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Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)

Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)

Titel: Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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Lager verteilt hat.
    Sicherheitshalber bleibe ich nach dem letzten Knall noch ein paar Minuten liegen. Erst dann traue ich mich endlich, aufzustehen.

    Ich glaube schon. Auch die anderen erheben sich langsam und betrachten staunend die Verwüstung, die die Mockturtlesuppen-Explosion angerichtet hat. Major Horst inspiziert die Verluste. Drei Zelte hat es komplett zerhauen, und ein Junge blutet an der Stirn. Es ist dann aber doch kein Blut, sondern nur Suppe, wie Justins Vater feststellt, als er seinen Finger in die rote Flüssigkeit taucht und ableckt.
    »Und was lernen wir daraus? In höchster Not kann man sich auch mit Suppendosen verteidigen.« Major Horst kramt ein paar neue Dosen und sein Taschenmesser hervor. Das ist nicht so ein kleines, wie es mir der Gorilla am Flughafen abgenommen hat, sondern so ein richtig großes. Eigentlich ist es schon eher ein Schwert. Mit der Klinge sticht er oben in den Deckel, ehe er die neuen Dosen in das Feuer stellt.
    Zehn Minuten später ist das Essen fertig. Justin verteilt zerbeulte Blechnäpfe, und Alex versucht, die Dosen aus dem Feuer zu holen, ohne sich dabei die Finger zu verbrennen. Anschließend verteilt Major Horst die Suppe, und wahrscheinlich liegt es daran, dass ich den ganzen Tag noch nichts gegessen habe, denn es schmeckt gar nicht so übel, wie ich erwartet hatte.
    »Wer meldet sich freiwillig zum Spüldienst?«, fragt Major Horst, als alle fertig gegessen haben.
    Die Jungs gucken auf den Boden oder tun so, als ob sie gerade einen ganz seltenen Vogel zwischen den Sträuchern entdeckt haben. Das kann ich verstehen. Ich spüle zu Hause auch nicht gern.

    Hier gibt es weder ein Cabrio noch eine Waschanlage. Also wird man die Näpfe wahrscheinlich im Fluss waschen müssen, nehme ich an.
    Major Horst zeigt auf einen schmächtigen Jungen und brüllt: »Du da! Du bist heute der Freiwillige!«
    Der Kleine zuckt zusammen und wird ganz blass. Dann steht er langsam auf und sammelt die Blechnäpfe ein. Er stapelt sie am Rand der Feuerstelle und beginnt damit – ich schwöre –, sie einen nach dem anderen auszulecken.
    »Was macht der da?«, frage ich völlig entgeistert.
    »Siehst du doch, Alter!«, antwortet Alex. »Er macht das dreckige Geschirr sauber.«
    »Das ist echt viel umweltfreundlicher, als den ganzen Dreck in den Fluss zu spülen«, ergänzt Justin. »Das war Papas Idee!«
    Mir wird schlecht. Mir wird unglaublich schlecht, weil mir plötzlich klar wird, dass mein Napf vor dem Essen auf die gleiche Weise gereinigt worden ist.
    Vom Rest des Abends kriege ich nicht mehr so wahnsinnig viel mit. Irgendwann sitzen wir alle um das Feuer herum und singen Volkslieder.

    Dass COOLMAN alle Lieder bis zur letzten Strophe laut mitgrölt, macht es nicht besser. Später krieche ich mit Alex und Justin in ihr Zelt, das die Dosen-Explosion zum Glück unbeschadet überstanden hat. Weil ich keinen Schlafsack habe, kuschele ich mich in den rosa Morgenmantel, der in der Zwischenzeit wieder getrocknet ist. Nach dem aufregenden Tag bin ich so müde, dass ich trotz des lauten Schnarchens meiner Zeltgenossen und des strengen Geruchs unter der Zeltplane sofort wegdämmere. Als Major Horst etwas später auf einer Trompete den Zapfenstreich bläst, wache ich wieder auf.
    Bevor ich erneut einschlafe, treffe ich noch schnell drei wichtige Entscheidungen:
     
    1 ) Gleich morgen früh werde ich bei der alten Dame nachfragen, ob mein Koffer schon angekommen ist.
    2 ) Ich werde hier nie, nie wieder etwas aus Blechnäpfen essen.
    3 ) Ich werde mich um ein eigenes Zelt bemühen.
     
    In Gedanken streiche ich Punkt zwei und drei auf meiner Liste und ersetze sie durch:
    2 ) und 3 ) Ich werde alles, wirklich alles tun, um in Lichtgeschwindigkeit aus dem Camp »Kinderglück« zu verschwinden.

Ein Schloss aus Muscheln
    Am nächsten Morgen wache ich davon auf, dass etwas über mein Gesicht krabbelt. Es hat acht Beine, und wenn mich nicht alles täuscht, sind alle acht behaart. Ich kneife die Augen zusammen, weil ich das – was immer es auch sein mag – nicht auch noch sehen will. Es ist inzwischen an meiner Nase angekommen und scheint dort für einen Moment zu verschnaufen. Das kitzelt, und wenn ich mich nicht sehr beherrsche, muss ich gleich niesen.

    Danke, aber ich habe keinen Hunger. Auf Spinne zum Frühstück schon gar nicht. Vorsichtig öffne ich schließlich doch noch mein linkes Auge und mache es gleich wieder zu. Auf meiner Nase hockt ein Viech, das aus der Nähe wie eine riesige
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