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Ich greife an

Ich greife an

Titel: Ich greife an
Autoren: Iwan Koshedub
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Angriffen verderben Sie nur die ganze Sache und entwürdigen sich selbst. Der Gegner wird Sie abschießen wie einen Nestvogel. Prägen Sie sich ein: Stößt man auf den Feind, so greift man als erster an und eröffnet das Feuer aus kürzester Entfernung. Man kämpft sicher und kühn!"
    Ich entließ den jungen Flieger. Er entfernte sich mit gesenktem Kopf.
    Der Kommodore unterhielt sich mit ihm lange unter vier Augen, und ich gab mir tagelang den Anschein, als bemerkte ich ihn gar nicht. Er ging mir ängstlich aus dem Weg. Offenbar focht er einen schweren Kampf mit sich selbst aus. Und eines Tages kam er freudestrahlend und aufgeregt vom Feindflug zurück und meldete, daß er ein feindliches Flugzeug abgeschossen habe. Als er zu mir kam, sah ich, daß sich sein ganzes Antlitz verändert hatte. Ich drückte ihm fest die Hand.
    „Ich danke Ihnen für die harte Lehre", sagte er, mir direkt in die Augen sehend.
    Die Lehre war tatsächlich hart, aber nützlich gewesen.
IN DER GROSSEN OFFENSIVE FÜR DIE HEIMAT!
    Als die Jagdgruppe des Kommandeurs aus dem Raum von Stargard zurückgekehrt war, ließ uns Tschupikow am Abend zusammenkommen und teilte uns seine Eindrücke mit. Die Flieger waren in kampffreudiger, gehobener Stimmung. Sie hatten ausgezeichnet gekämpft, und die Abschußliste war bedeutend länger geworden. An diesem Abend saßen wir lange zusammen und erzählten von den Ereignissen der vergangenen Woche. Als wir „nach Hause" gingen, sagte ich zu Kumanitschkin: „Man spürt aus allem heraus, daß in den nächsten Tagen die Entscheidungsschlacht beginnen wird."
    „Das stimmt, mein Lieber. Die Stunde des Sieges ist nahe!"
    Am 16. April wurden wir alle von einem ohrenbetäubenden Lärm geweckt. Welle auf Welle donnerten sowjetische Nachtbomber über uns hinweg. Die Erde bebte und dröhnte.
    „Artillerievorbereitung, Freunde!" rief jemand.
    Wir stürzten zu den Kraftwagen und knöpften uns im Laufen die Feldblusen zu. Auf dem Flugplatz versammelten wir uns alle im Gefechtsstand. Uns wurde mitgeteilt, daß die Truppen der Front zur entscheidenden Offensive auf die seit langem vorbereitete und tiefgestaffelte Verteidigung der Deutschen, die Berlin deckte, übergegangen seien. Die Kampfbegeisterung packte uns.
    Welchem Kampfflieger ist nicht jenes erhebende Gefühl bekannt, wenn Hunderte sowjetischer Geschütze die Vorbereitung zum Angriff unserer Infanterie schießen, wenn Tausende von Explosionen den Himmel erhellen und wenn man, vom Angriffsfieber gepackt, auf dem Flugplatz steht und ungeduldig das Startsignal erwartet!
    Ich erinnere mich dieses Morgens bis in alle Einzelheiten: des dunklen Himmels mit den zahllosen Bahnen der Leuchtspurgeschosse, des unaufhörlichen Dröhnens unserer Flugzeugmotoren, des Getöses der Bombenangriffe unserer Flieger und des ununterbrochenen Donnerns unserer Artillerie. Eine Lawine von Feuer und Stahl wälzte sich über den Gegner.
    Die entscheidende Schlacht hatte begonnen. Wir unterhielten uns aufgeregt, oder besser gesagt, wir schrien uns gegenseitig an, da unsere Stimmen in dem Getöse untergingen. „Diesem Sturm werden die Faschisten nicht standhalten", schrie mir Kumanitschkin zu.
    „Wenn es nur bald tagte!” war eine andere Stimme zu vernehmen. „Wenn wir nur bald nach Berlin fliegen könnten!"
    Über der Frontlinie flammte plötzlich grellweißes Licht auf. Im ersten Augenblick wußten wir gar nicht, was es war. Aber dann erkannten wir: Hunderte von Scheinwerfern blendeten den Feind und beleuchteten unserer Infanterie den Weg nach Berlin. Ein unvergeßliches Bild!
    Bei uns auf dem Flugplatz wurde es taghell. Ich sah die Freunde an. Aller Augen waren dorthin gerichtet, wo unsere Truppen in einer gewaltigen Angriffswelle auf Berlin vorstießen.
    Wir waren stolz auf unsere Kommunistische Partei, die uns weise durch alle Prüfungen des Krieges geführt hatte, auf unsere Heimat, auf unsere Menschen, die im Hinterland Panzer und Flugzeuge, Granatwerfer und Geschütze geschaffen hatten, auf unsere unbesiegbare Armee.
    Im Morgengrauen flog Staffel auf Staffel sowjetischer Flugzeuge nach Berlin. Von Jägern begleitete Schlachtflugzeuge und Bomber jagten über unseren Flugplatz hinweg.
    Einen solchen Sturm, ein derartiges Zusammenwirken aller Waffengattungen kannte noch keine Schlacht in der Geschichte der Menschheit!
    Vom ersten Tage der Schlacht um Berlin an ergänzte unsere Luftwaffe die Artillerie. Sie vernichtete die seit langem vorbereitete Verteidigung der Faschisten,
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