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Ich gehoere zu dir

Ich gehoere zu dir

Titel: Ich gehoere zu dir
Autoren: Cameron W Bruce
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schönen Frühlingstag war ich mit Ethan allein und hielt ein Nickerchen, während er im warmen Sonnenschein, der durch das Fenster mit den bunten Scheiben auf die Couch fiel, ein Buch las. Hannah war mit dem Wagen weggefahren, und das Haus war ausnahmsweise mal nicht von Verwandten bevölkert. Trotz der Ruhe wurde ich plötzlich wach und schlug die Augen auf, drehte den Kopf und sah zu Ethan auf. Überrascht erwiderte er meinen Blick. »Hast du was gehört, Buddy?«, fragte er. »Ist ein Wagen vorgefahren?«
    Irgendetwas stimmte mit dem Jungen nicht, das spürte ich ganz genau. Winselnd stand ich auf und hatte plötzlich große Angst. Er wandte sich wieder seinem Buch zu und lachte, als ich die Pfoten auf die Couch stellte, als wollte ich ihm auf den Schoß klettern. »Was machst du denn da, Buddy?«
    Das Gefühl, dass eine Gefahr drohte, wurde immer stärker. Ich bellte hilflos.
    »Was ist denn mit dir los? Musst du mal vor die Tür?« Ethan deutete auf die Hundeklappe, dann nahm er seine Brille ab und rieb sich die Augen. »Puh! Mir ist ein bisschen schwindelig.«
    Ich setzte mich. Ethan blinzelte und schaute in die Ferne. »Weißt du was, Buddy? Ich glaube, wir beide brauchen jetzt ein Nickerchen. Lass uns zu Bett gehen.« Schwankend stand er auf. Nervös hechelnd folgte ich ihm zum Schlafzimmer. Dort angekommen setzte er sich aufs Bett und stöhnte. »Oh«, sagte er.
    Dann zerriss etwas in seinem Kopf, ich konnte es ganz deutlich spüren. Er sank aufs Kissen und sog hörbar Luft ein. Ich sprang zu ihm aufs Bett, aber er sagte nichts, sondern starrte mich nur mit glasigen Augen an.
    Ich konnte nichts für ihn tun. Verzweifelt stupste ich seine schlaffe Hand mit der Nase an und spürte, wie eine unheilvolle Kraft in seinem Inneren wirkte. Er atmete flach und zitterte.
    Nach etwa einer Stunde regte er sich wieder. Etwas stimmte mit ihm ganz und gar nicht, aber er kam wieder etwas zu sich und versuchte sich gegen das Unbekannte zu wehren, das von ihm Besitz ergriffen hatte. Er kämpfte auf dieselbe Art wie ich an dem Tag, als ich mich mit dem kleinen Geoffrey im Maul durch die kalten Strudel an die Wasseroberfläche gekämpft hatte.
    »Oh«, keuchte Ethan. »Oh, Hannah!«
    Wieder verging einige Zeit. Ich winselte leise und spürte, wie der Kampf, den er in seinem Inneren führte, heftiger wurde. Dann öffnete er die Augen. Zuerst ging sein Blick ins Leere, dann sah er mich an, und seine Augen weiteten sich erstaunt.
    »Hallo, Bailey«, sagte er. Ich war völlig schockiert. »Wo hast du dich die ganze Zeit rumgetrieben? Ich habe dich vermisst.« Unsicher tastete er nach mir und griff mir ins Fell. »Guter Hund«, sagte er. »Du bist ein guter Hund, Bailey.«
    Es war kein Versehen. Irgendwie wusste er es. Menschen, diese großartigen Wesen mit ihrem so komplexen Verstand, sind zu so viel mehr in der Lage als Hunde. Ethan war sich seiner Sache hundertprozentig sicher. Daher wusste ich, dass er das Rätsel meines Lebens gelöst hatte. Er schaute mich an und erkannte Bailey in mir.
    »Denkst du noch manchmal an das Gokart Rennen zurück, Bailey? Denen haben wir’s gezeigt, was?«
    Ich wollte ihm zu verstehen geben, dass er recht hatte, dass ich wirklich Bailey war. Ethan hatte immer nur den einen Hund gehabt, und was immer gerade mit ihm passierte, versetzte ihn in die Lage, mein wahres Ich zu erkennen. Ich ahnte, was ich tun konnte, um wieder richtig Bailey zu werden. Ich sprang vom Bett und rannte in den Hausflur. An der Tür des Wandschranks, den ich einmal so intensiv beschnüffelt hatte, richtete ich mich auf und drückte auf den Griff, genau wie ich es einst von meiner ersten Mutter gelernt hatte. Er bewegte sich wie erwartet, und die Tür öffnete sich einen Spalt breit. Mit der Schnauze schob ich sie weiter auf und durchwühlte das muffige Durcheinander, das auf dem Boden lag. Ich schob Stiefel und Regenschirme beiseite, bis ich gefunden hatte, was ich suchte: den Flip.
    Als ich wieder aufs Bett sprang und das Ding in Ethans Hand fallen ließ, schreckte er auf, als hätte ich ihn geweckt. »Wow, Bailey, der Flip! Wo hast du den denn gefunden?«
    Ich schleckte ihm durchs Gesicht.
    »Zeig mal her!«
    Was er dann tat, hatte ich mir nun wirklich nicht gewünscht. Zitternd vor Anstrengung stand Ethan auf und kämpfte sich zum Fenster vor, das offen stand, damit frische Luft ins Haus kam. »Also los, Bailey! Hol den Flip!« Irgendwie schaffte er es, den Flip auf die Fensterbank zu legen und nach draußen zu
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