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Die Lazarus-Vendetta

Die Lazarus-Vendetta

Titel: Die Lazarus-Vendetta
Autoren: Robert Ludlum
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Spektrum von Inhalten. Im Wesentlichen bedeutete es die Entwicklung hochkomplizierter Maschinen, die so winzig waren, dass es das menschliche Vorstellungsvermögen überstieg. Ein Nanometer war gerade mal ein Milliardstel eines Meters, etwa zehnmal so groß wie ein Atom. Entwickle eine Konstruktion mit einer Größe von zehn Nanometern und du hast etwas, das nur ein Zehntausendstel des Durchmessers eines menschlichen Haares misst. Nanotechnologie war Ingenieurskunst auf molekularer Ebene, eine Technologie, in der Quantenphysik, Chemie, Biologie und der Einsatz von Hochleistungsrechnern zusammenspielten.
    Wissenschaftsjournalisten entwarfen leuchtende Zukunftsvisionen von Robotern, die nur die Größe von ein paar Atomen besaßen und durch den menschlichen Körper streiften, um Krankheiten zu heilen und innere Verletzungen zu reparieren. Andere verlangten von ihren Lesern, sich Informationsspeichereinheiten vorzustellen, die ein Millionstel der Größe eines Salzkorns haben und das gesamte Wissen der Menschheit erfassen können. Oder Staubkörner, die als hypereffektive Staubsauger durch die verschmutzte Atmosphäre trieben und dabei den Himmel blank putzten.
    Smith hatte in den letzten Wochen am Teller Institut genug gesehen, um zu wissen, dass ein paar dieser scheinbar unmöglichen Vorstellungen bereits kurz vor der Realisation standen. Er zwängte seinen Wagen in eine Parklücke zwischen zwei riesige Geländewagen. Ihre Windschutzscheiben waren vereist, ein Zeichen, dass die Wissenschaftler oder Techniker, denen die Wagen gehörten, die ganze Nacht über im Labor geblieben waren. Er nickte anerkennend. Das waren die Jungs, die an den echten Wundern arbeiteten und sich von starkem schwarzem Kaffee, koffeinhaltigem Soda und von Zucker klebrigen Snacks aus dem Automaten ernährten.
    Er stieg aus dem Mietwagen und zog gegen die kalte Morgenluft den Reißverschluss seiner Jacke hoch. Dann roch er den schwachen Duft von Lagerfeuern und Cannabis, der aus dem Lager der Demonstranten herüberwehte. Immer mehr Kleinbusse, Volvo-Kombis, Charterbusse und mit Gas oder Strom betriebene Autos bogen von der Interstate 25 auf die Zufahrtsstraße zum Institut. Er legte die Stirn in düstere Falten. Die angekündigten Massen sammelten sich.
    Leider hatte die Nanotechnologie auch eine potenziell dunkle Seite, die den Befürchtungen und Katastrophenvorstellungen der Aktivisten und Eiferer der Lazarus-Bewegung, die sich draußen vor dem Maschendrahtzaun des Instituts sammelten, immer wieder neue Nahrung gab. Die Vorstellung von Maschinen, die so winzig waren, dass sie ohne weiteres in menschliche Zellen eindringen konnten, und die Fähigkeit besaßen, atomare Strukturen zu verändern, versetzte sie in Angst und Schrecken. Radikale Bürgerrechtler warnten vor den Gefahren, die der Menschheit von »Spionagemolekülen« drohten, die unbemerkt an sämtlichen öffentlichen und privaten Orten lauern würden. Ausgeflippte Konspirationsapostel füllten Internet-Chatrooms mit Gerüchten über heimlich entwickelte winzige Tötungsmaschinen. Andere hatten Angst davor, dass sich entkommene Nanomaschinen selbst vervielfältigen und in einer endlosen Parade von Zauberbesen, die den Zauberlehrlingen der modernen Zeiten nicht mehr gehorchten, über die Erde tanzen und schließlich die Erde und alles Leben auf ihr vernichten würden.
    Jon Smith zuckte mit den Schultern. Wilden Übertreibungen konnte man am besten dadurch begegnen, indem man ihnen greifbare Resultate gegenüberstellte. Wenn die meisten Leute den unbestreitbaren Nutzen der Nanotechnologie erst einmal erkannt hatten, würden auch ihre irrationalen Ängste allmählich weniger werden. Zumindest hoffte er dies. Er machte abrupt auf dem Absatz kehrt und strebte, neugierig darauf, was für neue Wunder die Männer und Frauen in den Labors über Nacht ausgetüftelt hatten, auf den Haupteingang des Instituts zu.
    Zweihundert Meter jenseits des Maschendrahtzauns saß Malachi MacNamara mit überkreuzten Beinen auf einer bunten, im Schatten einer mächtigen Lärche ausgebreiteten indianischen Decke. Seine blassblauen Augen waren offen, doch er saß vollkommen ruhig und reglos da. Die in der Nähe campierenden Anhänger der Lazarus-Bewegung waren überzeugt, dass der hagere, wettergegerbte Kanadier meditierte, um seine geistigen und körperlichen Energien für den bevorstehenden Kampf zu sammeln. Der pensionierte Biologe des Forest Service in British Columbia hatte ihre Bewunderung bereits gewonnen,
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