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Die neue Historia des Dr. Faustus 03 - Die Engelskrieger

Die neue Historia des Dr. Faustus 03 - Die Engelskrieger

Titel: Die neue Historia des Dr. Faustus 03 - Die Engelskrieger
Autoren: Kai Meyer
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Prolog
    Dies ist meine Geschichte.
    Ich heiße Christof Wagner, ein Name, den Ihr Euch merken solltet. Einstmals war ich Student der Theologie an der hohen Schule zu Wittenberg, später meines Zeichens Adlatus des Weisesten der Weisen, des Größten der Großen, des Wunderbarsten der … nun, Wunderbaren.
    Kurz gesagt, ein Zauberlehrling im Dienste eines gestrengen Meisters.
    Ihr wundert Euch: Ist dies denn nicht die Geschichte des sagenhaften Doktor Faustus, die Chronik des Vortrefflichsten aller Astrologen, Chiromanten, Aeromanten, Geomanten, Pyromanten und Hydromanten? Die Saga jenes Mannes, der sich selbst den Quellbrunn der Nekromanten nannte, den Zweiten unter den Magiern?
    Nun, er spielt unzweifelhaft eine gewisse Rolle in meinen Berichten, ebenso wie … aber nein, zu ihr will ich später kommen.
    So habt Ihr also dies Buch aufgeschlagen, in der Hoffnung, hierin vieles über den legendären Doktor Faustus zu finden, farbenprächtige Abenteuer mit Schwert und Zauberei, voll wagemutiger Heldentaten, höfischer Sitte (und Unsitte, gesteht es ruhig!), Hexenwerk und draller Maiden. Ich kenne Euch nur allzu gut. Das Blut muss fließen. Die Klingen klirren. Die Brüste wippen.
    Habt nur ein wenig Geduld. Eile mag angebracht sein in mancher Lage, in die ich an der Seite meines Meisters geriet, doch nicht so beim Lesen einer Geschichte. Was treibt Euch, dass Ihr diese meine Vorrede am liebsten überblättern mögt? Hah, ich hab’s Euch schon gesagt, und ich tue es noch einmal: Ich kenne Euch!
    So beginnt doch endlich, Meister Wagner! wollt Ihr rufen. Lasst Euer eitles Geschwafel und erzählt uns von des Faustens tollen Taten!
    Ihr glaubt, ich sei ein rechter Gockel! Gewiss, das war ich wohl, damals, in jenen Zeiten, von denen ich Euch berichten will (und mehr noch später, als der gute Doktor mir all seinen Besitz vermachte und ich mich als reicher Mann wieder fand, unwiderstehlich für die Weibsbilder, selbst heute noch, im hohen Alter. Habe ich Euch schon von jener Nacht am Hofe Karls des Fünften erzählt, von jenen zwölf Kurtisanen, die nicht genug bekommen konnten vom Feuer meiner Lenden? Ich erwähnte es schon? Nun, vielleicht komme ich später erneut darauf zurück, falls mir danach ist, Euch mit wahrem Heldentum zu verwöhnen!)
    Erinnert Ihr Euch, wie mein letzter Bericht zu Ende ging? Ich und meine beiden Begleiter ritten durch das Wiesenland der Lausitz, noch matt vom Kampf um die Schlangenkrone. Unser Ziel war Rom, fern im Süden, um dort das Geheimnis der Borgia-Engel zu lösen. Endlich, möchte ich sagen. Schon viel früher hatten wir dort sein wollen, wäre uns nicht diese leidige Versammlung von Vogelscheuchen im Schloss des Schlangenkönigs in die Quere gekommen.
    Man hat mich gefragt, weshalb ich Euch mit dieser Geschichte belästigt habe, wolltet Ihr doch viel lieber wissen, was aus den Engelskriegern geworden ist. Denn was tat ich? Lenkte Euch ab mit dem Treiben des Traumvaters, tief im Land der Sorben, irgendwo hinter den Wäldern.
    Nun, bald werdet Ihr womöglich klarer sehen. Gebt Acht, und Ihr werdet die Zusammenhänge verstehen.
    Mein Meister, der hochverehrte Doktor Faustus, ward erzogen auf der hohen Schule zu Ingolstadt (kein Vergleich mit der zu Wittenberg, möchte ich bescheiden erwähnen). Dort lehrte man ihn die Medizin, Astronomie und Astrologie, doch nichts davon vermochte ihn wahrlich zu begeistern. Vielmehr interessierten ihn die Schwarzen Künste – das Handwerk des Teufels, wie mancher verächtlich meinen mag. Als sein reicher Vormund starb, vererbte er Faustus ein beträchtliches Vermögen. Leider nicht beträchtlich genug, denn bald schon war alles verprasst. Meinen Meister zog es daraufhin hinaus ins Land, er reiste von Stadt zu Stadt, von Hof zu Hof, verdingte sich mal auf Jahrmärkten, mal in Fürstenhallen. Die adligen Dummschwätzer mochten ihn, schmierte er Ihnen doch in seinen Weissagungen genug Honig ums Maul, dass sich ihre Börsen wie von selbst aufschnürten.
    Aber auch das gemeine Volk schätzte Faustens Können. An einem Tag heilte er Kranke unter dem Titel eines Doctor Medicinae, am nächsten erheiterte er die Menschen als Zauberkünstler. Und so hätte es weitergehen können für meinen Herrn, wäre ihm nicht die Kirche auf die Schliche gekommen. Die Inquisition setzte sich auf seine Fährte, und so begann alsbald eine wilde Hetzjagd auf und ab durchs Land.
    Schließlich, im Frühjahr des Jahres 1515, tappte er in die Falle seines Erzfeindes, des berüchtigten
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