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Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)

Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)

Titel: Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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Schlafsäcke unter dem Jeep hervorzuzerren, hat es sich Major Horst auf dem Fahrersitz bequem gemacht und sich eine dicke Zigarre angezündet.
    »Schickes Teil, Alter«, sagt Alex und zeigt auf meinen rosa Morgenmantel.
    »Sieht echt scharf aus, aber …«, Justin schnüffelt an meinem Ärmel, »… ehrlich gesagt müffelt der ein bisschen. So eine Mischung aus Altenheim und Katzenklo.«
    Es dauert eine Weile, bis ich ihnen erklärt habe, was geschehen ist. Dann dauert es noch einmal so lange, bis sie es verstanden haben.
    Alex und Justin sind nicht gerade die Cleversten, aber dafür kann ich mich immer auf sie verlassen.
    »Wieso haltet ihr eigentlich die ganze Zeit die Fackeln in der Hand?«, frage ich, weil Justin mir beim Gestikulieren schon ein paarmal beinahe meinen Morgenmantel in Brand gesetzt hätte. Nicht dass ich besonders an dem rosa Teil hängen würde, aber ich habe nun mal nichts anderes zum Anziehen.
    »Echt, wir sind heute doch die Wächter des Feuers«, erklärt Justin stolz.
    »Alter, wir sind hier im Camp dafür verantwortlich, dass es nie ausgeht«, ergänzt Alex. »Kein Feuer, kein Essen. Wir haben voll den wichtigen Job.«
    »Und was ist mit Streichhölzern oder einem Feuerzeug?«, schlage ich vor.
    »Hat mein Vater verboten«, flüstert Justin.
    »Aber das wäre doch viel einfacher.«
    »Deswegen hat er’s ja verboten, Alter. Hier im Camp ist gar nichts einfach. Ganz im Gegensatz zu da drüben.« Alex blickt sehnsüchtig über den Fluss ans andere Ufer, als wenn sich dort das Paradies oder mindestens Disneyland befinden würde.
    »Echt, die Mädels brauchen keinen Handschlag zu tun. Die machen den ganzen Tag nur Party.«

    »Und was macht ihr hier so den ganzen Tag?«, frage ich.
    Statt mir zu antworten, holt Justin einen laminierten Zettel hervor, den er neben einer Erkennungsmarke an einer Kette um den Hals trägt. Auf dem Zettel ist der Tagesablauf im Camp Kinderglück notiert, zumindest, was die Jungsseite betrifft.
     
    Tagesplan
    5.00  Uhr
    Wecken
    5.15 – 6.00  Uhr
    Frühsport mit Waldlauf, Liegestützen, Klimmzügen und Bäumefällen
    6.00 – 7.00  Uhr
    Frühstück für den, dem es gelingt, die Ziege zu melken
    7.00 – 8.00  Uhr
    Zeltinspektion
    8.00 – 9.00  Uhr
    Zähne putzen, Gesicht und Wäsche waschen im Fluss
    9.00 – 10.00  Uhr
    Bastelstunde: »Die perfekte Sprengfalle«
    10.00 – 11.00  Uhr
    Schützengräben buddeln im Wald
    11.00 – 12.00  Uhr
    Schützengräben wieder zuschütten
    12.00 – 13.00  Uhr
    Mittagessen: Mockturtlesuppe
    13.00 – 14.00  Uhr
    Mittagsschlaf
    14.00 – 15.00  Uhr
    Schminkstunde: »Die perfekte Gesichtstarnung«
    15.00 – 19.00  Uhr
    Gewaltmarsch mit Dosengepäck
    19.00 – 20.00  Uhr
    Abendessen: Mockturtlesuppe
    20.00 – 20.45  Uhr
    Volkslieder schmettern am Lagerfeuer
    20.45 – 21.00  Uhr
    Zapfenstreich
    21.00 – 5.00  Uhr
    Nachtruhe
     
    Alex und Justin hatten recht: Die Hölle könnte nicht schlimmer sein, und zumindest hat sie den großen Vorteil, dass es da schön warm ist.
    »Und das geht jeden Tag so?«, frage ich, nachdem ich einen Blick auf den Plan geworfen habe.
    »Natürlich nicht, Alter. Was denkst du denn?«, antwortet Alex, und das beruhigt mich. So lange, bis er weiterspricht. »Morgen bauen wir in der Bastelstunde ein Tarnnetz. Die Sprengfallen sind nämlich alle schon fertig.«
    »Leider funktionieren die nicht richtig, weil wir statt TNT nur Juckpulver benutzen durften. Das war echt schade.«
    »Aber weißt du, was das Beste ist, Alter?«, fragt Alex.
    Ich schüttele unsicher den Kopf. In den meisten Fällen ist das, was Alex und Justin für das Beste halten, für alle anderen Menschen genau das Gegenteil.
    »Das Beste ist, dass du echt bei uns im Zelt schläfst«, beantwortet Justin Alex’ Frage, und das bestätigt meine Theorie.
    »Die Zelte sind doch viel zu eng für drei Leute«, versuche ich die Katastrophe abzuwenden.

    »Eng ist doch gemütlich, Alter.«
    »Und außerdem auch echt viel wärmer.«
    »Aber …« Weiter komme ich nicht, weil genau in dem Augenblick die Übungsmunition im Feuer explodiert. Alle Jungs schmeißen sich instinktiv auf den Boden, und ich mache es ihnen nach. Die Einzigen, die sich davon nicht beeindrucken lassen, sind Major Horst und die Ziege. Justins Vater pafft unbeeindruckt weiter an seiner Zigarre, während ihm die verbeulten Teile des Topfes um die Ohren fliegen, und die Ziege macht sich sofort über die braune Suppe her, die sich flächendeckend über das ganze
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