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Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Titel: Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman
Autoren: Ellen Berg
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Rezept?«
    »Egal, irgendeins«, fügte Vivi hastig hinzu. »Schicken Sie meinen Mann zur Apotheke, bitte, bitte, Sie müssen das für mich tun! Den Grund erkläre ich Ihnen später.«
    In diesem Augenblick kehrte Jan mit der Arzttasche zurück und übergab sie Doktor Köhnemann.
    »Am besten, Sie legen sich drüben im Wohnzimmer auf die Couch, Frau Bernburg«, sagte der Arzt. Es war ihm anzusehen, wie unbehaglich er sich fühlte. »Ich werde erst mal Ihren Blutdruck messen.«
    Inzwischen war Vivis gemartertes Hirn zu Höchstform aufgelaufen. Sie brauchte noch einen kostbaren Augenblick, umetwas zu ergattern, was im wahrsten Sinne des Wortes der Schlüssel zum finsteren Rätsel Jan Petersen sein dürfte.
    Kokett zog sie ein Ich-bin-klein-mein-Herz-ist-rein-Gesicht. »Nur eine Minute, gehen Sie beide doch schon mal ins Wohnzimmer. Ich muss mal für kleine Mädchen. Seit ich schwanger bin, habe ich eine schwache Blase, also, das glauben Sie gar nicht.«
    Sie wartete, bis Jan und der Arzt im Wohnzimmer Platz genommen hatten. Dann ging sie zur Gästetoilette im Erdgeschoss, öffnete die Tür und schloss sie geräuschvoll. Von außen. Auf Zehenspitzen schlich sie zur Haustür. Im Schloss steckte wie immer Jans Schlüsselbund. Mit einem Geschick, das jedem Goldschmied Ehre gemacht hätte, klickte sie einen der Schlüssel ab. Nur ein leises Klimpern verriet, was sie hier tat.
    Und schwups glitt der Schlüssel in die Tasche ihres Bademantels. Vivi huschte zur Gästetoilette, öffnete lautlos die Tür, spülte und drehte den Wasserhahn auf. Halb ohnmächtig vor Aufregung schlenderte sie danach ins Wohnzimmer.
    Wie angekündigt, legte Doktor Köhnemann ihr die Manschette des Blutdruckgeräts an. Anschließend tastete er die angeknackste Rippe ab, fühlte Vivi den Puls und ließ sich ihre Zunge zeigen.
    »Tja.« Er kratzte sich wieder am Kopf. »Ihr Blutdruck ist äußerst niedrig, gnädige Frau. Kein Wunder, da Sie ja die vergangenen Tage liegend verbracht haben. Das ist nicht ganz ungefährlich, da der Fötus ja über den mütterlichen Blutkreislauf versorgt wird. Sie brauchen unbedingt ein Kreislaufmittel, und zwar sofort.« Er wandte sich an Jan. »Der Puls ist gefährlich schwach. Ich schreibe ein Rezept und muss Sie bitten, es auf der Stelle einzulösen.«
    Innerlich grinste Vivi triumphierend, denn das konnte Jan schwerlich ablehnen, ohne das Gesicht des treusorgenden und hilfsbereiten Ehemanns zu verlieren. Resignierend hob er die Hände und nahm dann das Rezept entgegen, das Doktor Köhnemann geschrieben hatte.
    »Ich fahre sofort los.«
    Die Haustür fiel ins Schloss. Der Motor des Porsche wurde angelassen. Mit quietschenden Reifen entfernte sich der Wagen.
    »Wir müssen uns beeilen«, beschwor Vivi den Arzt. »Ich bitte Sie inständig – bringen Sie mich nach Frankfurt!«
    »Frau Bernburg!« Er rang seine Hände. »In Ihrem Zustand!«
    »Es geht um Leben und Tod«, entgegnete Vivi. Und das war die splitternackte Wahrheit.
    Jetzt zählte jede Minute. Sie zog sich nicht mal um. In Bademantel und rosa Hausschlappen folgte sie mit zaghaften Trippelschritten Doktor Köhnemann zu seinem Auto, das nicht weniger betagt schien als er.
    Zum Glück war nicht viel Verkehr auf der Autobahn nach Frankfurt. Der alte Herr steuerte seinen Wagen zwar nicht gerade wie ein beseelter Rennfahrer, doch sie kamen gut vorwärts. Auf Doktor Köhnemanns besorgte Fragen reagierte Vivi ausweichend. Es gebe da Dinge, die sie herausfinden müsse. Mehr könne sie ihm zu diesem Zeitpunkt leider nicht sagen.
    Eine knappe Stunde später schloss Vivi Jans Junggesellenbude auf. Darin herrschte ein ziemliches Durcheinander. Vivi war schon seit Wochen nicht mehr hier gewesen und stieg stirnrunzelnd über Wäschehaufen und leere Weinflaschen hinweg. Kommissar Petersen hauste immer noch wie ein Junggeselle.
    »Was machen wir hier, gnädige Frau?«, jammerte Doktor Köhnemann, während er indigniert einen Stapel Zeitschriften von einem Sessel räumte und sich darauf niederließ.
    »Umfeldrecherche«, erwiderte Vivi grimmig.
    Sie steuerte Jans Schreibtisch an, neben dem ein Aktenschrank aus Metall stand. Natürlich verschlossen. Vivi holte ein stabiles Fleischmesser aus der Küche und brach das Schloss auf.
    »Um Gottes willen! Frau Bernburg! Das geht doch nicht!«, rief der Arzt.
    Vivi ließ sich nicht beirren. Mit beiden Händen bog sie die Schranktüren auseinander und betrachtete die Aktenordner, die dahinter standen. Der erste Ordner, den sie
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