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Ich gehoere zu dir

Ich gehoere zu dir

Titel: Ich gehoere zu dir
Autoren: Cameron W Bruce
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du, Kumpel?«
    Da! Das Wort »Kumpel« kannte ich. Ich bellte, und Ethan sah mich überrascht an. »Was ist los, Kumpel? Ist das dein Name? Dein früheres Herrchen hat dich Buddy genannt?«
    Ich wedelte mit dem Schwanz.
    »Na gut, dann eben Buddy. Ist das okay, Buddy?«
    Ich brauchte kaum einen Tag, um mich an meinen neuen Namen zu gewöhnen und darauf zu hören. »Komm her, Buddy!«, sagte Ethan beispielsweise. Oder »Sitz, Buddy!« Immer tat ich genau, was Ethan wollte. »Du bist aber gut erzogen«, sagte er. »Jemand muss sich mit dir richtig Mühe gegeben haben. Aber wie kommst du dann hierher? Hat man dich ausgesetzt?«
    An unserem ersten Tag wich ich Ethan nicht von der Seite. Am Abend stellte ich überrascht fest, dass wir zum Schlafen in Grandpas und Grandmas Zimmer gingen. Aber als Ethan einladend auf die Matratze klopfte, sprang ich auf das weiche Bett, streckte mich aus und seufzte vor Wonne.
    Ethan stand in der Nacht mehrfach auf, um ins Badezimmer zu gehen, und ich begleitete ihn ergeben. Während er sein Geschäft verrichtete, wartete ich geduldig im Hausflur auf ihn. »Du musst nicht jedes Mal mitkommen«, sagte er zu mir. Und noch etwas war anders geworden: Er schlief nicht mehr so lange wie früher. Mit den ersten Sonnenstrahlen stand er auf und machte uns Frühstück.
    »Weißt du, Buddy«, sagte er. »Ich habe mich zwar weitgehend zur Ruhe gesetzt, aber ein paar Kunden betreue ich immer noch. Mit einem davon muss ich heute Morgen telefonieren. Aber danach haben wir frei. Was hältst du davon, wenn wir ein bisschen im Garten arbeiten? Hast du Lust, Buddy?«
    Ich wedelte mit dem Schwanz. Inzwischen gefiel mir mein neuer Name.
    Nach dem Frühstück (ich durfte Toast essen!) telefonierte der Junge, und ich schaute mich im Haus um. Die Zimmer oben schienen nicht mehr oft benutzt zu werden, denn sie rochen etwas muffig, und kaum etwas deutete darauf hin, dass Ethan sich hier aufhielt. Sein Zimmer sah noch genauso aus wie früher, aber in Moms Zimmer standen keine Möbel mehr, sondern nur noch Pappkartons.
    Ein großer Wandschrank im Erdgeschoss war fest verschlossen, aber als ich an den Ritzen entlangschnüffelte, stieg mir ein vertrauter Geruch in die Nase.
    Der Flip.

Einunddreißig
    Der Junge war von tiefer Trauer erfüllt, von einem Schmerz, der neu und viel stärker war als der, der sich in seinem Bein festgesetzt hatte.
    »Ich lebe hier ganz allein, Buddy. Nach wem suchst du bloß die ganze Zeit?«, fragte Ethan, als ich jede Ecke des Hauses inspizierte. »Eigentlich wollte ich immer heiraten, und ein paarmal war ich nahe dran, aber irgendwie hat es nie geklappt. Ein paar Jahre habe ich sogar mit einer Frau in Chicago zusammengelebt.« Der Junge blieb am Fenster stehen und starrte mit leerem Blick hinaus. Dabei wurde er immer trauriger. »John Lennon hat gesagt: ›Leben ist das, was passiert, während du andere Pläne schmiedest.‹ Ich glaube, das trifft es ziemlich genau.« Ich ging zu ihm hin, setzte mich neben ihn und hob eine Pfote, um sie an sein Bein zu drücken. Er schaute auf mich herab, und ich wedelte mit dem Schwanz. »Was soll’s? Komm, Buddy, wir holen dir ein Halsband.«
    Wir gingen die Treppe hinauf in sein Zimmer, und er holte eine Schachtel aus dem Regal. »Mal sehen … Da ist es ja.«
    Es klirrte, als Ethan ein Halsband aus der Schachtel nahm und es schüttelte. Das Klingeln war mir so vertraut, dass ich erzitterte. Als Bailey hatte ich immer genau dieses Geräusch gemacht, wenn ich mich bewegte. »Es gehörte meinem anderen Hund«, sagte Ethan. »Das ist lange, lange her. Er hieß Bailey.«
    Ich wedelte mit dem Schwanz, als ich den Namen hörte. Ethan hielt mir das Halsband hin, und ich schnupperte daran. Immer noch roch es ganz schwach nach einem anderen Hund. Nach mir! An mir selbst zu riechen, war sehr merkwürdig.
    Ethan schüttelte das Halsband. »Bailey war so ein guter Hund«, sagte er. Er setzte sich hin und hing seinen Gedanken nach, dann schaute er mich an. Als er weitersprach, war seine Stimme ganz rau, und ich merkte, dass er sehr bewegt war – von Traurigkeit und Liebe, Bedauern und Verlust. »Ich glaube, wir besorgen dir lieber ein eigenes Halsband, Buddy. Es wäre nicht richtig, von dir zu verlangen, dass du wirst wie er. Bailey war nämlich ein … ein ganz besonderer Hund.«
    Ich war nervös, als wir am nächsten Tag in die Stadt fuhren. Auf keinen Fall wollte ich in den Käfig mit all den kläffenden Hunden zurück. Aber es stellte sich heraus, dass wir nur
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