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Ich gegen Osborne

Ich gegen Osborne

Titel: Ich gegen Osborne
Autoren: Joey Goebel
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»Da standen ein paar Bierflaschen rum, und in jeder war noch ein kleiner Bierrest –«
    »Und wir haben sie genommen und alles in einen Becher gekippt, wussten aber nicht, dass wir bloß den Sabber anderer Leute gesammelt hatten?«
    »Ja. Ich weiß noch, wie ich dachte: Deswegen machen Erwachsene so einen Aufstand?«
    8 . 09   Tyler Wilkey war mein bester Freund aus Kindertagen. Jetzt teilten wir uns nur noch denselben Spind. Und wenn es nach ihm gegangen wäre, würden wir nicht einmal das tun. Als man uns am ersten Schultag auf der Senior High die Spinde zuwies und Tyler und ich zu den Letzten gehörten, schrie Tyler quer durch das Zimmer Dre zu: »Dre! Du und ich!« Am liebsten hätte ich geheult oder ihn mit einem Bleistift Härtegrad zwei erstochen.
     Stattdessen hatten wir uns gegenseitig am Hals. Als Zwölftklässler hatte ich vergessen, wie es sich anfühlte, einen besten Freund zu haben.
    Während wir uns unterhielten, lief in der Glotze ein Bericht über die Ausweitung der Bombardierung Belgrads durch die Vereinigten Staaten. Das war die große Neuigkeit von der Clinton-Regierung, jetzt wo sich der Sexskandal des Präsidenten allmählich totgelaufen hatte. Direkt anschließend wurde der moderne Klassiker »Gettin’ Jiggy Wit’ It« gespielt, während die Nachrichten von einem TV -Spot für ein Aknemittel abgelöst wurden. Genau wie zu Hause wurde die Lautstärke für die Werbung erhöht, mit [34]  dem Unterschied, dass man hier nicht den Sender wechseln konnte. Vor Channel One gab’s kein Entkommen.
    »Waren alle Leute von der Osborne im selben Komplex mit Ferienwohnungen untergebracht?«
    »Nö. Einige waren im Hotel, weil’s billiger war. Aber viele Mädchen wohnten in den Apartments.«
    »Und irgendwann abends seid ihr dann alle zu einer wüsten Orgie zusammengekommen, ja?«
    »Ha! Er hat wüste Orgie gesagt. Na ja, schon, irgendwann nachts sind wir alle zusammen irgendwo gelandet und haben bei anderen gepennt. Von Orgien weiß ich nichts. Es konnte aber durchaus heftig werden.«
    »Wie das?«
    »Ich weiß nicht, ob du das überhaupt hören willst.«
    »Warum denn nicht?«
    »Ich weiß, dass du nicht gern die Sau rauslässt.«
    »Hört auf, mit Sachen zu werfen!«, schrie Mr.   Runnels, und diesmal meinte er es ernst. »Kommen Sie her, Winkler!«
    »Aber er hat mich beworfen!«
    »Was gab’s denn zu feiern?«, fragte ich Tyler.
    »Hä?«
    »Ich mach nicht gern Party, weil man einen Grund zum Feiern haben sollte. Und was in aller Welt gab’s denn da bloß zu feiern?« Tyler zuckte die Schultern. »Im Übrigen hab ich mehr Erwachsenenkram gesehen, als sich viele deiner Freunde überhaupt nur vorstellen könnten, also behandle mich bitte nicht wie ein Baby. Das tut weh.«
    »Schon gut, James. Bleib cool.«
    »Entschuldige. Was war denn so heftig daran?«
    [35]  »Na ja, wir sind halt in ’n Club, und da ist es dann total abgegangen. Und viele von uns – ich sag nicht, ich war dabei, denn ich will nicht, dass du’s deiner Mom erzählst, weil die’s dann meiner Mom weitererzählt, also machen nur andere solche Sachen, klar?«
    »Du hast mein Wort.« Und das hatte er. Ich war stolz darauf, der einzige mir bekannte Mensch zu sein, der auch wirklich zu seinem Wort stand. Je älter ich wurde, desto klarer wurde mir, dass ich damit ziemlich allein war. (Nur Chloe war auch so.)
    »Is’ klar. Also, viele gehen in so ’n Club, baggern eine an, schleppen sie ab, ins Hotel oder in die Ferienwohnung der Mädchen oder in ein Auto oder was weiß ich, und den Rest kannst du dir denken. Jeden Abend eine andere. Und manchmal mehr als eine. Doch im Grunde geht’s nur darum, wer die meisten Chicks flachlegt.«
    »Warum ist unsere Welt so schlecht?«, fragte ich und stellte mir die vielen lieblosen Penetrationen vor, verdrehte Augen unter einem Wust gegelter Haare, und meine Frage war nicht rhetorisch, doch Tyler lachte nur und sagte: »Du bist vielleicht ’ne Nummer, James!«
    »Und wer hat gewonnen?«
    »Hamilton Sweeney wahrscheinlich.«
    Allein von dem Namen bekam ich Juckreiz. Hamilton Sweeney, eine zentrale Gestalt der Osborne-Hipsterelite, war der ungekrönte König aller Bumser. Das ganze Leben des ehemaligen Basketballspielers schien nur aus Reiz–Reaktion, Reiz–Reaktion zu bestehen. Für mich war er ein Affe mit haarigen Handflächen und einer Garderobe aus dem Einkaufszentrum.
    [36]  »Und was war mit den Mädchen? Waren die genauso drauf?«
    »Und ob! Eines Abends sind wir Jungs wieder in
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