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Ich mag dich wie du bist

Ich mag dich wie du bist

Titel: Ich mag dich wie du bist
Autoren: Francesco Gungui
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gehe hinaus und ein lauer, feuchter Wind weht mir ins Gesicht. Der Geruch nach Meer steigt mir in die Nase und ich atme ihn tief ein. An der Brüstung vor dem Meer erkenne ich die Silhouette von Luca, seine Haare sind zerrauft und das weiße Hemd hängt etwas schief aus dem Jackenkragen.
    Ihn brauche ich jetzt, schießt es mir durch den Kopf, ich muss dringend mit ihm reden.
    Langsam gehe ich zu ihm hin, doch da bemerke ich, dass er nicht allein ist. Neben ihm steht noch jemand. Luca bewegt sich und dreht mir den Rücken zu, und ich kann zwei Hände erkennen, die an ihm hinuntergleiten. Lucas Kopf neigt sich leicht zur Seite und die Umarmung wird enger. Okay, denke ich, wenigstens er genießt den Abend. Und ich muss wieder an Marys Cousine denken, die von mir die Erlaubnis haben wollte, sich an Luca heranzumachen. Und dann hat sie mir auch noch das von Danieles Ex erzählt. Mit jemandem wie ihr wäre ich gern befreundet. Etwas anderes will ich im Moment nämlich sowieso nicht. Also mache ich leise kehrt in der Absicht, nach Hause zu gehen, irgendwie werde ich schon wegkommen, und wenn ich laufen muss. Und da sehe ich sie. Marys Cousine steht genau vor mir, neben der Terrassentür.
    »Alice, hast du ihn gefunden?«, fragt sie mich, sobald sie mich sieht, aber ich höre ihr nicht zu.
    Ich drehe mich um. Offenbar hat noch jemand gehört, dass mein Name genannt wurde.

Achtzig
    Ich renne los, richtig schnell wie eine Hundertmeterläuferin. Mit all meiner Kraft reiße ich die Beine hoch, sodass es mir vorkommt, als flöge ich über den Rasen vor Marys Haus, über das Tor, direkt dem Meer entgegen. Und dort möchte ich so schnell wie möglich hin. Jemand hinter mir ruft immer wieder meinen Namen, aber ich will das überhaupt nicht hören. Irgendwann bleibe ich stehen, lasse den Kopf hängen und weine die hoffentlich letzten Tränen dieser Ferien.
    »Ali, lass es mich doch erklären«, sagt jemand. »Es ist nicht so, wie du denkst.«
    »Was denke ich denn?«, frage ich. Wenn schon mal jemand weiß, was ich denke, sollte ich diese Chance nutzen.
    »Du glaubst, ich habe dich betrogen, aber das stimmt nicht.«
    »Ich denke gar nichts und du kannst machen, was du willst und vor allem, mit wem, ich freue mich sogar für dich, in Mailand wird dir das viele Pluspunkte einbringen.«
    »Ali, das wird in Mailand nicht weiterlaufen, es ist schon vorbei, das war nur die Stimmung des Moments …«
    »Zuerst habe ich Daniele gesucht, den ich dann in einem Zimmer mit seiner Ex gefunden habe … ich war etwas durcheinander, das ist ja wohl verständlich, dann habe ich gedacht, geh doch mal zu Luca, aber das war eine ganz blöde Idee … außerdem hatte ich ja Martina gesagt, dass es mir nichts ausmacht, wenn du mit einer anderen rummachst, aber doch nicht mit ihr. Ich dachte, dass sie eine Freundin wäre. Ich dachte, ich könnte ihr vertrauen. Und ich dachte, ich könnte auch dir vertrauen.«
    »Was soll das heißen? Was habe ich damit zu tun? Ich habe dein Vertrauen nicht verraten!«
    Luca sieht mich ernst und unverwandt an.
    »Ali, verfluchte Scheiße, warum laufe ich dir jetzt wohl hinterher? Warum bin ich dich wohl besuchen gekommen? Ich komme hierher in der Hoffnung, meine Ferien mit dir zu verbringen, und stattdessen bist du mit diesem Rasta zusammen. Okay, ich steck das weg, benehme mich und mach das Beste draus. Dann, als es brennt, kommst du zu mir zurück und ich bin da, bin immer da, und jetzt sagst du mir, dass ich dein Vertrauen missbraucht habe. Ja, okay, vielleicht hätte ich Mary küssen sollen, oder ihre Cousine oder Roby oder irgendjemand anderen, aber es ist eben anders gelaufen, und trotzdem renne ich dir immer noch hinterher. Ich bin wirklich der letzte Idiot.«
    Er dreht sich um und geht.
    »Luca, warte.«
    Tausend Gedanken schießen mir durch den Kopf und ich bringe kaum ein Wort raus. Luca dreht sich um und macht einen Schritt auf mich zu, dann bleibt er stehen.
    »Ali, ich bin verliebt – und zwar in dich.«
    Diesmal geht er endgültig, und ich bleibe allein zurück mit meinen Gedanken, meinen Antworten und meinen Fragen. Ich habe nicht die Kraft, ihm hinterherzulaufen, ihm nachzurufen, dass er doch stehen bleiben und mir alles erklären soll. Und da gibt es ja auch nichts zu erklären, Luca war schrecklich deutlich, wie eigentlich von Anfang an, schon indem er hierhergekommen ist. Wie ein Blitz zuckt mir dieser Satz von ihm durch meinen Kopf, den er gesagt hat, ehe ich abfuhr: »Ali, ich werde nicht kommen,
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