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Ich gegen Osborne

Ich gegen Osborne

Titel: Ich gegen Osborne
Autoren: Joey Goebel
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den Club, und wieder haben wir den Laden gerockt –«
    Ich unterbrach ihn, da ich mir nicht sämtliche fleischlichen Ausschweifungen seiner Jungs anhören wollte. »Hast du da unten Chloe Gummere gesehen?«
    Tyler gab die denkbar schlimmste Antwort.
    Er lachte, nickte langsam und sagte: »Jaaa. Ich hab Chloe da unten gesehen.«
    8 . 12   Ich wartete, dass Tyler mit Details rüberkam, als der Reporter im Fernsehen sagte: »In Wyoming gibt es im Fall eines Hassverbrechens, nämlich der Ermordung von Matthew Shepard, neue Entwicklungen…«
    »Du stehst auf sie, stimmt’s?«, fragte Tyler.
    »Nein.«
    »Ich hab euch im Kunstunterricht gesehen.«
    »Ich hasse den Ausdruck.«
    »Hä?«
    » Stehst auf sie. Das klingt so… besitzergreifend.«
    »Na schön. Du bist in sie verknallt. «
    »Nein. So würde ich es auch nicht formulieren.«
    »Wie würdest du es denn formulieren?«
    »Ich würde sagen, ich bin ihr zugetan.«
    »Du bist ihr zugetan ?«
    »Ja. Zwischen uns besteht eine wechselseitige Zuneigung. Sie ist da unten wohl echt wild geworden?«
    Er nickte. »Chloe hat uns alle überrascht. Sie ist richtig aus sich herausgegangen.«
    [37]  »Was hat sie gemacht?«
    »Nun, da unten in Panama City war sie echt zugetan.«
    »Das ist nicht die korrekte – was meinst du damit genau?«
    Mr.   Runnels kam mit einer Sprühflasche und einem Wischlappen auf uns zu. »Aufstehen, Mr.   Wilkey.«
    »Warum?«
    »Ich muss Ihr Pult saubermachen!« Das sagte er so laut, dass das Mädchen neben Tyler zusammenzuckte. Derweil lief im Fernsehen eine Deo-Werbung, die unterschwellig andeutete, niemand könne auch nur darauf hoffen, ohne Unterstützung dieses speziellen Produkts Geschlechtsverkehr zu haben.
    Mr.   Runnels hatte die fixe Idee, sein Klassenzimmer klinisch sauber zu halten. Vermutlich war es als Witz gemeint, doch für einen Witz verwandte er – meist am Freitag – eine Menge Energie darauf. Selbst wenn es nur ein Witz war, stellte ich mir gern vor, dass Mr.   Runnels mit der Putzerei sagen wollte, auch wenn die Schule ein stinkender, schmutziger Ort war, könnte doch wenigstens dieser eine Raum sauber bleiben.
    8 . 14   Nachdem Mr.   Runnels mit seinem Lappen die glänzenden Tischbeine und das Büchergestell unter Tylers Tisch bearbeitet hatte, nickte er ihm zu und ging an sein Pult zurück. Tyler setzte sich wieder, und ich sagte: »Und?«
    »Und… Wie gesagt, die Osborne-Clique ging in diesen Club, und wir übernahmen den Laden.«
    »Na schön. Ihr legt also Wert auf gesellschaftliche Dominanz. Das wäre geklärt. Aber würdest du mir jetzt bitte von Chloe erzählen?«
    [38]  »Was mach ich denn gerade?«
    »Entschuldige. Red weiter.«
    »An dem Abend wurde es richtig heftig. Wohin man auch sah, nichts als knutschende Dreiergrüppchen. Es gab einen Wet-T-Shirt-Contest, doch irgendwann zogen alle die Titten blank und wurden begrapscht.«
    »Hat Chloe dabei mitgemacht?«
    »Nein, aber dazu komm ich noch. Von da an ist es immer mehr ausgeufert. Alle waren total außer Rand und Band, bis schließlich zwei oder drei Cliquen – die Osborne-Clique und noch welche aus Alabama oder Tennessee oder so, wir sind alle zurück in eine Ferienwohnung, und kaum waren wir da, auf dem – wie soll ich sagen –, auf dem Siedepunkt des Ganzen, ging Chloe in ein Schlafzimmer, und ein paar Typen haben mit ihr ’ne Fließbandnummer abgezogen.«
    Der Bauch war da, wo er sein sollte, und ich spürte ihn überdeutlich. Meine Gedanken klumpten sich zu einer Murmel zusammen, die in meinem Bauch herumwirbelte. Jeder Zentimeter meines Körpers wurde ganz heiß, und sicher sah das ganze Klassenzimmer, wie die Schweißperlen aus meinem zweifellos roten Gesicht platzten.
    »Fließbandnummer?«, wiederholte ich vorsichtig und zerrte unauffällig an meinem Hemdkragen. »Ist es das, was ich mir darunter vorstelle?«
    »Jau. Einer nach dem anderen. Wie sich herausstellte, ist sie ein echtes Tier. Angeblich war sie zu dem Zeitpunkt echt zugedröhnt. Aber trotzdem…«
    Ich überlegte, wie ich mich abkühlen konnte, mir wurde aber nur noch heißer. Ich hätte auf der Stelle kotzen können. Mir schossen mindestens fünfzehn Fragen durch den [39]  Kopf, die ich Tyler stellen wollte. Stattdessen überlegte ich, ob ich nicht lieber auf die Toilette gehen sollte, um dort den Kopf unters kalte Wasser zu halten. Schließlich wechselte ich einfach das Thema. »Was sagst du dazu?«, sagte ich und deutete zum Bildschirm hoch.
    »Eishockeylegende Wayne
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