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Ich greife an

Ich greife an

Titel: Ich greife an
Autoren: Iwan Koshedub
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auch an die Fersen der Elektromonteure. Überall tauchten wir auf, überall machten wir uns zu schaffen. In der Schule überschütteten wir die Lehrerin mit Fragen. Sie erklärte uns geduldig und bis in alle Einzelheiten, wie das Licht geleitet und wie Elektroenergie erzeugt wird.
    Schließlich kam der lang erwartete Tag. Der Strom wurde eingeschaltet. In den Häusern ward es hell und gemütlich, und die Schule mochte man gar nicht mehr verlassen, so schön war es dort geworden. Die Dorfbewohner jubelten.
    Im gleichen Jahre, einige Tage vor den Oktoberfeiertagen, wurde bei uns eine Pioniergruppe gegründet. An einem klaren, sonnigen Morgen nahmen wir vor dem Unterricht auf dem Schulhof Aufstellung, und Nina Wassiljewna erzählte uns von den Jungpionieren. Sie sagte, daß ein Jungpionier ein Kämpfer für die Sache Lenins sei und für alle Kinder beispielgebend lernen und sich benehmen müsse. Die Worte der Lehrerin, die ich liebte und verehrte, prägten sich mir tief ein. Mich ergriff ein merkwürdiges, bisher unbekanntes Gefühl.
    Ich war sehr aufgeregt, als ich den feierlichen Pionierschwur ablegte. Die einzelnen Worte des Schwurs sprach ich mit einer Eindringlichkeit, wie sie dem Menschen - dem jungen wie dem alten in feierlichen Augenblicken seines Lebens eigen ist.
    Der Pionierleiter band mir das Halstuch um. Ich war stolz und glücklich.
    Von nun an trennte ich mich nicht mehr von meinem Pioniertuch. Bevor ich schlafen ging, faltete ich es sorgfältig zusammen und legte es unter das Kopfkissen. Nachts wachte ich häufig auf und sah nach, ob es noch da sei.
    Einen Tag vor der Feier der Oktoberrevolution - für diesen Tag war die Eröffnung des Klubs festgesetzt - wurde der Schulunterricht vorzeitig beendet. Wir eilten nach Hause, zogen uns um und versammelten uns wieder. Wir trugen festtägliche, gestickte Hemden. Die Pionierhalstücher waren gebügelt und ordentlich gebunden. Wir drängten uns vor den Fenstern des Klubs und drückten unsere Nasen an den Scheiben platt.
    Die hell erleuchteten Räume waren voller Menschen. An den Wänden hingen ein Leninbild, Losungen, Landschaftsdarstellungen und grüne Girlanden. Auch unser Pionierleiter hatte sich schmuck gekleidet. Die Knöpfe seiner Feldbluse - er zog sie nur zu festlichen Gelegenheiten an - waren blitzblank geputzt. Er führte uns in den Saal, wo wir uns artig auf den Bänken niederließen. Auf der Bühne stand ein mir unbekannter Mann - ein Redner! Wir saßen ganz still, stießen einander nur ab und zu mit den Ellenbogen an und flüsterten uns zu: „Ach, wie schön ist das!"
    Als der Vortrag beendet war, klatschten wir gemeinsam mit den Erwachsenen so sehr Beifall, daß unsere Hände brannten. Dann gratulierten uns die Gäste, die von den Bezirksorganisationen gekommen waren, zum großen Oktoberfeiertag und zur Eröffnung des Klubs. Alle waren fröhlich gestimmt.
    Plötzlich wurde es dunkel, die Filmvorführung begann. Ich kann mich heute nicht mehr an den Titel des Films erinnern. Ich weiß
    nur noch, daß in ihm das Leben einer Kollektivwirtschaft gezeigt wurde. Alles war uns vertraut und verständlich. Der Film gefiel mir so gut, daß ich noch einige Tage lang davon schwärmte.
    Zu uns kamen jetzt häufig Lektoren, Artisten und Künstler. Auch der Laienzirkel des Klubs gab Vorstellungen. In der Schule wurden ein dramatischer und ein Chorzirkel gegründet, deren Leitung unsere Lehrerin übernahm. Der Zeichner Malyschok malte die Dekorationen für unsere Schulaufführungen. Auf der Bühne standen Bäume, Sträucher und Bauernhäuser. Aber am besten gefiel allen der bemalte Vorhang.
    Wir bereiteten uns lange auf die erste Aufführung vor und zeichneten, malten und bastelten auch selbst. Die Vorstellung wurde von Großeltern, Vätern und Müttern besucht, die uns nicht weniger Beifall klatschten als richtigen Schauspielern.
    Meine größte Leidenschaft war das Kino, die „nebelhaften Bilder", wie man im Dorfe sagte. Wenn man einen Film brachte, wich ich keinen Schritt vom Vorführer, einem gutmütigen und fröhlichen jungen Mann. Ich half ihm, die Filmkassetten einzulegen, und manchmal erlaubte er mir, während der Vorführung die Kurbel zu drehen. Dies bereitete mir nicht weniger Vergnügen als der Film.
UNSERE PIONIERGRUPPE
    Ich wurde in das Redaktionskollegium der Schulzeitung gewählt. Seit dieser Zeit gestaltete ich bis zum Abschluß der Siebenjahr-Schule die Schul- und Klassenwandzeitung, malte Losungen und Plakate.
    Bevor die Zeitung erschien,
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