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185 - Die drei Gesichter des Todes

185 - Die drei Gesichter des Todes

Titel: 185 - Die drei Gesichter des Todes
Autoren: A.F.Morland
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gespielt, dich umzubringen?«
    Juan Avilas wandte sich um. Haß loderte in seinen Augen. Er wollte nicht, daß ihn Kezal sah, sonst hätte er Ärger bekommen. Kezals Stock wies auf mich. Ich saß auf meinem Bett.
    »Du da! Aufstehen!«
    Ich wollte den Aufseher nicht provozieren, deshalb gehorchte ich sofort. Der schwere, kräftige Kezal verzog sein feistes bärtiges Gesicht.
    »Du hast Angst vor mir, nicht wahr, Ballard?«
    »Nein.«
    Seine schwarzen Augenbrauen zogen sich unwillig zusammen. »Nicht? Na, ich werde dich das Fürchten schon noch lehren.«
    Mein Spanisch war nicht überwältigend, aber ich konnte mich verständigen. »Ich bin sicher, Sie werden mich fair und korrekt behandeln.«
    Er lachte gemein. »Aber natürlich. Ich bitte um Vergebung, daß ich bei deiner Ankunft vergaß, den roten Teppich auszurollen. Ich bin sicher, du wirst mir diesen Fehler nachsehen. Wie behandelt man Verbrecher bei dir zu Hause? Bekommt jeder einen Butler in die Zelle?«
    Es hatte keinen Sinn, mit ihm zu diskutieren, deshalb schwieg ich.
    »Hast du Langeweile, Ballard? Dagegen hilft meine Beschäftigungstherapie.« Er schloß die Zellentür auf; »Los, rauskommen!«
    Ich mußte mit ihm gehen.
    Der Flur war so lang, als würde er in die Ewigkeit reichen. Kezal wollte, daß ich ihn schrubbte. Ich bekam von ihm einen Eimer Wasser und eine Bürste, mußte mich niederknien und mit der demütigenden Arbeit beginnen.
    »Nun zeig mal, wie sauber ihr Engländer seid!« verlangte Kezal.
    Nach einer Stunde stieß er den Kübel mit dem dreckigen Wasser um, und ich mußte den Steinboden trockenwischen.
    Nachdem ich damit fertig war, gab er dem Eimer abermals einen Tritt, und ich fing wieder von vorn an.
    Er grinste. »Du würdest mir gern an die Kehle gehen, was? Aber du bist zu feige, es zu tun.«
    »Zu vernünftig«, korrigierte ich ihn. Er kniff die Augen zusammen. »Du hältst dich wohl für besonders schlau, wie?«
    »Wenn ich Sie angreifen würde, hätten Sie einen Grund, mich länger hier zu behalten.«
    »Rechnest du immer noch damit, bald wieder auf freiem Fuß zu sein? Das würde ich mir an deiner Stelle langsam abschminken. Du bleibst mir eine schöne lange Weile erhalten. Ich habe vor, diese Zeit gut zu nützen. Ich Werde dich so klein machen, daß du zu einer Ameise hinaufschauen mußt.«
    Und noch einmal bekam der Kübel einen Tritt von ihm.
    Er lachte. »Es geht nichts über eine gründliche Sauberkeit, Ballard. Also los! Schrubben!«
    Ich preßte die Kiefer zusammen. Kezal gehörte eindeutig zu jener sadistisch angehauchten Sorte von Aufsehern, die es in vielen Gefängnissen gibt.
    Ich konnte nur hoffen, daß ich nicht so lange bei ihm bleiben mußte, wie er sich das vorstellte.
    »Ich werde deinen verdammten Stolz brechen, Ballard!« kündigte er schnarrend an. »Ihr Briten habt etwas an euch, das mich gewaltig stört. Ihr haltet euch für etwas Besonderes, glaubt, so eine Art Herrenrasse zu sein. Einst zogt ihr aus, um die ganze Welt zu erobern.«
    »Ihr Spanier etwa nicht?«
    »Maul halten, Ballard!« schnauzte mich Kezal an.
    Er trat mir auf die Finger. Ich wäre beinahe aufgesprungen, um ihm die Bürste zwischen die Zähne zu drücken. Er sah, daß ich mich nur mühsam beherrschte, und grinste mich höhnisch an. »Oh, das tut mir aber leid. Du denkst nicht etwa, ich hätte das absichtlich getan.«
    »Ich denke überhaupt nicht.«
    »So ist es richtig«, sagte Kezal zufrieden. »Ein Häftling hat nicht zu denken, das ist ungesund für ihn. Selbstverständlich steht es dir frei, dich beim Gefängnisdirektor über mich zu beschweren, aber von einem solchen unvernünftigen Schritt würde ich dir dringend abraten. Ich würde in so einem Fall nämlich annehmen, du magst mich nicht, und Typen, die etwas gegen mich haben, kriegen meinen Extra-Charme zu spüren, damit sie erkennen, welch liebenswerter Mensch ich bin.«
    Ich beendete meine Arbeit und erhob mich.
    Scharf blickte ich ihm in die Augen. »Sie sollten Ihre Pflichterfüllung nicht übertreiben, Kezal!«
    Er bleckte die Zähne. »Das hört sich wie eine Drohung an, Ballard. Ist es eine?«
    »Darf ich in meine Zelle zurückkehren?«
    »Du hast Widerworte gegeben, Ballard. Dafür sollte ich dich bestrafen. Ich könnte dich melden. Man würde uns zum Direktor zitieren, es gäbe ein langes Palaver, das mit einer Strafverschärfung für dich enden würde. Anschließend würde mich der Direktor zur Seite nehmen und fragen: ›Sagen Sie, Kezal, sind Sie nicht Manns genug,
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