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185 - Die drei Gesichter des Todes

185 - Die drei Gesichter des Todes

Titel: 185 - Die drei Gesichter des Todes
Autoren: A.F.Morland
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ausgehungerte Fliege schlüpfen konnte.
    Auf der Seite der »Freiheit« saß meine blonde Freundin Vicky Bonney. Als sie mein blaues Auge sah, erschrak sie. »Hat man dich geschlagen?«
    Kezal blieb in Hörweite, deshalb erklärte ich, ich wäre gestürzt, aber Vicky wußte, daß es nicht stimmte. Ich setzte mich, und Vicky schaute mich voller Mitleid durch das Grau des Gitters an. »Wie geht es dir?« wollte ich wissen. »Das fragst du mich?« In ihren Augen erschien ein wehmütiger Glanz. »Mir ginge es gut, wenn du bei mir wärst. Bist du in Ordnung?«
    Ich nickte. »Ja. Mach dir keine Sorgen.«
    »Oh, Tony, wer hat dir diesen üblen Streich gespielt?«
    »Ich weiß es nicht, weiß auch nicht, warum.«
    »Brauchst du irgend etwas?«
    Was immer ich von Vicky bekommen hätte, ich hätte es nicht lange besessen, deshalb schüttelte ich den Kopf. Mit einem Seitenblick auf Kezal sagte ich: »Ich bekomme alles, was ich benötige.« Er lächelte boshaft, schien mit meiner Antwort zufrieden zu sein. Vicky sagte, sie wohne nicht mehr im Hotel Paradiso. Sie hatte ein kleines Chalet am Meer gemietet. Lee Shackleford, der Leiter jenes britischen Literaturkreises, der Vicky und mich nach Teneriffa eingeladen hatte, hatte es ihr empfohlen.
    »Wie geht es Tucker Peckinpah?« erkundigte ich mich.
    »Ich telefoniere täglich mit ihm«, antwortete Vicky. »Es ist wie verhext. Was immer er versucht, um dich loszueisen, fruchtet nicht. Er bat mich, dir trotzdem zu bestellen, den Kopf auf keinen Fall hängen zu lassen, er würde weiterhin sämtliche Hebel in Bewegung setzen, und er wäre zuversichtlich, dir schon sehr bald helfen zu können.«
    »Es ist beruhigend, zu wissen, daß dieser Mann sich für mich einsetzt«, sagte ich.
    »Er wird dich rausholen. Ganz bestimmt, Tony.«
    »Natürlich. Ich zweifle nicht daran. Vielleicht solltest du nach London zurückkehren…«
    Vicky schüttelte entschieden den Kopf. »Ich möchte dasein, wenn du das Gefängnis verläßt, möchte dich in meine Arme schließen und in der Freiheit willkommenheißen. Ich liebe dich, Tony, und ich bin in Gedanken stets bei dir.«
    »Wir lassen demnächst in deinem Chalet am Meer die Sektkorken knallen«, sagte ich lächelnd.
    »Ich stelle die Flaschen schon mal kalt.«
    »Tu das«, antwortete ich.
    Dann schnarrte Kezal, die Besuchszeit wäre zu Ende, und führte mich in die Zelle zurück.
    »Hübscher Käfer, deine Freundin«, sagte er auf dem Weg dorthin. »So was Schnuckeliges verdienst du gar nicht, Ballard. Sie ist nur ein bißchen naiv, wenn sie wirklich glaubt, daß es irgend jemanden gibt, der dich hier rausholen kann.«
    »Abwarten«, brummte ich.
    »Vielleicht sollte ich sie in ihrem Chalet aufsuchen. Sie muß sich dort ja ziemlich einsam fühlen. Wer weiß, wie gefällig sie mir ist, wenn ich ihr verspreche, dich mit Samthandschuhen anzufassen.«
    Ich blieb stehen. »Wenn du deine dreckigen Finger nicht von ihr läßt, Fettsack, schlage ich dir die Zähne ein.« Ich wußte, daß ich das nicht hätte sagen sollen, aber es ging um Vicky, und da sah ich rot.
    Es flackerte gefährlich in Kezals Augen.
    Ich würde seinen Haß bald wieder zu spüren kriegen.
    ***
    Alf war sauer.
    Nicht ALF, der rüsselige TV-Liebling mit den lustigen Sprüchen, sondern Alf Beck, ein drittklassiger Londoner Ganove, dem in letzter Zeit so ziemlich alles danebenging.
    Eine Pechsträhne wie diese hatte er noch nicht gehabt. Neely, seine Freundin, die für ihn fallweise angeschafft hatte, hatte ihn im Stich gelassen. Die Kreditkarten, die er geklaut hatte und mit denen er sich ein schönes Leben machen wollte, waren gesperrt worden - und heute war er von einem Taschendieb bestohlen worden, ohne daß er es gemerkt hatte.
    »Das Maß ist voll, sage ich dir«, brummte er verdrossen. »Ich kann nicht einmal mehr diesen Drink bezahlen.«
    Jock Winger winkte ab. »Für diesen und meinen reicht meine Barschaft gerade noch, aber danach bin ich ebenfalls blank.«
    »Ich verstehe das nicht. Wieso hat man manchmal solche Durchhänger im Leben?«
    »Einmal oben, einmal unten - so ist das nun mal. Es ist ein ewiges Auf und Ab.«
    »Ich kann das Ab nicht ausstehen«, sagte Alf Beck. »Wir sollten dafür sorgen, daß es bald wieder aufwärts geht. Am besten noch heute, sonst muß ich die nächste warme Mahlzeit ausfallen lassen. Hast du irgendeine Idee?«
    »Bei Jordan läuft zur Zeit ein verdammt heißes Spiel. Wenn wir da einsteigen…«
    »Du hast sie wohl nicht alle! Womit denn einsteigen?
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