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Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Titel: Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman
Autoren: Ellen Berg
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Teller?«, bat sie. »Ich habe ihn in der Küche vergessen.«
    »Verstehe nicht, warum du so viel Umstände mit dieser komischen Terrine machst«, murrte er.
    Vivi war kurz davor, die Beherrschung zu verlieren. »Hallo? Ich habe dich nicht gebeten, mir eine Niere zu spenden! Nur, einen Teller aus der Küche zu holen!«
    »Schon gut«, grollte Jan. »Bin ja unterwegs.«
    Nachdem beide Teller gefüllt waren, saßen sie einander stumm gegenüber. Die Anspannung war mit Händen zu greifen. Die Luft brannte.
    »Guten Appetit«, sagte Jan und griff zu seinem Löffel.
    »Guten Appetit«, echote Vivi. »Danke, dass du für mich gekocht hast.«
    Wie in Zeitlupe entfaltete sie ihre Serviette, legte sie auf den Schoß, schob sie hin und her, während sie lauernd Jan beobachtete. Auch er wandte offensichtlich die Verzögerungstaktik an, goss Wasser in die Gläser, rückte sie zurecht, polierte seinen Löffel mit seiner Serviette. Er wusste es ja. Er wusste alles. Vor allem war ihm Vivis Schwäche für Rattengift bestens bekannt.
    »Warum isst du nicht?«, platzte es aus ihm heraus.
    »Erst du«, antwortete Vivi.
    Er starrte in seinen Teller. »Ziemlich viel Pfeffer. So viel hatte ich da nicht reingetan.«
    »Schwangere Frauen haben seltsame Gelüste«, merkte Vivi an. »Deshalb habe ich ein wenig nachgelegt. Koste doch mal. Vielleicht habe ich ja übertrieben. Das wäre bestimmt schädlich für das Kind.«
    Widerwillig tauchte Jan seinen Löffel in die Suppe. »Ach, bin ich jetzt der Vorkoster, oder was?«
    Es war ein Duell. Ein absolut nervenzerfetzender Zweikampf. Vivis Atem ging flach. Sie konnte kaum noch klar denken. Sie wusste nur, dass sie gewinnen wollte. Und sie betete, dass es zwei Überlebende geben würde.
    »Ist doch nichts dabei«, sagte sie leichthin. »Das bisschen Pfeffer bringt dich schon nicht um.«
    »Ach ja?«
    Die Atmosphäre im Esszimmer wurde unheimlich. Jans Miene war düster und zugleich wachsam. Immer wieder warf er Vivi skeptische Blicke zu. Sie tat so, als ob sie überhaupt nichts bemerkte. Mit schmatzenden Geräuschen lockte sie Tiger an, der um die Tischbeine strich, und nahm ihn auf den Schoß.
    Jan wischte sich über die Stirn. Er schwitzte. »Vielleicht sollten wir Tiger probieren lassen.«

Kapitel vierzehn
    Die Stille dröhnte Vivi in den Ohren. Verzweifelt durchforstete sie ihr Hirn nach irgendeiner Lösung für diese absolut absurde Pattsituation. Leises Lachen drang von draußen ins Esszimmer. Jetzt, kurz nach Mittag, kamen die ersten Kinder in den Vorgarten, um wie gewohnt die Schaukel und den Sandkasten in Beschlag zu nehmen.
    Plötzlich zerriss das Schellen der Haustürklingel das unerträgliche Schweigen am Tisch. Einmal, zweimal, dreimal. Wer konnte das sein? Eines der Kinder?
    Jan sprang auf und lief in den Flur. Er kam mit einem Besucher wieder, dem sich Vivi am liebsten an den Hals geworfen hätte.
    »Herr Doktor Köhnemann!«, rief sie unendlich erleichtert. »Das ist aber nett, dass Sie vorbeischauen!«
    »Ich habe von Ihrem Unfall gehört«, erklärte der Arzt. »Und von Ihrer Schwangerschaft – meinen herzlichen Glückwunsch! Doch wie ich sehe, störe ich beim Essen. Soll ich später wiederkommen?«
    »Wir könnten Herrn Köhnemann doch zu einem Teller Suppe einladen«, schlug Jan vor.
    In seiner Stimme schwang bitterböser Sarkasmus mit. Immerhin hat er schwarzen Humor, dachte Vivi widerwillig. Der pokert hier mit seinen gezinkten Karten, dass es nur so scheppert. Russisches Roulette ist ein harmloses Kinderspiel dagegen.
    »Ein andermal«, sagte sie schnell. »Ehrlich gesagt wäre ich froh, wenn Sie mich untersuchen könnten, Herr Doktor Köhnemann. Es geht mir zwar schon besser, doch Sie sagten ja – ein Mensch ist nur so lange gesund, bis er gründlich untersucht wurde.«
    Völlig verdattert schauten Jan und der Arzt sie an.
    »Nun, wenn Sie meinen«, erwiderte Doktor Köhnemann schließlich. »Dann hole ich mal meine Arzttasche aus dem Auto.«
    Oha, auch nur eine Sekunde allein mit Jan war schon zu viel! Vivi konnte ihm gar nicht mehr in die Augen schauen.
    »Das kann mein Mann doch erledigen!«, rief sie. »Geben Sie ihm einfach Ihre Autoschlüssel.«
    Jan schnitt eine Grimasse in Vivis Richtung, nahm aber brav den Autoschlüssel von Doktor Köhnemann in Empfang. Sobald er draußen war, ließ Vivi Tiger vom Schoß und machte ein verschwörerisches Gesicht.
    »Herr Doktor, Sie müssen mir ein Rezept aufschreiben.«
    Er kratzte sich verblüfft am Kopf. »Was für ein
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