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Das Blutband: Der 11. Handyman Jack Thriller (German Edition)

Das Blutband: Der 11. Handyman Jack Thriller (German Edition)

Titel: Das Blutband: Der 11. Handyman Jack Thriller (German Edition)
Autoren: F. Paul Wilson
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Dienstag
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    1.
    Es geschah erneut …
    Auf dem Fahrersitz, die Hände am Lenkrad, der Kastenwagen rast mit hohem Tempo über die Second Avenue auf die blonde Frau und ihr kleines Mädchen zu …
    … gewinnt an Fahrt …
    … er sieht ihre verschreckten, entsetzten Gesichter, als er das Gaspedal durchtritt …
    … spürt den Aufprall, als er sie rammt …
    … sieht zu, wie ihre schlaffen, zerschmetterten Körper durch die Luft wirbeln, während er vorwärtsrast, keine Sekunde langsamer wird, keinen Moment zögert, nicht einmal nach hinten sieht.
    Jack erwachte mit zusammengepressten Kiefern und geballten Fäusten. Er zwang sich zur Ruhe, dazu, die Hand auszustrecken und sie zur Beruhigung auf die Rundung von Gias Hüfte zu legen, die neben ihm schlummerte.
    Wieder dieser Traum. Die Deutung war leicht: Er gab sich die Schuld für den Unfall mit der Fahrerflucht, deswegen sah er sich hinter dem Lenkrad. So simpel war das.
    Was aber nicht so simpel war, war der Zeitpunkt. Er hatte diesen Traum nur in einer bestimmten Situation: Es bedeutete, dass der Beobachter wieder da war.
    Jack glitt aus ihrem Bett zum Fenster. Die Rollläden waren heruntergelassen, um das Licht der Straßenlaternen auszusperren. Er spähte um die Kante und …
    Da war er.
    Wie üblich stand er an der Straßenecke, gegenüber von Gias Stadtvilla, und trug seinen obligatorischen Homburg und Mantel, die rechte Hand lag auf dem Knauf eines Spazierstocks. Da, wo er stand, hatte er die Scheinwerfer des Verkehrs am Sutton Place im Rücken, was dazu führte, dass die Krempe seines Hutes sein Gesicht beschattete.
    Ein groß gewachsener Mann und, falls man das aus der leichten Krümmung seiner Schultern schließen konnte, schon älter. Jack hatte ihn das erste Mal auf der Straße vor seiner Wohnung gesehen, im Januar … nur wenige Tage vor dem Attentat. Und seit Kurzem zeigte er sich auch vor Gias Haus.
    Es war Jack nie gelungen, den Kerl zu erwischen. Nicht weil er es nicht versucht hätte. Er hatte Dutzende Male versucht, ihn abzupassen, aber der alte Mann schien zu wissen, wann Jack kommen würde.
    Irgendwie gelang es dem Beobachter immer, ihm einen Schritt voraus zu bleiben. Wenn Jack hinter der Wohnungstür lauerte, angezogen und bereit, sich auf eine Verfolgungsjagd einzulassen, oder wenn er in seinem Wagen wartete oder sich in einem Hauseingang versteckte, dann tauchte der Kerl nicht auf. Im letzten Monat hatte Jack zehn Nächte hintereinander gewartet – drinnen und draußen, oben oder unten auf der Straße, und an verschiedenen markanten Beobachtungsplätzen.
    Nichts.
    In der elften Nacht hatte er aufgegeben und war zu Bett gegangen. In dieser Nacht hatte er wieder diesen Traum gehabt und, ja, ein Blick durch die Rollläden bestätigte ihm, dass der Beobachter da war.
    Er beschloss, es noch einmal zu versuchen, griff nach seiner Jeans und streifte sie sich über, während er schon zum Eingang lief. Er rannte die Treppe zum Erdgeschoss hinunter und sprang in seine Sneaker, die vor der Tür warteten. Dann zur Tür hinaus, in vollem Tempo zur gegenüberliegenden Straßenecke.
    Der verlassenen Straßenecke.
    Aber Jack blieb nicht stehen. Das war ihm jedes Mal passiert – in den wenigen Sekunden, die er brauchte, um die Straße zu erreichen, war der Mann mit dem Homburg verschwunden. Ein paar Schritte reichten, dann war er um die Ecke und außer Sicht, aber das allein war es nicht.
    Jack erreichte die Straßenecke und rannte daran vorbei, einen ganzen Block über Sutton Place, und spähte dabei in jede Spalte und hinter jeden Vorsprung. Der heutige Versuch endete so wie alle vorherigen: erfolglos.
    Sein Atem dampfte in der Nachtluft, als Jack auf dem verlassenen Bürgersteig stand und sich langsam um die eigene Achse drehte. Wohin war der Mistkerl verschwunden? Vielleicht konnte ein wendiger Weltklassesprinter in so kurzer Zeit außer Sicht rennen. Aber ein großer alter Mann mit einem Gehstock?
    Es ergab keinen Sinn.
    Andererseits – warum sollte es das auch? Alles andere ergab ja auch keinen Sinn.
    Korrektur: Die Ereignisse des vergangenen Jahres ergaben einen Sinn, aber nicht auf die übliche Weise. Nicht so, dass ein durchschnittlicher Mensch sie verstehen könnte – oder das auch nur wollen würde.
    Jack rieb sich über die nackten Arme. Mit Mitte April mochte es zwar Frühling sein, aber die Temperaturen lagen nur knapp über dem Gefrierpunkt. Zu kühl, um nur im T-Shirt herumzulaufen.
    Er sah sich noch ein letztes Mal
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