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Die Lazarus-Vendetta

Die Lazarus-Vendetta

Titel: Die Lazarus-Vendetta
Autoren: Robert Ludlum
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ins Auge, doch dann konzentrierte er seine Aufmerksamkeit auf Hanson. Der Chef der CIA war der hartgesottenere und schwierigere der beiden – trotz des Umstands, dass er mit seiner obligatorischen Fliege mehr Ähnlichkeit mit einem schmalbrüstigen und gutmütigen College-Professor aus den Fünfzigerjahren des letzten Jahrhunderts hatte, als mit dem glühenden Verfechter und kühlen Initiator verdeckter Aktionen und Sondereinsatzkommandos, der er war.
    Obgleich Bob Zeller, sein Pendant vom FBI, ein ehrenwerter Mann war, hatte er in dem unergründlichen Sumpf der politischen Intrigen in Washington längst den Boden unter den Füßen verloren. Groß und breitschultrig wie er war, sah Zeller im Fernsehen zwar gut aus, aber er hätte niemals von seinem Amt als Oberster Staatsanwalt in Atlanta zum Direktor des FBI befördert werden dürfen. Nicht einmal auf temporärer Basis, während sich der Stab des Weißen Hauses nach einem geeigneteren Nachfolger umsah. Wenigstens wusste der ehemalige Verteidiger im Footballteam der Navy und langjährige Bundesstaatsanwalt um seine Schwächen. Bei Besprechungen sagte er in der Regel nicht viel und schlug sich gewöhnlich auf die Seite dessen, den er für den Stärkeren hielt.
    Hanson war ein vollkommen anderer Fall. Wenn überhaupt, dann war der CIA-Veteran zu erfahren und geschickt im Spiel um Macht und politischen Einfluss. Während seiner langen Amtszeit als Chef des Operationsdirektoriums der CIA hatte er sich unter den Mitgliedern der diversen Geheimdienstkomitees im Kongress und im Senat einen festen Rückhalt verschafft. Eine Menge Kongressabgeordnete und Senatoren glaubten, dass David Hanson über Wasser gehen konnte. Dies verschaffte ihm eine Menge Bewegungsfreiheit für seine politischen Schachzüge, sogar die Freiheit, dem Präsidenten zu widersprechen, der ihn vor kurzem zum Leiter der gesamten CIA ernannt hatte.
    Castilla tippte mit einem fleischigem Zeigefinger auf den Bericht zur Gefahreneinschätzung. »Ich entdecke eine Vielzahl von Spekulationen in dem Bericht. Was ich nicht entdecken kann, sind konkrete Fakten.« Er las einen Satz des Berichts laut. »›Abhörberichte nicht spezifischer aber signifikanter Natur weisen darauf hin, dass radikale Elemente unter den Demonstranten in Santa Fe möglicherweise gewalttätige Aktionen planen – entweder gegen das Teller Institut oder gegen den Präsidenten persönlich.‹«
    Er nahm seine Lesebrille ab und blickte auf. »Könnten Sie das in einfachem Englisch sagen, David?«
»Wir stoßen zunehmend auf Andeutungen und Hinweise, die diesen Schluss nahe legen, sowohl im Internet wie auch bei mitgeschnittenen Telefongesprächen. Einige beunruhigende Formulierungen tauchen immer wieder auf, die sich alle auf die geplante Massendemonstration beziehen. Es ist immer wieder die Rede von dem ›großen Ereignis‹ oder ›der Aktion am Teller Institut‹«, erklärte der Chef der CIA. »Meine Leute haben diese Schlagworte auch schon in Übersee gehört. Die NSA ebenfalls. Und das FBI bekommt hier bei uns zu Hause dieselben Andeutungen zu hören. Hab ich Recht, Bob?«
Zeller nickte würdevoll.
»Und das versetzt unsere Analytiker in solche Aufregung?«
Castilla schüttelte, offensichtlich unbeeindruckt, den Kopf.
»Leute, die einander wegen einer politischen Protestaktion EMails schicken?« Er schnaubte verächtlich. »Großer Gott! Jede Demonstration, die dreißig- oder vierzigtausend Leute bis nach Santa Fe lockt, ist ein ziemlich großes Ereignis! New Mexico ist für mich ein Heimspiel, aber ich bezweifle, dass je halb so viele bei einer meiner Reden dort waren.«
»Wenn Mitglieder des Sierra Clubs oder der Wilderness Federation so was sagen, mache ich mir keine Sorgen«, erwiderte Hanson leise. »Aber sogar die einfachsten Worte können eine ganz andere Bedeutung haben, wenn sie von gewissen gefährlichen Gruppen und Individuen gesagt werden. Eine tödliche Bedeutung.«
»Sie reden von diesen so genannten ›radikalen Elementen‹« »Ja, Sir.«
»Und wer sind diese gefährlichen Leute?«
»Die meisten sind auf die eine oder andere Weise mit der Lazarus-Bewegung verbündet, Mr President«, erwiderte Hanson vorsichtig.
Castilla runzelte skeptisch die Stirn. »Das ist ein altes Lied von Ihnen, David.«
Der andere Mann zuckte mit den Schultern. »Dessen bin ich mir bewusst, Sir. Aber die Wahrheit wird nicht weniger wahr, nur weil sie unangenehm ist. Als Ganzes betrachtet, ist der jüngste Bericht unserer Nachrichtendienste über
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