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Ich greife an

Ich greife an

Titel: Ich greife an
Autoren: Iwan Koshedub
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alten Regimentskameraden. Die Freunde schrieben mir, daß das Abschußkonto des zweimaligen Helden der Sowjetunion Kirill Jewstignejew bis zum Kriegsende auf zweiundfünfzig Flugzeuge angewachsen war.
    Muchin „meldete" mir, wie er sich ausdrückte, daß auch Amelins, Brysgalows und sein Kampfkonto bis zum Tage der Einnahme Berlins bedeutend angewachsen sei, daß Jewstignejew in dieser Zeit seine glänzenden Fähigkeiten als Kommandeur unter Beweis gestellt habe und daß er noch ebenso einfach sei wie früher, daß er noch derselbe Kirjuscha sei, wie er, Muchin, ihn seit den ersten Tagen ihres Zusammentreffens kenne.
    Ich war stolz auf meine alten Kameraden, mit denen ich Tragfläche an Tragfläche den Kampfweg begonnen hatte, und freute mich mit ihnen.
    Im Regiment wurden die Übungen und die politische Ausbildung fortgesetzt. An einem frühen Morgen, als ich vor dem Übungsflug in den Gefechtsstand kam, schien mir, als seien die dort versammelten Flieger schweigsamer als sonst. Man gab mir ein Telegramm, und ich ahnte sofort, daß mit Vater etwas nicht stimmte, von dem ich lange keine Post erhalten hatte.
    Ich konnte die furchtbaren Worte nicht gleich fassen. Ich las den Text immer wieder. Mein Vater war am 17. Mai gestorben. Ich konnte die Tränen nicht zurückhalten.
    Später erfuhr ich aus den Briefen der Angehörigen, daß Vater lange krank gewesen war, daß er aber strengstens verboten hatte, mir das mitzuteilen, um mich nicht zu beunruhigen und mich, wie er sagte, nicht von meiner Kampftätigkeit abzuhalten. Er hatte immer gehofft, mich wiederzusehen, und war überzeugt gewesen, daß er gesund werden würde. Auch nach dem Kriege hatte er es nicht zugelassen, daß man mich über seine Krankheit informierte, da er mir nicht die Freude am Sieg hatte trüben wollen.
    Der Vater hatte den Tag des Sieges noch erlebt, dieser Gedanke beruhigte mich etwas.
    Eine Woche darauf nahm ich wieder Abschied von den Freunden. Ich wurde zur Vorbereitung auf die Parade der Luftstreitkräfte am Tage der Sowjetischen Luftwaffe nach Moskau gerufen.
BEI SEMJON ALEXEJEWTTSCH LAWOTSCHKIN
    Ich hegte schon seit langem den Wunsch, die Konstrukteure meines hervorragenden Flugzeuges und seiner bewährten Bordwaffen, Semjon Alexejewitsch Lawotschkin und Boris Gawrilowitsch Schpitalny, kennenzulernen.
    Ich glaube, es gab keinen Luftkampf, bei dem ich nicht mit Dankbarkeit und Hochachtung an diese Gelehrten und Patrioten gedacht habe. Und nun ging mein Wunsch in Erfüllung. Ich fuhr zu Semjon Alexejewitsch Lawotschkin. Er empfing mich herzlich. Er war hochgewachsen, ging etwas gebückt; seine Bewegungen waren ruhig und gelassen, und er hatte gute, klare Augen.
    „Ich freue mich sehr, Sie zu sehen", sagte er lächelnd und musterte mich, ohne meine Hand loszulassen, aus aufmerksamen, etwas zusammengekniffenen Augen, gleichsam als studierte er mich.
    Er ließ mich Platz nehmen und setzte sich mir gegenüber: „Ich habe Sie und Ihre Kampfgefährten ständig beobachtet. Erzählen Sie mir der Reihe nach von allen Ihren Eindrücken und von dem Flugzeug."
    „Wissen Sie, Semjon Alexejewitsch, ich habe Ihr Flugzeug so geliebt, daß ich es sogar begrüßte, wenn ich auf den Flugplatz kam. Ich hatte immer das Gefühl, als stände ich vor meinem Freund, oder richtiger gesagt, nicht vor einem Freund, sondern vor einem verehrten, anspruchsvollen Kommandeur. Ich hegte stets den Wunsch, die hohe Technik bis zur Vollkommenheit zu beherrschen. Wir Flieger sind nicht ohne Grund der Ansicht, daß die Maschine, die Bordwaffen und die Flugtechnik ein Ganzes bilden..."
    Wir unterhielten uns lange. Semjon Alexejewitsch interessierte sich für meine Meinung über die Kampfeigenschaften des Flugzeuges und schrieb ab und zu etwas in sein Notizbuch. Er erzählte mir von seinen schöpferischen Vorhaben und fragte nach meinen Plänen.
    Als wir in die Werkabteilung gingen, sagte Semjon Alexejewitsch: „Wir sind nicht hinter den Fliegern zurückgeblieben. Die Konstrukteure berücksichtigten die Hinweise der Frontkämpfer und trachteten, das Kampfflugzeug zu vervollkommnen. Sie weilten Tag und Nacht im Konstruktionsbüro." Und er schloß bewegt:
    „Uns hat die Kommunistische Partei angeleitet. Durch ihre Hinweise weckte sie den schöpferischen Gedanken in uns, sie veranlaßte uns, dem Neuen zuzustreben und nicht mit dem Erreichten zufrieden zu sein..."
    Lange besichtigten wir das Werk. In der Mittagspause versammelten sich um mich Arbeiter und Arbeiterinnen. Sie baten
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