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Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)

Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)

Titel: Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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wirklich in Zelten, und dass es in denen Betten gibt, glaube ich eher nicht. Wahrscheinlich müssen die dort auf dem harten Boden pennen, jeden Tag Berge von Kartoffeln schälen und abends am Lagerfeuer zur Gitarre Volkslieder schmettern.
    Aber das kümmert mich nicht. Vor mir liegen drei Wochen Strandurlaub in Tunesien. Für meine Eltern ist es der erste längere Urlaub seit Jahren, und sie freuen sich wahnsinnig. Die zwei sind völlig überarbeitet und deswegen auch sofort eingeschlafen, nachdem sie ihre Plätze im Flieger eingenommen hatten.
    Die Stewardess ist immer noch dabei, die überlebenswichtigen Verhaltensmaßnahmen bei einem Absturz aufzuzählen. Das macht sie jetzt schon fast eine gefühlte halbe Stunde. Kein Wunder, dass ihr niemand zuhört. Meine Eltern schlafen, und die anderen Passagiere lesen in ihren Zeitungen oder starren gelangweilt gegen die Rückenlehne ihres Vordermanns, während sie darauf warten, dass der Flieger endlich zur Startbahn rollt.
    Dabei gibt sich die Stewardess wirklich Mühe.

    Weil mir die Stewardess tatsächlich ein wenig leidtut, finde ich COOLMANs Vorschlag gar nicht so blöde. Ich setze meinen Das-ist-ja-superspannend-was-Sie-da-gerade-erzählen-Gesichtsausdruck auf. Den beherrsche ich im Schlaf, weil ich den auch in der Schule immer benutze.
    »Unter jedem Sitz befindet sich eine Schwimmweste. Im Falle eines völlig unwahrscheinlichen Absturzes ziehen Sie die Schwimmweste auf Anweisung der Besatzung über den Kopf und befestigen Sie die Verschlüsse. Unmittelbar nach Verlassen des Flugzeugs ziehen Sie an den roten Griffen, um die Weste aufzublasen.«
    Keine Ahnung, warum die Stewardess uns das erzählt, wenn es doch sowieso völlig unwahrscheinlich ist, dass wir abstürzen.
    Ich will trotzdem kein Spielverderber sein und schaue vorbildlich unter meinem Sitz nach.
    Ich schaue ein Mal nach.
    Ich schaue zwei Mal nach.
    Ich schaue drei Mal nach.
    Da ist aber gar keine Rettungsweste!
    Es gibt für jede Reihe nur ein einziges Exemplar, aber das ist wahrscheinlich noch nie jemandem aufgefallen, weil noch nie jemand den Sicherheitsanweisungen zugehört und nachgeguckt hat. Für den völlig unwahrscheinlichen Fall eines Absturzes sichere ich mir meine Weste und ziehe sie mir über den Kopf.
    Man kann ja nie wissen.

    Das werde ich ganz sicher nicht tun. Ich bin ja nicht doof.
    Ich richte mich mit der Weste um den Hals wieder auf, aber dabei bleibt einer der roten Griffe irgendwo hängen. Woran, lässt sich nachher nicht mehr so genau rekonstruieren. Wahrscheinlich an der Lehne zwischen meinem und dem Platz meiner schlafenden Eltern.
    Mit einem lauten Zischen strömt Luft in die Weste, die sich in wenigen Sekunden auf die Größe eines Hüpfballs aufbläht. Weil ich die Weste nicht mit dem dazugehörigen Bauchgurt fixiert habe, hängt sie mir jetzt direkt vor dem Gesicht, sodass ich kaum noch Luft bekomme. Sie hat sich zwischen meiner Nase und dem Sitz vor mir verklemmt. Ich kann es zwar nicht sehen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass jetzt keiner der Passagiere mehr gelangweilt die Rückenlehne seines Vordermanns anstarrt.
    Die starren alle mich an!
    Statt zu glotzen, sollten sie mir lieber helfen. So prall aufgeblasen kriege ich die Weste nämlich nicht mehr über meinen Kopf. Mir bleibt nur eine Wahl: mein Schweizer Taschenmesser mit den 152  Funktionen!
    Das hat der Gorilla bei der Sicherheitskontrolle übersehen, weil er nur Augen und Finger für meine Angelhaken hatte.
    Während ich höre, wie die Passagiere lachen und die Stewardess schimpft, klappe ich die Klinge aus.
    »Er hat ein Messer! Er hat ein Messer!«, schreit eine Frau aufgeregt, die eine Reihe vor mir sitzt und sich nach mir umgedreht hat.
    Das sehe ich, nachdem ich die Klinge in die aufgeblähte Weste gestoßen habe und die Luft zischend daraus entwichen ist. Kurz darauf wird das Flugzeug auch schon von zwei der Security-Gorillas gestürmt, die mir schmerzhaft den Arm auf den Rücken verdrehen.
    »Das ist doch der Kleine mit den Angelhaken!«, brüllt einer der Gorillas.
    »Diese Selbstmordattentäter werden auch immer jünger«, erwidert sein Begleiter und tastet meinen Bauch nach irgendwelchen versteckten Sprenggürteln ab.
    Weil das so kitzelt, muss ich lachen, und das macht die Gorillas noch wütender. Jetzt wachen endlich auch meine Eltern auf, die zuerst gar nicht verstehen, warum der Flug an dieser Stelle für uns beendet ist.
    Sogar der Pilot ist jetzt in der Kabine aufgetaucht, um nachzusehen, wer
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