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Ich knall euch ab!

Ich knall euch ab!

Titel: Ich knall euch ab!
Autoren: Ravensburger
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erst im fünften Schuljahr nach Middletown gekommen, vorher habe ich Gary nicht gekannt. Wir waren viel zusammen und manchmal hat er von früher erzählt. Von der Scheidung und wie furchtbar das für ihn gewesen ist, und wie sein Vater dann einfach verschwunden ist und keine Alimente gezahlt und niemals angerufen hat und so. Das hat ihn schrecklich enttäuscht. Da ist er nie drüber weggekommen.
    Allison Findley, Garys zeitweilige Freundin
an der Middletown Highschool
    Die Scheidung war eine hässliche Angelegenheit. Ständig Zank und Geschrei. Geldstreitigkeiten. Und Gary immer mittendrin. Ich glaube, manchmal habe ich ihn benutzt, um zu bekommen, was mir zustand. Was uns beiden zustand. Schrecklich, ein Kind in so was reinzuziehen, aber ich wusste mir nicht anders zu helfen.
    Cynthia Searle, Garys Mutter
    Gary war ein sehr aufgewecktes Kind. Man sah ihm das nicht an, weil er recht verschlossen wirkte und sich niemals meldete. Mir ist das zum ersten Mal in Mathe aufgefallen. Seine Klassenarbeiten waren fast immer tadellos, von einzelnen Flüchtigkeitsfehlern einmal abgesehen. Und am Computer war er der Beste. Ich wollte mit der Klasse eine Website einrichten. Gary hat sich freiwillig dafür gemeldet. Und ganz gleich, welche Probleme auftauchten, Gary hat immer mindestens drei Lösungen gefunden.
    Stuart McEvoy, Garys Lehrer
in der sechsten Klasse an der Mittelschule Middletown
    Viele Jugendliche machen Computerspiele und so was, aber bei Gary war das etwas anderes. Er ist andauernd vorm Computer gesessen. Am Telefon war er oft völlig geistesabwesend, und dann wusste ich, dass er gerade online war. Er sprach ganz komisch, immer mit so einer kurzen Verzögerung, und im Hintergrund konnte man ihn tippen hören. Als ob er zwei Dinge auf einmal tun würde. Einmal habe ich ihn besucht und ihm dabei zugesehen. Er hatte drei Chatseiten gleichzeitig geöffnet und hat auf jeder mit einem anderen Partner gechattet. Und dabei auch noch telefoniert. Da ist mir klar geworden, dass er, wenn ich mit ihm telefonierte, nicht zwei Dinge auf einmal tat. Sondern vier.
    Ryan Clancy
    Ich bin mit Gary zu einer Psychologin gegangen, weil ich hoffte, da würde er vielleicht etwas aus sich herausgehen. Sie fand ihn sehr verschlossen. Ich glaube, sie ist nie so richtig an ihn herangekommen. Inzwischen ist klar, dass uns das allen nie gelungen ist.
    Cynthia Searle
    Ich will Ihnen ein Beispiel dafür erzählen, wie klug Gary war. Nach dem ersten Monat im sechsten Schuljahr wurde mir eines Tages ausgerichtet, ich solle seine Mutter bei der Arbeit anrufen. Ich erinnere mich an dieses Telefonat, weil sie sich irgendwie nicht wirklich dazu durchringen konnte, mir offen zu sagen, worum es ihr ging; aber am Ende hatte ich den Eindruck, dass sie wissen wollte, warum ich nur so wenig Hausaufgaben stellte. Offenbar brauchte Gary selten mehr als eine halbe Stunde am Abend, um damit fertig zu werden. Das Komische daran war, dass die Hälfte der Eltern meiner Schüler sich beklagten, ich würde den Kindern zu viel für zu Hause aufgeben.
    Stuart McEvoy
    Heute ist es einfach, zurückzublicken und in allem, was man getan hat, irgendwelche Hinweise zu sehen. In einem Sommer zum Beispiel haben Gary und ich mit Vergrößerungsgläsern gespielt, das heißt, wir haben damit lebendige Käfer und Raupen verbrannt. Das war schon stark, zu beobachten, wie die sich gewunden haben. Ist das ein Hinweis? Oder tun das Millionen andere Kinder auch?
    Ryan Clancy
    Ich kann immer noch kaum glauben, dass er da mitgemacht hat. Die Schießerei. Die armen Kinder in der Turnhalle als Geiseln zu nehmen. Und was sie mit diesem Football-Spieler getan haben. Das war nicht der Gary, den ich gekannt habe. Wenn Sie nach Antworten suchen, fangen Sie anderswo an. Zum Beispiel bei Brendan Lawlor.
    Ruth Hollington

An die guten Menschen von Middletown:
Ich hoffe, das wird in großen, fetten Buchstaben auf der ersten Seite der Zeitung gedruckt, denn ich finde, dass jeder Einzelne von euch das lesen sollte. Ich bin jetzt tot, und ihr wollt wissen, warum ich eure Kinder mitgenommen habe.
    Darum: Ihr habt mein beschissenes Leben noch schlimmer gemacht. Wie? Weil ihr eure Kinder dazu erzogen habt, dass sie alle gleich sein wollen und jeden hassen, der es wagt, ein bisschen anders zu sein. Oh nein, denkt ihr jetzt wahrscheinlich, das haben wir doch gar nicht getan .
    Natürlich habt ihr es getan. Ich habe euch in euren Autos gesehen, wie ihr mich und meine Freunde angestarrt habt. Seht euch diese
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