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Ich knall euch ab!

Ich knall euch ab!

Titel: Ich knall euch ab!
Autoren: Ravensburger
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Einfahrt vor der Garage. Gary saß am Steuer, ich neben ihm. Er legte mir den Arm um die Schultern, und wir taten einfach so, als ob wir irgendwo hinfahren würden. Vor uns sahen wir nur das Garagentor, von dem sich große Stücke weißer Farbe abschälten, aber in unserer Fantasie fuhren wir durch die Wüste. Gary war schon mal da gewesen, und er erzählte von Kakteen und sonnengebleichten Knochen und Eselhasen, und von der Hitze.
    Ich habe meinen Kopf an seine Schulter gelegt und das alles vor mir gesehen. Wir zwei, wie wir ganz allein durch die Wüste fahren, ganz weit weg von allem anderen. Nur dürres Gestrüpp und versengte rötliche Felsen. Hinter uns eine Staubfahne. Gary zog mich näher heran und küsste mich auf die Haare und in diesem Moment war ich so richtig glücklich. Ich glaube, so herrlich verliebt wie da sind wir danach nie mehr gewesen. Haha!
    Aber plötzlich hat Gary mich losgelassen. Ich sah zu ihm hoch und merkte, dass er in den Rückspiegel starrte. Als ich mich umdrehte, standen hinter uns auf der Straße Deirdre Bunson und Sam Flach und ein paar andere und zeigten auf uns und lachten.
    Ich wollte nur noch sterben. Gary auch. Er konnte sich nicht mal umdrehen. Er sackte nur in sich zusammen und starrte das blöde Garagentor und die abblätternde Farbe an. Als ob sie ihm ein Messer ins Herz gestoßen hätten.
    Manchmal konnten Gary und ich in eine Welt entfliehen, in der niemand uns störte oder sich über uns lustig machte. Aber das dauerte nie sehr lange, und dann war es, als ob wir aus einem Traum erwachten, und wir mussten uns wieder der kalten, nackten Wahrheit stellen, dass wir niemals wirklich dort hinkommen würden. Für die in den Cliquen waren ihre Träume Wirklichkeit. Das war ihr Leben. Die brauchten niemals Angst vor dem Aufwachen zu haben.
    Allison Findley

Am Anfang der Neunten gab es irgendwie einen Bruch. Im August war ich zwei Wochen mit meinen Eltern unterwegs, und Brendan und Gary blieben zu Hause und hockten die meiste Zeit zusammen. Als ich zurückkam, hatte sich alles verändert. Ich kann das nicht erklären, aber ich habe es deutlich gespürt. Brendan war plötzlich so finster. Ich weiß nicht, wo das herkam. Ob er schon immer so was an sich hatte, oder ob er sich jetzt nur so entwickelte, weil die ihn in der Schule so schlecht behandelten. Keine Ahnung.
    Allison Findley
    Gary war nicht immer so. In der Achten waren wir immer stinksauer, wenn ein stärkerer Junge uns angerempelt und an die Tafel geschubst oder die Tasche vom Hemd abgerissen hat, und haben herumgeschimpft, wie wir den Kerl am liebsten umbringen und ihm die Fresse eintreten würden. Das waren natürlich alles nur Wunschträume. Meistens sind wir bloß nach Hause gegangen, haben stundenlang Doom gespielt und alles kurz und klein geschossen. Aber wir haben niemals geplant, uns wirklich ein Gewehr zu besorgen und auf die Typen loszugehen. Oder jedenfalls ich nicht.
    Ryan Clancy
    Gary hat das immer runtergespielt, hat sich drüber lustig gemacht. Hat oft gesagt: »He, was soll’s, ich bin eben ein Loser.« Und ich habe gesagt: «Nein, das bist du nicht.« Aber irgendwie konnte er mich nicht hören. Alle anderen in der Schule sagten, er sei ein Loser – und die waren eben lauter als ich.
    Allison Findley
    Die Leute reden, als ob unsere Schule völlig krank und kaputt wäre. So ein Quatsch. Ich habe mit meiner Mutter und ihren Freundinnen darüber gesprochen, und die sagen, früher bei ihnen auf der Schule war’s auch nicht anders. Wahrscheinlich geht es auf jeder Highschool so zu. Junge Leute können sehr gemein zueinander sein, richtig grausam. Aber das war schon immer so. Gehört das nicht zum Erwachsenwerden, dass man irgendwann lernt, mit so was umzugehen?
    Deirdre Bunson
    Brendan und Gary wurden aufgezogen. Das stimmt. Aber fast alle wurden aufgezogen. Die Kleinen, die Dicken, lange, dünne, picklige Typen wie ich. Jeder, der nicht groß und stark und in einer Mannschaft war, wurde verspottet. Und auch in der Football-Mannschaft haben die größeren Spieler manche von den kleineren herumgestoßen. Die Highschool in Middletown ist ziemlich groß, da laufen immer wahnsinnig viele Leute auf den Fluren rum. Wenn’s mal eine echte Schlägerei gibt, so richtig bis aufs Blut, kriegt das vielleicht mal ein Lehrer mit und versucht die Sache auch zu beenden. Aber wenn man bloß von irgendeinem Muskelprotz in den Spind gestoßen wird – wer sieht das schon?
    Ryan Clancy
    Julia, eine Lehrerin Brendans aus der
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