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Ich greife an

Ich greife an

Titel: Ich greife an
Autoren: Iwan Koshedub
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Tagelöhner bereichert", höre ich noch heute. Ich sehe noch die freudigen Gesichter meiner Dorfgenossen nach jener Versammlung, in der beschlossen worden war, eine Kollektivwirtschaft zu gründen und sie „Roter Partisan" zu nennen.
    Die zahlreichen aktiven Komsomolzen halfen den Kommunisten und dem Kolchosaktiv eifrig, die Umgestaltung des Dorfes durchzuführen.
    Mein Bruder Alexander verbrachte ganze Tage im Dorfsowjet, auf dem Feld und in Zusammenkünften. Er ließ sich als einer der ersten in die Kollektivwirtschaft aufnehmen und begann dort als Rechnungsführer zu arbeiten. Er kam stets spät nach Hause, war mit Papieren beladen und arbeitete noch lange. Ich hörte im Schlafe, wie er mit dem Rechenbrett klapperte und dem Vater von den Tagesereignissen erzählte.
    Die Dorfbevölkerung trat einmütig in die Kollektivwirtschaft ein. Aber es fanden sich käufliche Subjekte, die sich von den Kulaken bestechen ließen. Sie führten Anschläge auf die aktiven Mitarbeiter der Kollektivwirtschaft durch und bereiteten die Ausplünderung des Kolchosladens vor.
    Das gesamte Dorf erhob sich zum Kampf. Während einer Razzia gelang es, einen Banditen zu fangen. Ein anderer konnte im Getreide entkommen. Die Dorfbewohner verfolgten seine Spur. Ich stand gerade mit einigen Jungen am Dorfzaun, als ich sah, wie Maximez mit einem Gewehr durch den Gemüsegarten lief. Mir fielen plötzlich Onkel Sergejs Berichte von den Partisanen ein. Ich vergaß völlig, daß man uns Kindern streng verboten hatte, das Dorf zu verlassen, und folgte Maximez auf den Fersen. Er rannte zum Hain! Dort standen einige Komsomolzen. Gerade hatte mir einer zugerufen: „Wo willst du hin, Bursche, geh zurück!", da knallte ein Schuß. Eine Kugel pfiff vorbei. Sie stammte von dem Banditen, den Maximez entdeckt hatte. Dann wurde es still, und nach einiger Zeit erblickte ich Maximez und noch zwei Dorfbewohner, die einen finster dreinschauenden Burschen mit verschlagenen, bösen Augen hinter sich her zerrten.
    Wir Jungen waren in dieser Zeit kriegerisch gestimmt. Wir spielten Krieg und Razzia und träumten davon, einen richtigen Banditen zu fangen. Ungeduldig wartete ich auf Post von meinem ältesten Bruder Jakow. Er diente bei den Grenztruppen und befand sich im südlichsten Bezirk unseres Landes, bei Kuschka. Er schrieb vom Kampf gegen Grenzgänger. Vater las den Verwandten und den Nachbarn seine Briefe mehrmals hintereinander vor.
    Ein wahrer Feiertag war es, als Jakow eine Fotografie schickte. Er trug einen gutsitzenden Rotarmistenmantel, war männlicher geworden und hielt einen Säbel in den Händen. Er war kaum wiederzuerkennen. Besonders von dem Säbel konnte ich den Blick einfach nicht abwenden.
    Kurz darauf kam unser Nachbar auf Besuch ins Dorf. Er war Kommandeur und absolvierte eine Militärschule.
    Die kleinen Quadrate auf seinen Schulterstücken, die blitzenden Stiefel und die jugendliche, sichere Haltung machten einen solchen Eindruck auf mich, daß ich begann, seine Art zu sprechen und zu gehen nachzuahmen.
    Wenn er abends vor das Tor ging, um eine Zigarette zu rauchen, standen wir Jungen in gebührender Entfernung und betrachteten ihn in ehrfürchtigem Schweigen.
DAS NEUE LEBEN IM DORF
    Seit der Gründung der Kollektivwirtschaft waren einige Wochen vergangen. Eines Abends erzählte mir mein Bruder Saschko, daß wir im Dorfe einen Klub bekämen. Als ich am nächsten Morgen in die Schule kam, sprachen alle Kinder nur von diesem Klub. Einige Tage später fuhren unsere Dorfgenossen weg, um Baumaterial zu holen. Es wurde fieberhaft gearbeitet.
    Der Bau des Klubs war ein großes Ereignis für das Dorf. Ungeduldig wartete jung und alt auf seine Eröffnung. Ich lief täglich zur Baustelle, um zu sehen, wieviel geschafft worden sei. Mir schien es immer, als schritten die Arbeiten zu langsam voran.
    Aber noch größere Freude bereitete die Tatsache, daß unser Dorf elektrifiziert werden sollte.
    An den Winterabenden hatten wir ein Öllämpchen und kurze Zeit vorher sogar noch einen Kienspan brennen. So war es bisher immer gewesen. Nun sollten wir plötzlich elektrisches Licht haben, einen großen, lichtüberfluteten Klub, in den Häusern sollten „Iljitschs Lämpchen" brennen, und auf der Tenne sollte eine elektrische Dreschmaschine arbeiten.
    Endlich brachte man die Leitungsmasten. Aus dem Bezirk kamen Elektromonteure und Techniker. Sie arbeiteten in fröhlichem Wettstreit!
    Wir Jungen liefen nicht nur ständig zur Baustelle des Klubs, sondern hefteten uns
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