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Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Titel: Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman
Autoren: Ellen Berg
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die Armlehne. »Jetzt sag schon, was los ist! Jan hat mir ungefähr zwanzigmal auf die Mailbox gesprochen! Er sucht dich! Er dreht fast durch! Habt ihr euch gestritten? Herrgott, nun red schon! Und dann schwirr ab, dahin, wo du hingehörst: ins Bett und zu Jan.«
    »Das habe ich ihr auch schon mehrmals gesagt, wenn auch mit einer etwas anderen Ausdrucksweise«, meldete sich Doktor Köhnemann zu Wort. »Aber Frau Bernburg ist störrisch wie ein Fohlen.«
    »Er will mich umbringen«, raunte Vivi ihrer Freundin ins Ohr.
    Ela schoss von der Sessellehne hoch und baute sich drohend vor Doktor Köhnemann auf. »Sie wollen Frau Bernburg umbringen? Das wird ja immer besser, Sie Quacksalber! Machen Sie sich vom Acker, bevor ich mich vergesse!«
    »Doch nicht er«, wisperte Vivi. »Jan.«
    Dann krümmte sie sich zusammen, während Ela und der Arzt einen längeren Blickwechsel hatten.
    »Schwangerschaftsdelirium«, sagte Doktor Köhnemann achselzuckend.
    »Handlungsbedarf«, fauchte Ela. »So, Onkel Doc, bevor Vivi, ich meine Frau Bernburg, hier weiter La Paloma macht, fahren Sie sie schnurstracks nach Hause.«
    Der Arzt hob fragend die Augenbrauen.
    »Wenn ich darum bitten dürfte«, setzte Ela betont höflich hinzu.
    »Darf ich vielleicht auch mal was sagen?«, stieß Vivi hervor, die Hände an ihre schmerzende Rippe gedrückt. »Ich bin zwar schwanger, aber noch lange nicht weich in der Birne.«
    Ela zupfte die Schleife der gelben Seidenbluse zurecht, die sie zu ihrem kobaltblauen Kostüm trug. »Offen gesagt klingst du nicht nach einer stabilen Persönlichkeit. Du klingst nach einem Alptraum.«
    Es klopfte. Ela lief zur Tür, öffnete sie kurz, brüllte: »Jetzt nicht!«, und knallte sie wieder zu.
    »Wir müssen unter vier Augen reden«, sagte Vivi matt.
    Ela öffnete die Tür ein weiteres Mal. »Herr Doktor Kötelmann, wenn Sie dann mal bitte kurz …«
    »Köhnemann«, verbesserte er Ela. »Gut, ich ziehe mich zurück.«
    Er verließ den Raum rückwärts, als hätte er Angst, dass man ihm noch irgendetwas hinterherwerfen könnte. Als er draußen war, kniete sich Ela neben Vivi, die schief im Sessel hing und nach einer Stellung suchte, die ihrer Rippe genehm war.
    »Also?«
    »Die lange oder die kurze Version?«, fragte Vivi.
    »Die Turboversion!«, rief Ela. »Da draußen stehen die Manager von zehn Luxusreiseunternehmen, die heute einen Vertrag mit dem Hotel Miramar unterzeichnen wollten. Toll. Die haben jetzt den allerbesten Eindruck bekommen.«
    Vivi hielt sich an der Sessellehne fest. »Jan heißt nicht Petersen, sondern Kowalski und ist der Bruder von Richard, der eigentlich auch Kowalski heißt.«
    Um Elas Mundwinkel zuckte es, als ob sie sich nicht zwischenHohngelächter und Weinkrampf entscheiden konnte. »Du glaubst ja wohl nicht im Ernst, dass ich das verstanden habe.«
    Nun musste Vivi doch eine etwas längere Version erzählen. Eine entschärfte natürlich. Demnach habe sich ein gewisser André Kowalski als Richard von Hardenberg ausgegeben. Sein Bruder, Jan Kowalski, sei adoptiert worden und heiße jetzt Petersen. Ferner erzählte sie, dass André beziehungsweise Richard eines unnatürlichen Todes gestorben sei. Und dass Jan nun glaube, sie, Vivi habe etwas damit zu tun. Weshalb er nach Cowboymanier seinen Bruder rächen wolle.
    Schweigend hörte Ela zu und sah dabei unauffällig auf die Uhr. Als Vivi fertig war, sah Ela ihrer Freundin eindringlich in die Augen.
    »Eins nach dem anderen. Richard ist wirklich tot?«
    Vivi nickte.
    »Heilige Scheiße! Was für ein Drama! Und er war Jans Bruder?«
    Wieder nickte Vivi.
    »Okay, das mit den Brüdern könnte stimmen. Sie sehen sich ja wirklich sehr ähnlich. Doch alles andere – du hast dich da in was reingesteigert.«
    »Nein«, entgegnete Vivi. »Das Ding kann mir jederzeit um die Ohren fliegen.«
    Ela rieb sich das Kinn. »Fahr nach Hause. Sprich dich mit Jan aus. Ich rufe ihn an, damit er sich vor lauter Herzeleid nichts antut. Und sobald ich hier fertig bin, komme ich nach. Einverstanden?«
    Es hatte keinen Sinn. Ohne die lange Version inklusive des einen oder anderen Mordes musste das Ganze ja völlig spinnertwirken. Vivi schraubte sich langsam aus dem Sessel hoch. »Auf deine Verantwortung. Aber wenn du auf meiner Beerdigung heulst, sage nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.«
    Die Rückfahrt nach Wiesbaden verbrachte Vivi in einem Zustand größter Apathie. Nach dem Aufruhr, der sie erfasst hatte, war sie mit ihrer Kraft am Ende. Eine beunruhigende Ruhe
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