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185 - Die drei Gesichter des Todes

185 - Die drei Gesichter des Todes

Titel: 185 - Die drei Gesichter des Todes
Autoren: A.F.Morland
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Man hatte mich zu Juan Avilas, einem mutmaßlichen Mörder, in die Zelle gesteckt. Er redete anfangs nicht mit mir, belauerte mich nur.
    Wahrscheinlich hielt er mich für einen Spitzel, der die Aufgabe hatte, die Wahrheit aus ihm herauszuholen.
    Avilas war groß und hager. Er hatte eine dünne Hakennase und stechende Augen. Wenn man ihn nur nach seinem Äußeren beurteilt hätte, wäre ihm jedes Kapitalverbrechen zuzutrauen gewesen.
    Er sah aus wie ein Mörder.
    Aber war er auch einer? Angeblich bestritt er es. Mir gegenüber machte er sich nicht diese Mühe. Er beobachtete mich ständig und belauerte mich, als hätte er es auf mein Leben abgesehen.
    Es war kein Vergnügen, mit ihm die Gefängniszelle teilen zu müssen, doch wer fragte schon danach?
    Sie hatten mich hier, auf Teneriffa, eingelocht, weil sich in meinem Gepäck ein Pfund Heroin befunden hatte. [1] Es gehörte mir nicht, jemand hatte es mir untergejubelt.
    Aber mache das einer mal einer Polizei klar, die tagaus, tagein belogen wird. Sie hat es ausschließlich mit »Unschuldslämmern« zu tun.
    Keiner gibt ein Verbrechen zu.
    Manchmal nicht einmal dann, wenn man ihn auf frischer Tat ertappt hat, denn die goldene Freiheitsregel lautet: Sagst du ja, bleibst, du da. Sagst du nein, gehst du heim.
    Daß das nicht immer stimmte, bewiesen Juan Avilas und ich.
    Da hockte ich nun in diesem verdammten Gefängnis, ohne mir etwas zuschulden kommen lassen zu haben. Irgend jemand hatte mir einen üblen Streich gespielt, und ich kam nicht drauf, wer.
    Hatte es Glynis Elcar getan, die von Asmodis als Opfer ausgewählt worden war? Sie hatte ihren Ehemann und ein befreundetes Ehepaar ermordet. Ihr war durchaus auch diese Gemeinheit zuzutrauen, doch irgendwie konnte ich mich mit dieser Möglichkeit nicht anfreunden.
    Mein sechster Sinn sagte mir, daß jemand anderer dahintersteckte.
    Ich hoffte auf Hilfe von Tucker Peckinpah. Meine Freundin Vicky Bonney hatte versprochen, sich umgehend an den reichen Industriellen, der über sagenhafte Verbindungen in alle Welt verfügte, zu wenden.
    Ich war davon überzeugt, daß Peckinpah eine ganze Menge für mich tun konnte… und auch tun würde. Schließlich verband uns seit vielen Jahren eine außergewöhnliche Partnerschaft.
    Er gab das Geld, ich Kraft, Mut und Erfahrung - so bekämpften wir seit langem mit beachtlichem Erfolg die schwarze Macht. Daß Tucker Peckinpah diesmal versagen könnte, hielt ich für undenkbar.
    Vier Tage »schmachtete« ich nun schon in diesem alten Kerker. Die Wände waren kalt, grau und feucht, das Bett hart, das Essen unter jeder Kritik, und Kezal, der Aufseher, hatte etwas gegen mich.
    Er hatte gegen alle Ausländer etwas.
    Vielleicht war ein unerfreuliches Erlebnis schuld an dieser negativen Einstellung, die ich zu büßen hatte. Er schikanierte mich mit boshaftem Vergnügen.
    Vier Tage.
    Ich hatte nicht geglaubt, so lange im Gefängnis bleiben zu müssen, hatte gehofft, daß sich das schwere Tor bereits nach einigen Stunden wieder für mich öffnen würde. Sie hätten sich nicht einmal zu entschuldigen brauchen.
    Aber daran dachte niemand.
    Das Tor blieb geschlossen, und ich blieb in diesem spanischen Knast, ohne auch nur das geringste verbrochen zu haben. Im Gegenteil, ich hatte kurz zuvor die Welt vor einer Katastrophe bewahrt.
    Das ist nicht übertrieben.
    Bevor sie mich abführten, ließ ich all meine »Habseligkeiten«, die man mir ohnedies abgenommen hätte, bei Vicky. Den Dämonendiskus, den magischen Ring, den Colt Diamondback, die silbernen Wurf sterne und den magischen Flammenwerfer.
    Ich ging »nackt« ins Gefängnis.
    Und nun hieß es… warten. Die Mühlen der Gerechtigkeit mahlen manchmal sehr langsam - und in Spanien noch viel langsamer, denn diese Menschen leben nach dem guten alten Hat: Was du heute kannst besorgen, verschiebe lieber gleich auf morgen.
    Eile war für die Spanier ein Fremdwort.
    Und für einen Verbrecher, der ich in ihren Augen war, rissen sie sich schon gar kein Bein aus. Mit einem mutmaßlichen Mörder auf Tuchfühlung, unter der Aufsicht eines Mannes, der keine Ausländer mochte… war das ein Leben.
    Kezal drosch mit seinem armlangen Schlagstock gegen die Tür, daß ich zusammenzuckte. Juan Avilas stieß sogar einen heiseren Schrei aus.
    Der Aufseher lachte zum vergitterten Fenster herein. »Was ist, Avilas? Warum erschrickst du? Hast du etwa ein schlechtes Gewissen? Sag, wie kann man überhaupt mit einer solchen Last leben? Hast du noch nicht mit dem Gedanken
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