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Liebe kann man nicht planen, Casanova

Liebe kann man nicht planen, Casanova

Titel: Liebe kann man nicht planen, Casanova
Autoren: Kelly Hunter
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1. KAPITEL
    Weihnachten war wie jedes Jahr ein Fest für Handel und Kommerz. Und natürlich war es auch ein besonderer Tag für Familien. Für manche war Weihnachten aber auch einfach nur eine Farce.
    Ganz Hongkong erstrahlte in der Vorweihnachtszeit im Licht unzähliger Neondekorationen, und das Geld saß den meisten Menschen lockerer als sonst in der Tasche. Ruby Maguire wusste das nur zu gut aus eigener Erfahrung, denn sie lebte bereits seit sechs Jahren in Hongkong. Eigentlich hätte es deshalb für sie ein Leichtes sein müssen, für die Kinder eines führenden Investmentbankers eine passende Weihnachtsüberraschung zu organisieren.
    Einen Ausflug ins Hongkong Disneyland oder in den Ocean Park zum Beispiel. Das riesige Hologramm eines Weihnachtsbaumes in Glas. Oder sonstige ausgefallene Geschenke, so viele, dass die Kinder nicht wüssten, mit was sie zuerst spielen sollten. Das Größte wäre natürlich, wenn ihr Vater sich tatsächlich einmal einen ganzen Tag freinehmen und mit ihnen verbringen würde.
    Allerdings waren die Kinder von Mr West mittlerweile groß geworden. Seine persönliche Assistentin hatte bereits durchsickern lassen, dass der Älteste wohl in diesem Jahr gar nicht dabei sein würde. Die Zweitälteste erholte sich gerade von einer schweren Verletzung, die jüngere Tochter war ein öffentlichkeitsscheues Genie und der jüngste Sohn wohl eine Mischung aus Schlitzohr, Charmebolzen und James Bond.
    So viel zu der Idee mit Disneyland …
    Ruby hatte sich statt auf die Geschenke deshalb erst einmal auf Russell Wests Villa konzentriert. Sie hatte den eleganten Marmorbau mit den erlesensten Gegenständen geschmückt und festlich herausgeputzt. Natürlich fehlte es nicht an frischen Blumen, allem voran an weißen Orchideen. Auch klassische rot-grüne Weihnachtssterne schmückten das Haus. Ruby hatte überall Kerzen aufgestellt, die nur darauf zu warten schienen, endlich angezündet zu werden und eine festliche Atmosphäre zu verbreiten.
    Ein architektonisches Highlight der Villa war der kleine Bach, der in einer gläsernen Rinne durch die Empfangshalle floss. Er plätscherte am Fuße der mächtigen Treppe entlang bis hinaus auf die Terrasse. Ein Kleinod! Für dieses Bächlein hatte Ruby wunderschön gemusterte Goldfische besorgt, die sich in ihrem neuen Zuhause sehr wohl zu fühlen schienen.
    Auf der Terrasse fehlte eigentlich nur noch eine singende Grille in einem Bambuskäfig, was in China seit Jahrhunderten so üblich war. Aber das wäre dem Australier Russell West dann doch eine Spur zu weit gegangen. Statt einer Grille hielt er sich lieber einige Singvögel, deren Melodien ihn nicht minder verzauberten.
    Heute war schon der 22. Dezember. Bereits morgen sollten die drei jüngeren West-Kinder anreisen. Sie würden alles so vorfinden, wie sie es gewohnt waren: Perfekt hergerichtete Zimmer, festliche Dekoration in der ganzen Villa, und für den Fall, dass sie außer Haus speisen wollten, hatte Ruby rechtzeitig in den besten Restaurants der Stadt Tische für sie reserviert.
    Ruby war weder Hausmädchen noch Köchin, obwohl auch dergleichen Tätigkeiten ab und an zu ihren Aufgaben zählten. Sie sah sich eher als so etwas wie Mr Wests rechte Hand in gesellschaftlichen Dingen. Dies umfasste unter anderem das Verfassen seiner Dinner-Reden, die Berichterstattung über Neuigkeiten aus Hongkongs Oberschicht und das Organisieren seiner gesellschaftlichen Verpflichtungen, sodass diese möglichst angenehm und stressfrei vonstattengingen.
    Mr Wests großzügiger Bonus dieses Jahr zeigte Ruby, dass er wohl recht zufrieden mit ihrer Arbeit war.
    Ihr letzter Auftrag war es gewesen, Weihnachtsgeschenke für die Kinder seiner Untergebenen zu besorgen. Diese Aufgabe hatte Ruby sehr viel Freude bereitet. Sie liebte es einfach, andere zu beschenken. Außerdem hatte sie auch gleich ein Verzeichnis angelegt, das die Namen, Geburtstage und besonderen Interessen der Ehefrauen und Kinder aller Angestellten enthielt. Auf eigene Faust hatte Ruby dann noch solch ein Verzeichnis für Mr Wests sonstige Geschäftskontakte angelegt – ob er es jemals gebrauchen würde, war allerdings eine andere Frage.
    Denn nicht einmal die Geschenke für seine eigenen Kinder hatte Russell West selbst besorgt. Auch hierfür war Ruby zuständig. Und genau das bereitete ihr im Moment Kopfzerbrechen. Sie hatte nur noch etwa 24 Stunden Zeit, und Mr West hatte ihr weder den preislichen Rahmen genannt, noch hatte er sonst irgendwelche Hinweise
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