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Ich habe die Unschuld kotzen sehen

Titel: Ich habe die Unschuld kotzen sehen
Autoren: Dirk Bernemann
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alltäglichen Erscheinungsform.  
    Das bilde ich mir doch nicht ein.
     
    Ich taste nach meinen Filterzigaretten. Wohnzimmertisch. Wohnzimmer? Wohnen?  
    Gedanken überdosiert!
    Ich lache herzhaft in meinen inneren Wahnsinn, der bestimmt in meinen gelben Augen sichtbar ist.
      
    Feuerzeug flackert kurz auf. Durch Inhalation übertrage ich die Flamme auf ein Billigtabakprodukt. Schmer-zen wie Preßlufthammerzärtlichkeiten beweisen mir meine Existenz. Wieder einen Rausch überlebt.
    Aber ich sorge mich um meinen Engel. Ihre weiße Haut wirkt in meinen zugedröhnten Augen neongelb. Sie trägt nur Unterwäsche und ihr Körper scheint wie ein gelber Fluss, lediglich von zwei schwarzen Brücken unterbrochen, meine Beine runterzufließen.
    Ihr Menschlichkeitsduft übertönt den des Giftes. Das bemerke ich aber erst, als ich meine Wahrnehmung selektiert habe und mich durch Selbsthypnose davon abgehalten habe, auf den ruhenden Körper der Geliebten zu kotzen.
     
    Ihre linke Hand umklammert eine geleerte Flasche. Ich betrachte für fünfeinhalb Minuten den kleinen Finger ihrer linken Hand, das erste Lebendige an der dichten Prinzessin, seit ich sie betrachte. Er be wegt sich auf und ab und scheint die Flasche zu streicheln. Da sie generell momentan wie tot wirkt, interpretiere ich diese Szenerie der wahrscheinlich alkoholisch beeinflussten Komabewegung als Zei chen ihrer endlosen, lebensbejahenden Leidenschaft.  
     
    Gedanken sind auf der Flucht vor mir. Die Detail verliebtheit meiner Intensivbetrachtung verursacht gelbe Kreise beim Kopfbewegen mit Blick auf die karge, leere Wand. Irgendwie lässt die Selbsthypno sewirkung schneller nach als erwartet. Nahrung will nach außen. Allerdings schaffe ich es noch, meinen Oberkörper nach vorne schnellen zu lassen, damit die nun auf die Kacheln klatschende graugrüngelbliche Masse nicht auf meine Göttin gerät.
    Sie wird es mir danken, denke ich. Irgendwie wird sie mir danken, dass ich sie nicht mit meinem Mageninhalt zugedeckt habe.
     
    Ich hätte jetzt wahnsinnige Lust sie zu ficken, bis der dritte Weltkrieg zu Ende ist.  
    Meine Kotze stinkt erbärmlich.
    Aber ich habe ebenso keine Lust, mich jetzt von diesem Möbel zu erheben und einfach so weiterzuleben. Diese ganze Scheiße hier kotzt mich extrem an. Mindestens so, wie ich diesen billigen, mies gekachelten, kalten Boden, bedeckt vom Müll unserer Zweisamkeit.
    Unaushaltbarer Amokdrang.
    Ich pendle irgendwo zwischen Mordlust und selbst zerstörerischem Tanztheater. Ich stehe auf, mit nack ten Füßen in meiner Kotze. Dass die Schlampe dabei unsanft mit ihrem scheiß Schädel auf den Glastisch ballert, erfüllt mich irgendwie mit Freude. Ich lache lauthals.  
    Sie scheint gerade von ihrem Komaausflug zurückzukehren und blinzelt verlegen mit ihren schiefen Augen. Das wühlt längst vergessene Aggres sionen in mir auf. Als sie sich langsam in eine Art aufrechte Haltung begibt, schleudere ich ihr eine achtlos abgestellte, halbleere Flasche Bier in ihr zerknittertes, besoffenes Kummergesicht.
    Ihr Na senbein macht ein Geräusch wie ein herzhafter Biss in eine scheiß Scheibe Knäckebrot, nur circa viermal so laut. Ihr Blut spritzt beim Aufprall der Pfandfla sche in alle Richtungen. Rote Perlen in meiner Kotze, rote Flüsse an lila Wänden, rote Seen in ihrem scheiß Gesicht.
    Tränen erregen weitere Wut. Ich bewege mich auf dieses wehrlose Stück vergiftetes Menschenfleisch zu und schlage mit meinen Fäusten in ihren zugedröhnten, weichen Körper, der bei jedem Hieb weiter in das Sofa zu fliehen scheint.
    Ich interpretiere das als Feigheit und verprügle sie weiter.
    Ihre Augen platzen auf. Ihre scheiß verführerischen Augen.
    Ich falle auf ihr sitzend, auf sie eindreschend vom Sofa.
    Unstillbare Blutgier.
    Ihr Kopf in meinen Händen. Ich lasse ihn mehrmals auf die Kacheln herabsausen, die in ihrer Instabilität zerspringen.
    Ihr verfickter Weiberschädel ist nicht kaputtzukriegen. Sie quieckt wie ein Ferkel, dem man bei lebendigem Leibe ein Beinchen mittels scharfem Messer vom Restleib abtrennt. Nicht mal vernünftig reden kann sie.
    Nicht mal bitten, aufzuhören.
    Also zerstöre ich sie weiter, wie sie es schon lange mit mir tut. Sie lebt nicht nur mit, sondern auch von mir und das mit Kalkül und immenser Gewissenlosigkeit.
    Ihr nahendes Ende ist mein Freispruch.
    Meine Fäuste treffen bald nur noch matschiges rotes Fleisch und um ihren Kopf bildet sich in relativ schneller Fließgeschwindigkeit eine Blutlache,
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