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Die Lazarus-Vendetta

Die Lazarus-Vendetta

Titel: Die Lazarus-Vendetta
Autoren: Robert Ludlum
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PROLOG
    SAMSTAG, 25. SEPTEMBER, Nahe des Tuli Valley, Zimbabwe
    Das letzte Licht der Sonne war am Horizont erloschen, und tausende von Sternen schimmerten am dunklen Himmel, der sich hoch über dem zerklüfteten, staubtrockenen Land wölbte. Diese Region von Zimbabwe war bettelarm, selbst an dem sehr niedrigen Lebensstandard dieses problemgeplagten Landes gemessen. Es gab so gut wie kein elektrisches Licht, das die Nacht erhellte, und nur wenige befestigte Straßen, die die abgelegenen Dörfer des südlichen Matabelelandes mit der größeren Welt jenseits davon verbanden.
    Plötzlich tauchten die Scheinwerfer eines Autos in der Dunkelheit auf, tasteten mit ihren Lichtfingern flüchtig über dichtes Gestrüpp aus knorrigen, verkrüppelten Bäumen, über verfilzte Dornbüsche und spärliches Gras hier und dort. Ein verbeulter Toyota Pick-up schwankte durch die Kurven der ausgefahrenen Staubpiste; das Getriebe knirschte protestierend, als er langsam durch eine Reihe tiefer Rinnen holperte. Schwärme von Insekten flatterten in den auf und ab hüpfenden Lichtkegeln der Scheinwerfer und klatschten gegen die staubbedeckte Frontscheibe.
    » Merde! « , fluchte Gilles Ferrand leise, während er mit dem Lenkrad kämpfte. Mit einem angestrengten Stirnrunzeln beugte sich der große, bärtige Franzose nach vorn und versuchte, durch den aufwirbelnden Staub und die fliegenden Insekten im Scheinwerferlicht die Fahrbahn zu erkennen. Seine dicke Brille rutschte auf seinem Nasenrücken nach unten. Er nahm eine Hand vom Steuer, schob die Brille wieder zurück und stieß dann erneut einen grimmigen Fluch aus, als der Pick-up um ein Haar von der kurvigen Piste abkam.
    »Wir hätten in Bulawayo früher losfahren sollen«, brummte er, den Kopf halb der schlanken, grauhaarigen Frau neben ihm zugewandt. »Diese so genannte Straße hier ist schon bei Tageslicht schlimm genug. Bei Nacht ist sie ein Albtraum. Wenn bloß das Flugzeug nicht so spät gekommen wäre.«
    Susan Kendall zuckte mit den Schultern. »Wenn Wünsche kleine bunte Fische wären, Gilles, wären wir alle schon an Quecksilbervergiftung gestorben. Unser Projekt braucht das neue Saatgut und die Gerätschaften, die sie uns geschickt haben, und wenn man der Mutter dient, muss man Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen.«
    Ferrand verzog das Gesicht und wünschte sich zum tausendsten Mal, seine so spröde und pedantisch wirkende amerikanische Kollegin würde ihm nicht ständig Vorlesungen halten. Sie waren beide seit langem Aktivisten der weltumspannenden Lazarus-Bewegung, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Erde vor der krankhaften Gier des ungezügelten globalen Kapitalismus zu retten. Sie hatte keinen Grund, ihn wie einen Schuljungen zu behandeln.
    Die Scheinwerfer des Pick-up schälten einen vertrauten Felsen neben der Piste aus der Dunkelheit. Der Franzose seufzte erleichtert. Sie waren nicht mehr weit von ihrem Ziel – ein winziges Dorf, das vor drei Monaten in das Programm der Lazarus-Bewegung aufgenommen worden war. Er hatte den ursprünglichen Namen des Dorfes vergessen. Als Erstes hatten er und Kendall den Ort in Kusasa umbenannt, was in dem hier gesprochenen Nbelele-Dialekt soviel wie »Morgen« hieß. Es war ein passender Name, zumindest hofften sie es. Die Leute von Kusasa waren mit der Namensänderung einverstanden gewesen und hatten die ihnen angebotene Hilfe der Bewegung bei der Rückkehr zu natürlichen und ökologisch verträglichen Ackerbaumethoden angenommen. Er und Susan glaubten beide daran, dass ihre Arbeit hier den Weg zur Wiedergeburt einer ganz und gar organischen Landwirtschaft in Afrika weisen würde, einer Landwirtschaft, die im völligen Gegensatz stand zu den giftigen Pestiziden, den Kunstdüngern und den gefährlichen genetisch veränderten Getreidesorten des Westens. Die Amerikanerin war überzeugt, dass ihre leidenschaftlichen Appelle die Dorfältesten überzeugt hatten. Ferrand, von Natur aus zynischer als seine Kollegin, hegte allerdings den leisen Verdacht, dass die großzügige Unterstützung in Form von barem Geld seitens der Bewegung mehr Überzeugungskraft besessen hatte. Wie auch immer, dachte er, in diesem Fall würden die Ergebnisse die Mittel mehr als rechtfertigen.
    Er bog von der Hauptpiste ab und fuhr langsam auf eine kleine Ansammlung von grellbunt gestrichenen Hütten, wellblechbedeckten Behausungen und schiefen, aus dornigen Zweigen gebauten Rinderpferchen zu. Kusasa lag, umgeben von kleinen Feldern, in einem flachen Tal, das von
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