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Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Titel: Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman
Autoren: Ellen Berg
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breitete sich in ihr aus. Teilnahmslos saß sie neben Doktor Köhnemann, der versuchte, sie mit launigen Geschichten über schwangere Frauen aufzuheitern. Als er bei der Patientin angelangt war, die Rollmöpse mit Nutella gegessen und ihrem Mann eine mundgeblasene Kristallvase an den Kopf geworfen hatte, bat sie ihn inständig, das Thema zu wechseln.
    Sie war nicht verrückt. Sie bildete sich das alles nicht ein. Sie hatte doch mit eigenen Augen die Dossiers gesehen, die Indiziensammlung, diese ganzen belastenden Informationen, die locker für eine Anklage gereicht hätten. Jan wusste, dass sie eine Mörderin war. Dass er sie nicht verhaftete, konnte nur einen Grund haben: Er wollte das Geld und Vivi an die Gurgel. Viermal hatte er es schon versucht. Es war nur eine Frage der Zeit, wann es ihm gelingen würde.
    Wie eine dunkle Decke legte sich die Erschöpfung auf Vivi. Sie war so müde, das sie kaum die Augen offen halten konnte, während Doktor Köhnemann wieder zu seinem neuen Lieblingsthema zurückkehrte und über Schwangerschaftsmüdigkeit dozierte. Langsam sank ihr Kopf hinab auf die Brust, bis ihre Lider schwer wurden und sie einnickte.
    Geweckt wurde sie von einem penetranten Hupton. Sie schreckte auf, erkannte die Straße und von weitem das Reihenhaus mit den Kindern, die davor spielten.
    Immer noch hupend gab Doktor Köhnemann Gas. Jan wartete schon vor dem Haus. Sobald er den Wagen sah, begann er, ihm entgegenzulaufen, mitten auf der Straße. Einen winzigen Augenblick lang hoffte Vivi, dass der kurzsichtige alte Herr Jan einfach umnieten würde. Doch der Arzt legte geistesgegenwärtig eine Vollbremsung hin.
    Jan hastete zur Beifahrertür und riss sie auf. »Liebling! Mein Liebling! Bin ich froh!« Er zog Vivi vorsichtig aus dem Wagen und hob sie hoch. »Danke, Doktor Köhnemann!«, rief er dem Arzt über die Schulter zu, dann trug er Vivi auf seinen Armen ins Haus.
    Noch immer war sie völlig teilnahmslos. Sie lehnte ihren Kopf an Jans Schulter, sog den vertrauten Geruch ein, ließ sich von dem Mann tragen, der ihr alles bedeutete und der sich gerade den Kopf darüber zerbrach, wie er sie schnellstmöglich am Weiterleben hindern könnte.
    Erst als sie im Wohnzimmer angekommen waren, ließ Jan sie wieder los. Sanft bettete er Vivi auf die Couch und ließ sich vor ihr auf dem Teppich nieder. Sein Gesicht war aschfahl.
    Vivi atmete einmal tief durch. »Hol bitte die Suppe. Sofort. Ich habe Hunger.«
    Hatte Vivi einen Plan? Man musste es wohl eher Tollkühnheit nennen. Oder Todesverachtung, denn sie setzte alles auf eine Karte. Wenn Jan zuließ, dass sie eine mit Rattengift verfeinerte Suppe aß, wusste sie endlich, woran sie war. Dann hatte das Leben sowieso keinen Sinn mehr.
    Jan zwinkerte nervös. »Du meinst, du willst die Minestrone?«
    »Genau. Oder soll ich selbst in die Küche gehen?«
    »Nein, nein. Aber ich muss sie erst aufwärmen. Sie ist im Kühlschrank und eiskalt.«
    So wie du, dachte Vivi. Und hoffte doch so sehr, dass sie sich täuschte.
    »Ist mir gerade recht. Eine schöne kalte Suppe«, zischte sie.
    Jan stand seufzend auf und kehrte eine Minute später mit einem Tablett zurück, auf dem die Terrine stand. Daneben zwei Teller, zwei Löffel, zwei Servietten. Zwei?
    Zweifelnd sah sie ihn an. Was hatte er vor? Vivi musste noch einmal ihren reichlich überstrapazierten Verstand bemühen, um die Möglichkeiten durchzugehen. Variante eins: Jan hatte die Suppe vergiftet. Dann würden sie beide sterben. Variante zwei: Jan ging davon aus, dass Vivi die Suppe vergiftet hatte. Auch in diesem Fall würden sie beide auf dem Friedhof landen. Verdammt. War das nicht völlig sinnfrei?
    Wortlos füllte Jan die beiden Teller. Dann fing er an zu essen, ohne auf Vivi zu warten. Sie riss die Augen auf. Das wurde ja immer abgefahrener!
    »Du warst an meinem Laptop, richtig?«, fragte er.
    »Ja«, gab Vivi zu.
    »Und in meiner Wohnung?«
    Sie nickte.
    »Dann weißt du, dass ich es weiß.«
    Gebannt beobachtete Vivi, wie er weiteraß, als wäre das irgendeine stinknormale Gemüsesuppe. »Wie hast du es rausbekommen?«
    Er verschluckte sich, hustete, tauchte aber seinen Löffel erneut in die Minestrone. »André hat von dir geschwärmt. Er hat mir Fotos gezeigt und gesagt: Tolle Frau, dicker Fisch.«
    Das tat weh. Vivi sah betreten zur Seite.
    »Mein Bruder war immer das schwarze Schaf der Familie«, erzählte Jan zwischen zwei weiteren Löffeln Suppe. »Der geborene Hochstapler, der alle mit seinem Charme um den
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