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Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)

Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)

Titel: Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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Flug zum Mittelpunkt der Erde
    Stellt euch eine Höhle vor. So eine mit ganz vielen Gängen, die sich immer wieder verzweigen und aus denen man nie wieder herausfindet, wenn man sich erst einmal darin verlaufen hat. Die Gänge führen alle tief unter die Erde. So tief, dass es immer kälter wird, obwohl man dem brodelnden Magma des Erdkerns immer näher kommt.
    Habt ihr das? Prima.
    Stellt euch jetzt eine kleine Grotte vor, die am Ende eines dieser Gänge liegt und die von einer funzeligen Taschenlampe erleuchtet wird. Selbst in dem bisschen Licht sehen die Stalaktiten, die überall von der Decke hängen, bedrohlich aus. Darunter hat sich ein kleiner See gebildet, aus dem Blasen mit giftigen Gasen an die Oberfläche steigen.
    Spürt ihr das Blubbern?
    Riecht ihr den Schwefel?
    Hört ihr das leise Schluchzen?
    Gut, denn dann könnt ihr euch jetzt auch vorstellen, wie es mir geht. Mein Name ist Kai, und ich hocke in einem Kleid mit aufgedruckten Schmetterlingen am Ufer dieses unterirdischen Sees und beobachte mit zunehmender Sorge, wie die Batterien der Taschenlampe von Minute zu Minute immer schwächer werden. Trotzdem bin nicht ich es, der da so herzzerreißend schluchzt.
    Neben mir hockt Lena, meine Ex. Sie hat die Beine an ihre Brust gezogen und umklammert ihre Knie mit beiden Armen. Sie ist es, die weint, weil sie nicht glaubt, dass wir hier jemals wieder herausfinden. Ich glaube das auch nicht.

    Der Trostexperte hört auf den Namen COOLMAN . Er hält sich für den Klügsten, Schönsten und überhaupt den Allerbesten. COOLMAN begleitet mich, seit ich vier bin, und dass nur ich ihn sehen kann, ist ein wahrer Segen für den Rest der Welt. Glaubt mir, es reicht, dass er mein Leben mit seinen Ratschlägen zu einer endlosen Abfolge von Katastrophen macht, und natürlich ist er – ihr ahnt es längst – auch diesmal wieder schuld daran, dass ich gemeinsam mit Lena in dieser elenden Höhle auf mein Ende warte.
    So! Jetzt ist es passiert: Die Batterien der Taschenlampe haben endgültig ihren Geist aufgegeben. Mal abgesehen von den phosphoreszierenden Blasen, die giftgrün leuchtend aus den Tiefen des unterirdischen Sees aufsteigen, sitzen wir in völliger Finsternis.

    Von wegen romantisch!
    Aber halt! Was passiert jetzt?!
    Lena greift im Dunkeln nach meiner Hand und hält sie fest. Ich erwidere vorsichtig den Druck ihrer Finger, und das fühlt sich ziemlich gut an. Ich meine, wenn man mal unsere total hoffnungslose Lage für einen Augenblick vergisst, könnte das hier ein richtig schöner, geradezu unvergesslicher Moment sein.
    Lena und ich Händchen haltend am Ufer eines Sees.
    »Keine Sorge, die holen uns hier raus«, sage ich, um Lena zu beruhigen. »Kann sich nur noch um Minuten handeln.«
    »Wie denn? Es weiß doch niemand, dass wir hier sind«, erwidert sie. »Und das ist deine Schuld!«
    »Ist es nicht«, verteidige ich mich und halte ihre Finger so fest, dass sie ihre Hand nicht aus meiner ziehen kann.
    Das will sie nämlich, das spüre ich.
    »Wessen denn sonst?«
    »COOLMANs, natürlich!«
    » COOLMAN ? Wer soll das denn bitte schön sein?«, fragt Lena misstrauisch.
    Weil ich in meiner aussichtslosen Lage sowieso nichts mehr zu verlieren habe, kann ich ihr und euch ruhig alles erzählen: von COOLMAN , dem Flugzeug, dem Ferienlager und wie wir uns in dieser Höhle verirrt haben.
    Also haltet euch fest! Wir schmeißen die Zeitmaschine an.

    ZWEI WOCHEN VORHER
    Ich bin mit meinen Eltern auf dem Weg in den Urlaub: Drei Wochen Tunesien liegen vor uns, und ich freue mich wahnsinnig auf die Ferien, weil es das erste Mal ist, dass wir so richtig weit weg fliegen. Noch fliegen wir aber gar nicht, noch stehen wir vor der Sicherheitskontrolle. Wir warten darauf, dass wir endlich durch dieses Tor mit den Metalldetektoren dürfen, durch das alle müssen, damit niemand gefährliche Waffen an Bord schmuggeln kann. Ich habe keine Waffen, sondern nur mein Skateboard unterm Arm, weil das nicht in meinen Koffer gepasst hat. Das hat den Vorteil, dass ich die langen Wege im Flughafen nicht zu laufen brauche.
    Meine Eltern sind mittlerweile schon durch die Schleuse, und wie erwartet haben die Metalldetektoren bei ihnen geschwiegen. Meine Eltern sind harmlose Schauspieler. Die spielen Terroristen höchstens auf der Bühne.
    Jetzt bin ich dran.
    Der Uniformierte, der mit strengem Blick neben der Schleuse steht, winkt mich zu sich. Ich lächele freundlich zurück und mache mich brav auf den Weg. Genau in diesem Augenblick heult
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