt.
    »Komm mal kurz mit«, schreit sie mir ins Ohr.
    Ich folge ihr.
    Sobald wir draußen vor dem Zelt sind, bleibt sie stehen.
    »Alice, ich muss dir etwas sagen.«
    Okay, jetzt will sie mir das mit Luca beichten.
    »Du musst mir gar nichts sagen«, komme ich ihr zuvor. »Das ist überhaupt kein Problem, Luca ist nicht mein Eigentum.«
    Meine Worte waren nett gemeint, und dank meiner Bemühungen klangen sie auch so, aber in ihrem Gesicht kann ich lesen, dass ich völlig falschliege.
    »Das ist es nicht.«
    »Was ist dann das Problem?«
    »Hör mal, vielleicht geht mich das auch gar nichts an, aber ich wollte es dir trotzdem sagen, hier auf der Party ist auch Danieles Ex, sie ist schon ein paar Tage da. Heute Nachmittag war sie hier, als alles aufgebaut wurde, und hat ihn die ganze Zeit angemacht.«
    »Ach.«
    Jetzt weiß ich, mit wem Daniele zusammen war, als er nicht auf dem Campingplatz geschlafen hat. Der Daniele, der zu mir gekommen ist, um mit mir zu reden, um die Dinge »irgendwie« zu klären, er hat nicht lange gebraucht, um mich zu ersetzen. Mein ursprünglicher Drang, mich mit ihm zu versöhnen, muss plötzlich gegen den Wunsch ankämpfen, ihm eine reinzuhauen. Die Worte meiner Großmutter werden völlig bedeutungslos angesichts der Möglichkeit, dass Daniele mit einer anderen zusammen sein könnte.
    Ich möchte ihm ins Gesicht sehen, will hören, was er zu sagen hat.
    »Wo ist er?«
    »Ich weiß es nicht, vorhin war er im Haus, aber jetzt, keine Ahnung.«
    Ich laufe zum Haus, ohne jemanden anzusehen, dabei remple ich mehrere Leute an, sodass sie ihren Drink verschütten. Sie schreien mir etwas hinterher, aber ich bleibe nicht stehen, sondern gehe direkt ins Haus.
    Warum hat Martina mir nichts gesagt? Hat denn wirklich niemand etwas davon gewusst?
    Auch im Haus läuft laute Musik. Ich gehe durch ein großes Wohnzimmer, in dem die Leute dicht gedrängt auf an die Wände geschobenen Sofas sitzen. Ich komme in eine Küche, wo ein paar Besucher an einem Tisch vor dem offen stehenden Kühlschrank sitzen. Aber Daniele ist nicht dabei. Ich vergesse meinen Stolz und frage die Leute, ob sie einen Jungen mit Dreadlocks gesehen haben, den Typen, der die Platten aufgelegt hat. Sie sehen mich mit großen Augen an, als wäre ich völlig durchgeknallt, vielleicht sind sie ja alle Freunde von seiner Ex und wissen ganz genau, wo Daniele steckt.
    Ich gehe ins Wohnzimmer zurück und die Treppe ins obere Stockwerk hinauf. Dort liegt ein langer Korridor voller Türen vor mir, in dem sich einige Pärchen an die Wände lehnen und küssen. Ich laufe den Flur entlang in der Absicht, eine Tür nach der anderen aufzureißen. Aber ich habe Glück und erwische ihn schon beim ersten Versuch. Er liegt auf dem Bett und zwischen ihm und der Matratze ist ein Mädchen.
    »Du bist ein Arschloch, weißt du das?«
    »Alice.«
    »Halt den Mund! Du kannst mich mal und dein verfluchter Hausverwalter gleich mit!«
    Eine Minute später hänge ich über der Kloschüssel. Ich bin betrunken und jetzt ist mir schlecht. Ich stecke mir zwei Finger in den Hals und kotze alles aus. Ramme mir wieder den Finger in den Hals und kotze, bis da nichts mehr ist. Wegen Daniele, wegen heute Abend und wegen dem ganzen Rest. Dann stehe ich auf und gucke in den Spiegel. Ich spüle mir den Mund mit ein wenig Zahnpasta aus und wasche mir Gesicht und Hände mit Seife. Dann verlasse ich das Bad: Ich weiß jetzt, mit wem ich reden muss, weiß, wer mir zuhört, und vielleicht hätte ich das schon früher merken sollen.
    Also zurück auf den Flur und ab ins Wohnzimmer.
    Als ich gerade das Haus verlassen will, bemerke ich das Meer.
    Durch eine geöffnete Terrassentür sehe ich einen Streifen Wasser, der vom Mond beleuchtet wird. Die Terrasse ist groß und dort scheint niemand zu sein. Vielleicht sollte ich jetzt besser etwas für mich allein bleiben. Ich
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