Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)

Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)

Titel: Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
Vom Netzwerk:
ankomme, sehe ich, was passiert ist.
    Meine Sachen sind total zerfetzt, weil der fette Nero sie mit seinem Kratzbaum verwechselt hat.
    »Das tut mir schrecklich leid«, entschuldigt sich die nette alte Dame für ihr verzogenes Miezekätzchen. »Aber weißt du was? Alles halb so schlimm, behalte einfach meinen Bademantel an. Den leih ich dir.«
    »Das geht doch nicht«, erwidere ich, weil ich unmöglich in diesem Aufzug im Camp Kinderglück auftauchen kann.
    »Er ist ganz schlicht, da hast du völlig recht«, sagt die nette alte Dame.

    Das werde ich bestimmt nicht tun. Die alte Dame ist wirklich nett, und dafür, dass sie schlecht hört und ihr fetter Kater meine Sachen zerfetzt hat, kann sie ja nichts.
    Sie begleitet mich hinaus in den Garten und führt mich zu einer Steintreppe, die hinunter ins Tal führt.
    »Viel Vergnügen!«, wünscht sie mir zum Abschied.
    »Danke«, antworte ich, obwohl ich bezweifle, dass ich dort unten viel Spaß haben werde.
    »Nein, da ist keine Schranke, du kannst einfach so durchgehen«, erwidert die nette alte Dame und winkt mir hinterher, während ich in dem rosa Morgenmantel und mit meinem Skateboard unterm Arm langsam Stufe für Stufe die Treppe zum Camp Kinderglück hinuntersteige.
    Was soll ich auch sonst tun? Fliehen wäre eine Alternative, aber in dem rosa Fummel käme ich bestimmt nicht weit.
     
    Statt der Sonne und der Strände Tunesiens erwarten mich im Camp Kinderglück:
    Major Horsts Lagerdiktatur
Zelte ohne Betten
Knietiefe Pfützen
Mücken über Mücken
Hohn und Spott
Vor allem Hohn und Spott
Und noch mehr Hohn und Spott
    Hölle, ich komme!

Alles ist noch viel schlimmer
    Die Steintreppe endet auf einer Wildblumenwiese, die vom Regen noch ganz nass ist. Zwischen den Blumen und Gräsern schlängelt sich ein Pfad, der zum Camp führt. Unter meiner Sohle schmatzt der Matsch, und der Morgenmantel saugt sich sofort mit Wasser voll, wenn ich im Vorbeigehen die langen Grashalme streife. Als ich das Zeltlager erreiche, bin ich das zweite Mal an diesem Tag klitschnass.
    Abgesehen von einer schwarz-weiß gescheckten Ziege ist das Camp leer. Sie grast friedlich zwischen den olivgrünen Zelten. Es ist alles extrem aufgeräumt. Nirgendwo liegen Sachen oder Klamotten herum, und ich kann mir nicht vorstellen, dass hier wirklich irgendwelche Kinder campen sollen.
    Genau in der Mitte der Zelte befindet sich der Feuerplatz.

    Solange COOLMAN keine besseren Tipps für mich hat, begnüge ich mich mit der Restwärme der Asche. Dazu setze ich mich auf mein Skateboard, damit ich keinen nassen Hintern kriege, und warte, bis Major Horst mit den anderen Jungs auftaucht. Wahrscheinlich machen sie einen kleinen Ausflug in die Umgebung, oder sie sind im Kino oder Eis essen – was man in Feriencamps eben so macht, um alle trotz des schlechten Wetters bei Laune zu halten.
    Vom anderen Ufer klingen Lachen und Kichern herüber. Da ist auf jeden Fall mehr los als auf dieser Seite des Flusses, und das wundert mich ein bisschen, weil meine Schwester Anti nicht unbedingt das ist, was man eine Stimmungskanone nennen würde. Eher das Gegenteil. Nicht umsonst ist Schwarz schließlich ihre Lieblingsfarbe.
    Ich hätte große Lust, mal nachzuschauen, was dort drüben los ist, aber das Gitter auf der Mitte der Brücke ist mit einem dicken Vorhängeschloss gesichert. Das habe ich vom Fenster aus schon gesehen. Da kann ich mir den Weg sparen.

    Ohne mich! Ich bleibe einfach hier hocken und warte. Währenddessen wird das Lachen hinter meinem Rücken auf der anderen Flussseite immer lauter. Aber ich drehe mich nicht um, den Gefallen tue ich ihnen nicht. Ich habe nämlich den Verdacht, dass die gute Laune im Mädchen-Camp etwas mit meinem rosa Morgenmantel zu tun hat. Wahrscheinlich stehen die alle am Ufer, zeigen mit ihren langen lackierten Fingernägeln auf mich und lachen sich kringelig. Ein helles Lachen kommt mir bekannt vor. Das ist aber völlig unmöglich. Lena ist mit ihren Eltern bestimmt irgendwo weit, weit weg, weil ihr Vater doch unser Bürgermeister ist, und der schickt seine Tochter bestimmt nicht in ein Zeltlager. Die sind mit der ganzen Familie garantiert in New York, Peking, Rio oder London, um die Beziehungen zwischen diesen Metropolen und Keinklagenstadt zu intensivieren. Die spielen ja quasi in einer Liga. Denkt zumindest unser Bürgermeister.
    Das Giggeln und das Gekicher hinter mir hören erst auf, als sich aus der Ferne das Motorengeräusch eines Militärjeeps nähert. Das muss Major Horst
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher