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Ich gehoere zu dir

Ich gehoere zu dir

Titel: Ich gehoere zu dir
Autoren: Cameron W Bruce
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Tüten voller Futter aus verschiedenen Häusern abholten – und ein Halsband für mich. Als wir zu Hause waren, befestigte Ethan ein paar klirrende Anhänger daran.
    »Darauf steht: Ich heiße Buddy und gehöre Ethan Montgomery«, sagte Ethan mit einem dieser Anhänger in der Hand. Ich wedelte mit dem Schwanz.
    Wir fuhren noch öfter in die Stadt, und ich verlor die Angst davor, denn ich hatte nicht das Gefühl, dass Ethan mich wieder loswerden wollte. Auch auf der Farm begleitete ich ihn nicht mehr auf Schritt und Tritt, sondern streifte umher, wie es mir beliebte, und dehnte meinen Aktionsradius auf das gesamte Farmgelände aus. Besonders interessant fand ich den Briefkasten und andere Stellen an der Straße, an denen die Duftmarken anderer Rüden hafteten.
    Der Teich lag da wie früher, und auch die dummen Enten wohnten noch an seinem Ufer. Ich denke, es waren dieselben wie früher, denn sie reagierten genauso, wenn sie mich sahen: Alarmiert flohen sie ins Wasser, nur um dann wieder zu mir zurückzuschwimmen und mich anzuglotzen. Ich wusste, dass es keinen Sinn hatte, sie zu jagen, aber ich tat es trotzdem, weil es ungeheuren Spaß machte.
    Oft kniete Ethan auf einem großen Stück lockerer Erde hinterm Haus, und ich musste lernen, dort nicht das Bein zu heben. Während er mit der Erde spielte, redete er mit mir, und ich hörte zu. Wenn ich meinen Namen hörte, wedelte ich mit dem Schwanz.
    »Bald gehen wir sonntags auf den Farmermarkt. Das macht immer viel Spaß. Meine Tomaten verkaufen sich gut«, sagte er zum Beispiel.
    Eines Nachmittags wurde mir das Gebuddel in der Erde zu langweilig, und ich ging in die Scheune. Die geheimnisvolle schwarze Katze war längst nicht mehr da, sie hatte nicht mal ihren Geruch hinterlassen, was schade war, da sie die einzige Katze gewesen war, die ich je gemocht hatte.
    Das heißt, eigentlich stimmte das nicht. Mir war Tinkerbells ungenierte Liebe zu mir zwar meist eher lästig gewesen, aber tief im Innern hatte ich mich letztlich doch darüber gefreut. Ganz hinten in der Scheune fand ich ein paar alte verschimmelte und verrottete Decken. Als ich die Nase hineinsteckte und tief einatmete, erkannte ich ganz schwach den vertrauten, heimeligen Geruch von Grandpa. Hier hatten wir immer gemeinsam etwas zu erledigen gehabt.
    »Es tut mir gut, herauszukommen und spazieren zu gehen«, sagte Ethan. »Ich weiß gar nicht, warum ich mir nicht früher einen neuen Hund zugelegt habe.« Manchmal umrundeten wir die Farm abends auf einem ausgetretenen Weg, der stark nach Troy roch, ein andermal gingen wir auf der Straße erst in die eine, dann in die andere Richtung. Wenn wir an Hannahs Haus vorbeikamen, spürte ich immer, dass sich in dem Jungen etwas regte. Aber er blieb nie stehen oder ging hinein, um Hannah zu besuchen. Ich fragte mich, warum ich von dem Mädchen keine Spur mehr riechen konnte, und musste an Carly denken, die über und über nach Hannah roch.
    Als wir das Haus eines Abends wieder passierten, wurde mir plötzlich etwas klar: Der Schmerz, den der Junge tief in sich trug, ähnelte dem von Jakob. Er hatte etwas mit Einsamkeit und Abschied zu tun.
    Manchmal war Ethan von diesem Gefühl jedoch ganz frei. Er liebte es, mit seinem Stock gegen einen Ball zu schlagen, der dann quer durch die Einfahrt der Farm flog, bis ich ihn auffing und zurückbrachte. Wir spielten dieses Spiel ziemlich oft, und ich hätte es gespielt, bis meine Pfoten wund wurden, nur um meinen Jungen glücklich zu machen. Wenn ich den Ball mit einem Luftsprung auffing, als sei er ein Stück Fleisch, das durch einen Zaun geworfen wurde, lachte er vor Freude.
    Dann wieder schien ihn der Strudel der Traurigkeit regelrecht in die Tiefe zu ziehen. »Ich hätte nie gedacht, dass mein Leben so verlaufen würde«, sagte er eines Nachmittags mit heiserer Stimme. Ich stupste ihn mit der Nase an, um ihn aufzuheitern. »Dass ich ganz allein sein und niemanden haben würde, mit dem ich alles teilen kann. Ich habe zwar viel Geld verdient, aber der Job hat mich nicht befriedigt. Also habe ich mich früh zur Ruhe gesetzt, aber das hat mich auch nicht zufriedener gemacht.« Ich holte einen Ball und spuckte ihn in Ethans Schoß, aber er wandte sich von mir ab und ignorierte das Spielzeug. Sein Schmerz war so groß, dass ich beinahe aufgeheult hätte. »Ach, Buddy, die Dinge laufen nicht immer, wie man will.« Er seufzte. Ich stieß den Ball mit der Nase an und schob ihn an seinen Beinen hoch, bis er ihn schließlich halbherzig
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