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Ich gehoere zu dir

Ich gehoere zu dir

Titel: Ich gehoere zu dir
Autoren: Cameron W Bruce
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zwischen den beiden, genug Platz für mich. Aber Ethan bestand darauf, dass ich auf dem Fußboden schlief. Dabei war das Bett in seinem alten Zimmer völlig in Ordnung, und Hannah hätte auch problemlos dort schlafen können. Nachdem ich vor all den Leuten das Kunststück vollführt hatte, waren auch in allen Zimmern der oberen Etage Betten aufgestellt worden, sogar in Grandmas ehemaligem Nähzimmer, aber keines davon schien gut genug für Hannah zu sein.
    Ich versuchte jede Nacht, sie umzustimmen, legte leise die Pfoten ans Bettgestell und schob mich so langsam und vorsichtig vor wie Carly, wenn sie sich an die Enten heranschlich. Aber sobald ich über die Bettkante schauen konnte, lachten Ethan und Hannah und schickten mich wieder auf den Fußboden.
    »Nein, Buddy, leg dich hin!«, sagte Ethan dann.
    »Du kannst ihm nicht verdenken, dass er’s wenigstens versucht«, gab Hannah dann oft zu bedenken.
    Wenn es schneite, setzten sich Ethan und Hannah an den Kamin, um sich zu unterhalten, und legten sich eine Decke über die Knie. An Thanksgiving und Fröhliche Weihnachten waren so viele Menschen im Haus, dass ich befürchtete, jemand könnte auf mich treten. Aber dann konnte ich mir abends aussuchen, in welchem Bett ich schlafen wollte, denn die Kinder waren alle ganz erpicht darauf, dass ich mich zu ihnen legte. Mein Liebling war Rachels Junge, Chase, der mich ein wenig an Ethan erinnerte, wenn er mich umarmte und küsste. Als er begriffen hatte, dass Menschen nicht wie Hunde auf allen vieren liefen, sondern stattdessen auf zwei Beinen gingen, begleitete er mich gern bei meinen Streifzügen über das Farmgelände, während Carly immer noch vergebens versuchte, Enten zu jagen.
    Ich war ein guter Hund. Ich hatte meine Aufgaben erfüllt, und mein Leben hatte einen Sinn gehabt. Was ich als wildes Tier gelernt hatte, war mir nützlich gewesen, wenn es darum ging, Gefahren zu entgehen, zu fliehen, mich vor Menschen zu verstecken und Mülltonnen nach Essbarem zu durchsuchen. Das Leben mit Ethan hatte mich gelehrt, was Liebe war, und es hatte mir vor Augen geführt, was der eigentliche Sinn meines Lebens war: für das Wohl des Jungen zu sorgen. Jakob und Maya hatten mir Such und Zeig beigebracht, und dadurch hatte ich gelernt, Menschen zu retten. Und all das zusammen, alles, was ich als Hund je gelernt hatte, hatte mich befähigt, Ethan und Hannah zu finden und die beiden wieder zusammenzubringen. Jetzt erst konnte ich verstehen, warum ich so viele Leben gehabt hatte. Ich hatte eine Menge lernen müssen, bis ich Ethan retten konnte – nicht aus dem Teich, sondern vor dem Versinken in Einsamkeit und Unglück.
    Abends durchstreiften der Junge und ich immer noch die Gegend um die Farm. Meist kam Hannah mit, aber nicht immer. Ich liebte es, Ethan für mich allein zu haben. In dem unwegsamen Gelände ging er langsam und redete mit mir. »Wir hatten eine schöne Woche, was, Buddy? Für dich war’s doch auch schön, oder?« Manchmal schlug er mit seinem Stock einen Ball weg, und ich raste hinterher und kaute ein wenig darauf herum, ehe ich ihn Ethan wieder vor die Füße legte, damit er ihn noch einmal wegschlagen konnte.
    »Du bist so ein toller Hund, Buddy. Ich wüsste gar nicht, was ich ohne dich tun sollte«, sagte Ethan bei einem dieser Abendspaziergänge. Er atmete tief durch und drehte sich einmal um sich selbst, damit er das ganze Farmgelände überblicken konnte. Dann winkte er ein paar Kindern zu, die an einem Picknicktisch saßen und ihrerseits zurückwinkten.
    »Hi, Granddaddy!«, riefen sie.
    Ethan freute sich und genoss sein neues Leben so sehr, dass ich vor Freude bellen musste. Er drehte sich wieder zu mir um und lachte.
    »Bereit für den nächsten Wurf, Buddy?«, fragte er, hob seinen Stock an und versetzte dem Ball einen Schlag.
    Chase war nicht das letzte Baby, das die Familie vergrößerte. Es wurden immer mehr. Als er ungefähr in dem Alter war, in dem ich Ethan kennengelernt hatte, brachte seine Mutter, Rachel, ein kleines Mädchen mit nach Hause, das abwechselnd Kleiner Unfall, Bestimmt Die Letzte und Kirsten genannt wurde. Wie immer hielten sie mir das Baby hin, damit ich es beschnuppern konnte, und wie immer versuchte ich, Freude und Dankbarkeit zu zeigen. In Wahrheit hatte ich keine Ahnung, was die Menschen von mir erwarteten, wenn sie mir Babys zum Beschnuppern hinhielten.
    »Komm, Buddy, lass uns Ball spielen gehen!«, sagte Chase. Das war eine handfeste Ansage, auf die ich reagieren konnte.
    An einem
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