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Ich greife an

Ich greife an

Titel: Ich greife an
Autoren: Iwan Koshedub
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Kleckserei, betrachtete man sie aber aus einer Entfernung von einigen Schritten, so kam gleichsam Leben in sie.
    Der Maler Malyschok war nicht mehr der jüngste. Seiner Bilder kann ich mich noch heute ausgezeichnet erinnern. Vielleicht waren sie gar nicht so schön, wie sie mir damals vorkamen, aber ich war von ihnen einfach begeistert. Besonders gefielen mir die Landschaftsbilder - Ansichten aus der Umgebung unseres Dorfes. Ich sah sie mir lange an und wollte zu gern mit Farben malen lernen.
    Ich sagte zu meinem Vater: „Du hast mir doch versprochen, Papa, daß Malyschok mir Unterricht geben wird."
    „Er sagt, wenn er Zeit dafür findet. Aber er kränkelt jetzt. Geh und frage ihn selbst!"
    Aber ich wagte einfach nicht, zu ihm zu gehen, denn er flößte mir eine merkwürdige Scheu ein.
    Als ich in die fünfte Gruppe kam, starb der alte Malyschok. Mir war es also nicht gelungen, bei ihm Unterricht zu nehmen. Aber ich behielt ihn noch lange im Gedächtnis.
    Das Malen erzog mir Augenmaß, ein visuelles Gedächtnis und gute Beobachtungsgabe an. Diese Eigenschaften kamen mir zustatten, als ich Flieger wurde.
IN DER KLASSE
    Wir waren disziplinierte Schüler und standen einmütig zusammen. Wir arbeiteten und lernten gemeinsam und zankten uns sehr selten. Aber Sergej machte uns Sorgen. Wir waren böse auf ihn, weil er ständig den buckligen Iwan hänselte und beleidigte und ihn schließlich zum Weinen brachte. Häufig waren wir nahe daran, Sergej tüchtig zu verprügeln. Wir rauften uns natürlich des öfteren, allerdings nie in der Schule, sondern irgendwo auf der Straße. Aber eines Tages kam es anders.
    Ich saß bereits in meiner Bank, die Lehrerin war noch nicht in der Klasse. Iwan trat ein. Er fühlte sich offensichtlich nicht wohl, versuchte aber mühsam, dies zu verbergen. Er setzte sich auf seinen Platz. Plötzlich sprang Sergej auf ihn zu und schlug ihn. Iwan stieß einen Wehschrei aus, faßte sich an den Kopf und fiel auf die Bank. Ich konnte mich nicht mehr beherrschen. Vor Zorn wurde mir sogar ganz dunkel vor den Augen. Ich stürzte mich auf Sergej, und gleich wälzten wir uns in einem wilden Knäuel auf dem Fußboden, dicht vor dem Pult der Lehrerin. Obgleich ich kleiner war als Sergej, hatte ich doch mehr Kräfte. Ich hatte mich gerade rittlings auf ihn gesetzt, als sich die Tür auftat und Nina Wassiljewna eintrat. Wir sprangen auf. Ich war halbtot vor Scham, denn ich hatte mich ja im Klassenzimmer gerauft.
    „Er ist nicht schuld, Nina Wassiljewna! Er ist für Iwan eingetreten!" riefen die Jungen durcheinander.
    Nina Wassiljewna hieß mit strenger Miene die Klasse sich setzen und unterhielt sich nach dem Unterricht mit uns eindringlich über die Freundschaft und die Pflicht eines Jungpioniers.
    Ich konnte diesen Zwischenfall lange nicht vergessen.
    Am darauffolgenden Samstag ließ uns Nina Wassiljewna zusammenkommen und sprach:
    „Jungs, wir haben Schüler in der Gruppe, die nachhängen. Grischa Warenik zum Beispiel kommt in Arithmetik nicht mit. Wer hilft ihm?"
    Wassil, ich und noch einige Jungen, wir alle lernten sehr gut, hoben die Hand.
    Die Lehrerin sah mich an: „Gut, du wirst dich mit ihm befassen, Wanja."
    Nach dem Unterricht blieben wir jetzt in der Schule. Es stellte sich heraus, daß mein „Schüler" kein Sitzfleisch hatte. Kaum hatten wir mit dem Nachhilfeunterricht begonnen, als er schon zum Fenster hinaussah und erklärte: „Komm, laß uns Schluß machen. Ich habe schon alles kapiert!"
    Aber ich war hartnäckig. Ich stand selbst nicht früher von der Bank auf und ließ ihn nicht früher gehen, bevor ich mich nicht davon überzeugt hatte, daß er wirklich alles begriffen hatte.
    Während ich mich mit Grischa befaßte, festigte ich meine eigenen Kenntnisse. Ich sah, daß auch Grischa allmählich an der Arithmetik Gefallen fand. Er ging jetzt immer erst, wenn alle Aufgaben erledigt waren.
    Der Unterricht mit den zurückgebliebenen Schülern sagte mir so sehr zu, daß ich sogar überlegte, ob ich nicht Lehrer werden sollte. Aber gerade in dieser Zeit träumte ich immer häufiger davon, später einmal Soldat zu werden.
    Die leidenschaftliche Vorliebe für alles Militärische wuchs bei mir ganz besonders, als mein ältester Bruder Jakow aus der Armee zurückkehrte. Er war männlicher geworden und hatte eine sichere, freie Haltung.
    In den ersten Tagen wich ich keinen Schritt von seiner Seite. Wo er sich befand, dort war auch ich anzutreffen. Ich eilte von der Schule schnell nach Hause, da ich
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