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Ich habe die Unschuld kotzen sehen

Titel: Ich habe die Unschuld kotzen sehen
Autoren: Dirk Bernemann
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offiziell.
    Dann kam die Arbeitslosigkeit. Krise in der Firma. Die Auftragslage habe sich verschlechtert, man müs se Maßnahmen ergreifen. 24 Jahre habe ich mich für diesen Laden krumm gebuckelt.  
    Ich war ein guter Lagerist.
     Selten krank.
    In mir steigt Hass auf und äußert sich durch einen heftigen Fußtritt gegen den rustikalen Wohnzimmerschrank.
      
    Es klingelt plötzlich an meiner scheiß Tür.
    Lange nicht dieses Geräusch gehört. Ist bestimmt Fehlge burt Zwei mit ‘ner Flasche unterm Arm.  
    Oder Katharina kehrt reumütig zurück.
    Oder Fehlgeburt Eins kratzt um Gnade winselnd im rosa Anzug an meiner Tür.
    Oder die Fehlgeburt Drei hat endlich ihren Künstler verlassen und will Sex mit ihrem Vater. Natürlich, sie wird es sein.
    Sie kann mich retten.
    Mein Kind kehrt zurück.
     
    All diese Gedanken denke ich innerhalb einer halben Sekunde. Dann erhebe ich mich aus meinem Fernsehsessel. Auf dem Weg zur Haustür begegne ich einem Spiegel, der mich zu beleidigen versucht durch das Bild, das er mir entgegenspuckt.
    Dem trotze ich.
    Ich bin immer noch nicht alt, obwohl ich so aussehe.
      
    Langsam schleppe ich mich zur Tür, öffne sie, dann geht das Licht an und schnell wieder aus ...
     
     
     
    Stiller Killer
     
     
    Stiller Killer. Schaut um die Ecke. Bringt dich um die Ecke. Ein attraktiver Mann, Mitte zwanzig.  
    Tötet.
    Für Geld. Auch in Serie. Für mehr Geld.
     
    Serienmörder.
    Schweigt. Nur ein Nicken. Kein Hand schlag zur Begrüßung. Man sitzt da und wird beauftragt, ein Problem zu lösen. Ein Herr mit maß los überreiztem Lächeln.
    Sagt, er sei Polizist.
    Kein Blickkontakt. Keiner der Männer ist dazu imstande.
    Der Deal ist perfekt.
     
    Raus in die Stadt. Auf die Suche. Stiller Killer weiß, wo Opfer bald nicht mehr unter uns leben.
    Es wird sein wie immer: schweigen, zielen, treffen, töten.
    Wie immer.
    Immer wieder.
    Für die Miete. Für seinen Dresscode.  
    Für diverse Waffen nebst Munition.
     
    Und für Lydia, seine Geliebte. Ein natürliches Mäd chen, der Meinung, ihr Freund sei ein erfolgreicher Handelsreisender.
    Lügen. Liebe. Schweigen.
    Schweigen. Auf der Suche.
    Stilles Opfer.
    Im stillen Zimmer.
    Sofasitzend, schweigend.
    Wartet.
    In Erwartung. Erwartet Veränderung. Dinge drehen sich im Raum. Kreisende kleine Gedanken.
    Nur warten. Auf Veränderung. Schweigend. Stilles Opfer.
     
    Dieses Viertel.
    Dieses Haus.
    Dieses Stockwerk.
    Diese Tür. Dahinter ein stilles Opfer.
    Davor der stille Killer. Ganz leise. Ganz sanft.
    Still verharrend.
     
    Drei Gedanken: zielen, treffen, töten.
    Sonst nichts. Ansonsten Leere.
     
    Türklingel. Schritte. Stiller Killer, stilles Opfer.
    Ein Schalldämpfer flüstert.
    Und lautlos fliegt der Kopf weg.
     
    Fertig.
    Lydia, I love you.
     
     
     
    Lydia liebt absolut!!!
     
     
    Da vorne steht mein alter Freund Benjamin. Er ist wirklich ein alter Freund. Ich kenne ihn noch nicht lange, aber er scheint so alt zu sein wie diese Welt. Dieser Mann ist so weise.  
    Derzeit sehe ich ihn nur auf einem Foto. Er lacht, mein alter Freund. Wahrscheinlich liebe ich ihn unermesslich.
      
    Ich bin kein Mann. Ich bin eine Prostituierte.
    Grundsätzlich verachte ich Männer wegen ihres Verhaltens beim Sex. Gott hat Männer gemacht, damit Nutten Arbeit haben.
    Mein Name ist Lydia und ich glaube, ich habe mich in Benjamin verliebt.
     
    Ich habe ihn nicht während meiner Arbeit kennen gelernt, was wahrscheinlich auch nicht zu diesen Gefühlen geführt hätte. In seiner Nähe spüre ich ihn und, wenn alles gut läuft, auch mich. Das ist aber nicht immer schön, weil ich dann viel über mich nachdenken muss.
    Das tut oft weh und macht mich schlaflos in seinem Arm.
     
    Aber es ist sein Arm, in dem ich in solchen Näch ten liege. Und dann werde ich manchmal ganz ruhig, so ruhig, dass ich fast nicht mehr atme, aber doch atme und Benjamin beim Schlafen zusehe. Liebe wächst. Ich wachse mit.  
     
     
    ... while deep in me, deep in me, where is my inner tragedy, while deep in me, deep in me, it hurts to talk with me ...
     
    Philip Boa and the Voodooclub – Atlantic Claire
     
    Es ist die Auferstehung meiner Persönlichkeit. Das in mir existente Vakuum beginnt sich zu füllen.  
    Ben jamin füllt mich auf wie eine staubige Rotweinkaraffe.  
     
    Manchmal ist alles schön mit ihm.
    So schön sauber und gepflegt. Es macht mir nichts aus, nüchtern in seiner Nähe zu sein.  
    In seinem Apartment.
    Benjamin.
    Der Mörder meiner Sinne, die mit dem
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