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Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)

Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)

Titel: Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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da eine Spur Panik in meiner Stimme mitklingt.
    »Die werden dir nachgeschickt, ist alles schon geregelt«, erwidert meine Mutter und macht von innen die Autotür auf, damit ich aussteigen kann. »Du brauchst nur zu klingeln, die erwarten dich schon.«
    »Und wo fahrt ihr hin?«
    »Deine Mutter hat ein kleines romantisches Hotel in der Lüneburger Heide gebucht. Das ist zwar nicht Tunesien, aber dafür war es günstig«, erklärt mein Vater.
    »Kann ich nicht mitkommen?«, frage ich verzweifelt.
    »Geht nicht, wir haben das letzte freie Zimmer gekriegt«, antwortet meine Mutter.
    »Ich schlaf auch in eurem Bett!«, rufe ich.
    »Dafür bist du doch schon viel zu alt, Kai«, erwidert mein Vater.
    »Ich brauche kein Bett. Ich übernachte in der Badewanne.«
    »Das Zimmer hat keine Wanne, nur eine Dusche.«
    »Auf dem Boden. Ich schlaf auf dem Boden. Gar kein Problem.«
    »Keine Sorge, wir holen dich wieder ab. Und jetzt steig bitte aus, Kai«, sagt meine Mutter und gibt mir einen Kuss zum Abschied. Nicht so einen von der Sorte: Ich hab dich schrecklich lieb. Sondern eher einen von der Sorte: Auch wenn ich dich schrecklich lieb hab, halt jetzt den Mund und geh.
    Ich weiß, wann ich verloren habe. Ich ergebe mich in mein Schicksal, wünsche meinen Eltern eine schöne Reise, schnappe mir mein Skateboard und steige aus. Draußen ziehe ich mir schnell die Kapuze meines Hoodies über den Kopf und renne durch den Regen zum Eingang des kleinen Schlösschens, während hinter mir meine Eltern schon den Rückwärtsgang eingelegt haben und den Feldweg zurück in Richtung Zivilisation rasen. Aus dem Regen ist ein richtiges Sommergewitter geworden. Es blitzt und donnert, und ich hoffe nur, dass jemand zu Hause ist, der mich schnell hereinlässt, sonst werde ich hier draußen noch vom Blitz erschlagen.

    Danke, COOLMAN , hack du nur auch noch auf mir rum.
     
    Ich muss fünf Mal klingeln, ehe mir jemand öffnet. In der Zwischenzeit bin ich so nass, dass mir meine Klamotten auf der Haut kleben und sich in meinen Schuhen zwei Seen gebildet haben, die so groß sind, dass man darin einen Schwarm Fische aussetzen könnte.
    Vielleicht war das mit dem Ausbaden ja doch wörtlich gemeint?
    Als die Tür aufgeht, steht eine alte Dame vor mir. Sie trägt einen dicken Kater auf dem Arm und stützt sich auf einen Stock, weil sie schon ganz gebeugt geht. Sie sieht ein bisschen so aus wie die böse Hexe aus Hänsel und Gretel. Nur in freundlich.
    »Du musst Kai sein. Du bist ja ganz nass, du Ärmster! Komm erst mal rein und trockne dich ab. Danach mache ich dir einen warmen Tee und etwas zu essen, ehe du zu den anderen ins Camp Kinderglück gehst«, sagt die alte Dame und führt mich durch einen langen, düsteren Flur in ein Badezimmer.

    »Das ist sehr nett«, bemerke ich, weil es das tatsächlich ist und ich mit so einem herzlichen Empfang gar nicht gerechnet hatte.
    »Ja, furchtbar fett, der Kater, ich weiß«, erwidert die freundliche alte Dame, die offensichtlich etwas schwerhörig ist. »Ich sollte ihm weniger zu fressen geben. Er heißt übrigens Nero.«
    »
Nett
, ich sagte
nett
, nicht
fett
«, korrigiere ich sie, weil ich den Kater ja gar nicht beleidigen wollte.
    »Nein, ein Bett habe ich nicht für dich. Du schläfst im Camp bei den anderen Kindern. Ich geh jetzt Tee machen. Zieh ruhig den Bademantel da an, bis deine Sachen wieder trocken sind.«
    Ich nehme mir eines der Handtücher, die an einem Haken hängen. Direkt daneben baumelt der Morgenmantel, von dem sie gesprochen hat. Er ist aus rosa Frotteestoff und hat Rüschen an den Ärmeln und am Kragen.
    »Das soll ich anziehen?«
    »Stimmt, er ist ein bisschen kurz an den Knien. Ich hoffe, das stört dich nicht«, erwidert die alte Dame und verschwindet.
    Was bleibt mir übrig?
    Ich hänge meine nassen Klamotten über den Rand der Badewanne und trockne mich ab. Dann starre ich fünf Minuten den Oma-Mantel an, ehe ich mich endlich überwinden kann, ihn anzuziehen.
    Was soll’s, es sieht mich ja keiner.

    Weil das Schlösschen so viele Zimmer hat, dauert es eine Weile, bis ich die nette alte Dame wiederfinde. In den meisten Räumen sind die Möbel mit weißen Laken abgedeckt, und es riecht modrig, so als wenn die schon seit Ewigkeiten keiner mehr betreten hätte.
    Endlich entdecke ich sie in ihrem Wohnzimmer. Im Kamin knistert ein gemütliches Feuer, und auf dem runden Abstelltischchen stehen tatsächlich eine Kanne Tee und ein paar Kekse. Das erinnert mich an einen Kaffeeklatsch, zu dem
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