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Die Lazarus-Vendetta

Die Lazarus-Vendetta

Titel: Die Lazarus-Vendetta
Autoren: Robert Ludlum
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blieben jedoch liegen, waren noch nicht bereit, dem kalten Oktobermorgen ins Gesicht zu sehen. Santa Fe lag in einer Höhe von mehr 2300 Metern, und in der Nacht wurde es empfindlich kalt.
    Smith empfand einen momentanen Anflug von Sympathie für die Demonstranten. Obwohl die Heizung in seinem Mietwagen lief, konnte er die Kälte durch seine braune Bomber-Lederjacke und die sorgfältig gebügelte Khakihose spüren.
    Ein grau uniformierter Wachposten am Tor hob den Arm, und Smith hielt an. Er kurbelte das Fenster herab und reichte dem Wachmann seinen U.S. Army Dienstausweis. Das Foto auf dem Ausweis zeigte einen durchtrainierten Mann Anfang vierzig – einen Mann, dessen hohe Backenknochen und glatte, dunkle Haare ihm das Aussehen eines hochmütigen spanischen Edelmanns verliehen. Tatsächlich jedoch widerlegte das amüsierte Funkeln seiner dunkelblauen Augen den Eindruck von Arroganz.
    »Guten Morgen, Colonel«, sagte der Wachposten, ein ehemaliger Staff Sergeant bei den Army Rangers namens Frank Diaz. Nachdem er den Ausweis eingehend begutachtet hatte, beugte er sich vor und spähte durch die Wagenfenster, um sich zu vergewissern, dass Smith allein war. Seine rechte Hand schwebte wachsam in der Nähe der 9mm-Beretta-Pistole, die in einem Halfter an seiner Hüfte steckte. Die Deckklappe des Halfters war offen – wodurch er die Beretta schneller ziehen konnte, falls nötig.
    Smith zog unwillig die Augenbrauen hoch. Die Sicherheitsmaßnahmen am Teller Institut waren normalerweise entspannter und sicherlich nicht auf dem Standard der streng geheimen Atomforschungslaboratorien im nahe gelegenen Los Alamos. Doch der Terminplan des Präsidenten der Vereinigten Staaten, Samuel Adams Castilla, sah vor, dem Institut in drei Tagen einen Besuch abzustatten. Und jetzt war für die Zeit, in der er seine Rede halten würde, eine riesige Antitechnologiekundgebung organisiert worden. Die Demonstranten vor dem Tor heute Morgen waren nur die erste Welle von tausenden mehr, die aus allen Teilen der Welt hier zusammenströmen würden. Er deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Kriegen Sie von den Leuten da draußen schon Zunder, Frank?«
    »Nicht sonderlich viel bisher«, räumte Diaz ein. Er zuckte mit den Schultern. »Wir haben ein wachsames Auge auf sie. Diese Demonstration macht die Leute in der Regierung nervös. Das FBI sagt, es sind ein paar wirklich hartgesottene Krawallbrüder hierher unterwegs – die Sorte, die drauf steht, Molotowcocktails zu werfen und Fensterscheiben einzuschlagen.«
    Smith runzelte die Stirn. Massenproteste lockten überall auf der Welt Anarchisten mit einem Faible für Gewalt und Zerstörung von Eigentum an. Genua, Seattle, Cancun und ein halbes Dutzend anderer Städte auf dem Globus hatten bereits erlebt, dass ihre Straßen in Schlachtfelder für maskierte Chaoten und die Polizei verwandelt wurden.
    Während ihm dieser Gedanke durch den Kopf ging, deutete er einen militärischen Gruß an und fuhr weiter in Richtung Parkplatz. Die Aussichten, in einem Aufruhr festzusitzen, waren nicht sonderlich erfreulich. Nicht, wenn man in New Mexico auch ein bisschen Urlaub machen möchte.
    Das kannst du dir abschminken, dachte Smith mit einem schiefen Grinsen. Betrachte es als einen Arbeitsurlaub. Als Militärarzt und Experte für Molekularbiologie verbrachte er den Großteil seiner Zeit im Dienst des U.S. Army Medical Research Institute of Infectious Diseases (USAMRIID), dem Medizinischen Forschungsinstitut für Infektionskrankheiten der U.S. Armee in Fort Detrick, Maryland. Seine Tätigkeit am Teller Institut war nur temporär.
    Das Office of Science and Technology des Pentagon hatte ihn nach Santa Fe geschickt, damit er sich die Arbeit ansah, die in den drei Laboratorien für Nanotechnologie des Instituts gemacht wurde, und einen Bericht darüber verfasste. Überall auf der Welt lagen Wissenschaftler im heftigen Wettstreit, praktikable und profitable Anwendungsmöglichkeiten für die Nanotechnologie zu entwickeln. Einige der Besten ihres Fachs arbeiteten hier in Teams des Teller Instituts, der Harcourt Biosciences und der Nomura PharmaTech. Grundsätzlich betrachtet, dachte Smith zufrieden, hatte ihm das Verteidigungsministerium einen Platz in der ersten Reihe zugewiesen, von dem er die Entwicklung der vielversprechendsten neuen Technologien des Jahrhunderts aus nächster Nähe beobachten konnte.
    Die Arbeit hier war genau nach seinem Geschmack. Das Wort Nanotechnologie stand für ein weit gefächertes
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