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Ich greife an

Ich greife an

Titel: Ich greife an
Autoren: Iwan Koshedub
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Menschen versammelt. Sie lächelten und überreichten mir Alumen. Ich war durch den unerwarteten Empfang, den mir meine Landsleute bereiteten, tief bewegt.
    Von Schostka fuhr ich mit dem Auto nach Obrashejewka. Wieviel hundertmal war ich diesen Weg während meiner Studienzeit gegangen!
    Mir erschien das Heimatdorf sehr klein. Ich fuhr zum Dorfsowjet, wo man mich schon erwartete. Alle Dorfbewohner und alle meine Angehörigen und Verwandten hatten sich versammelt. Ich suchte mit den Augen meine Schwester Motja. Da war sie, von kleinen Kindern umringt. Nur mein Bruder Alexander war nicht anwesend: Er leistete seinen Militärdienst ab.
    Man küßte und umarmte mich, einfach und herzlich, und ich tat dasselbe nacheinander mit Greisen und Kindern.
    Wem sollte ich zuerst antworten, mit wem zuerst sprechen? Alle fragten auf einmal. Maximez drängte sich zu mir durch. Er war jetzt Sekretär der Parteiorganisation. Ihm folgte ein Leutnant zur See, mit zahlreichen Kampfmedaillen auf der Brust, es war Grischa Warenik, mein Klassenkamerad! Und neben ihm stand lächelnd Iwan; seinetwegen hatte ich mich einst in der Klasse gerauft. Er war jetzt Rechnungsführer im Kolchos „Roter Partisan". Und dort war auch der alte Fischer Kaplun, vor dem ich als Kind immer eine gewisse Scheu empfunden hatte.
    „Ja, das ist Nikita Koshedubs Sohn", sagte irgendein alter Mann und umarmte mich.
    „Na, sag ein paar Worte zu uns", ertönte es von allen Seiten.
    Ich stieg auf das kleine Rednerpult und betrachtete die erregten, freudestrahlenden Gesichter der Dorfbewohner. Ich gedachte meines Vaters, Sergej Andrussenkos, meiner Kameraden, meiner Kommandeure und der Kämpfe um die Befreiung der Heimat. Und ich sprach darüber, ich sprach von dem allmächtigen Gefühl der Liebe zu unserer großen sozialistischen Heimat und von meinen standhaften, mutigen Kampfgefährten.
    Ich ging durch das ganze Dorf. Dann stand ich an den Gräbern meiner Eltern. Ich erinnerte mich der Mutter, ihrer verhaltenen Zärtlichkeit und ihrer Sorge um uns Kinder. Ich dachte an Vater, erinnerte mich, wie er mich ein Handwerk hatte lernen lassen wollen, mit welcher Freude er meine kindlichen komischen Zeichnungen zu den Bekannten getragen und davon geträumt hatte, daß ich Kunstmaler werden würde, und wie stolz er auf meine Siege während des Krieges gewesen war. Wie hätte er sich jetzt über das Wiedersehen gefreut.
    Ich stand lange an den Gräbern meiner Eltern. Etwas abseits standen, die Mützen in der Hand, meine Dorfgenossen. Mit jenem Feingefühl, das einfachen und guten Menschen eigen ist, hatten sie begriffen, daß ich jetzt mit meinen Gedanken allein sein wollte.
    Ich ging wieder zu ihnen, und gemeinsam schritten wir durch die breiten trauten Straßen. Da glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen: Nina Wassiljewna kam mir entgegen. Hinter ihr schritten Jungpioniere mit Blumen. Sie hatte sich fast nicht verändert, nur ihr Haar war ergraut, und über ihre Stirn zog sich ein Netz von feinen Fältchen. Wir drückten einander fest die Hände. Sie erzählte mir, daß sie jetzt in einem anderen Dorfe Lehrerin sei und mit ihren Schülern hierhergekommen sei, um mich wiederzusehen. Wir gingen in das Klassenzimmer. Wie winzig klein erschien es mir doch auf einmal. Da war meine Bank. In ihr standen jetzt zwei kleine Mädchen mit Zöpfen. Sie sahen mich an und beantworteten zaghaft meine Fragen.
    Ich blieb einige Tage im Heimatdorf. Ich war auf den Feldern, auf den Wiesen am Wspolnoje-See, wo ich einst Kälbchen gehütet hatte, und ging durch den Birkenhain am Knüppeldamm - den Lieblingsort des Vaters.
    Abends, wenn die Lieder der Mädchen im still gewordenen Dorf erklangen, unterhielt ich mich lange mit den Dorfgenossen. Sie teilten mir ihre Pläne mit und brachten ihre Freude darüber zum Ausdruck, daß Obrashejewka nach dem glücklich überstandenen Joch der faschistischen deutschen Okkupanten schon wieder gesundete. Sie erzählten mir von der Arbeit des „Roten Partisanen" und von ihrer friedlichen, schöpferischen Arbeit.
    Am Vorabend meiner Abreise veranstaltete man im schattigen Kolchosgarten einen Abschiedsabend. Die Tische unter den Apfelbäumen bogen sich fast unter der Fülle der Speisen. Ringsum hatten sich die Kolchosbauern des „Roten Partisanen" versammelt.
    Der erste Toast auf den Initiator aller unserer Siege - auf die Kommunistische Partei - wurde ausgebracht. Ein lautes und einmütiges Hurra erscholl. Dann sprach Ponomarenko, der älteste Dorfgenosse,
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