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Ich fühle was, was du nicht siehst - Mallery, S: Ich fühle was, was du nicht siehst

Ich fühle was, was du nicht siehst - Mallery, S: Ich fühle was, was du nicht siehst

Titel: Ich fühle was, was du nicht siehst - Mallery, S: Ich fühle was, was du nicht siehst
Autoren: Susan Mallery
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den Rennen leichtsinnig geworden. Bei achtzig Stundenkilometern auf zwei schmalen Reifen und einem Leichtbaurahmen konnte jeder noch so kleine Fehler tödlich sein. In seinem Fall war das Ergebnis ein paar gebrochene Knochen und ein dauerhaftes Hinken gewesen. Alle anderen sprachen davon, welches unglaubliche Glück er gehabt hatte. Ethan hingegen hatte nur gesehen, dass er aufgrund der Verletzungen nie wieder würde Radrennen fahren können.
    Jetzt, zehn Jahre später, sah er zu, wie die Radfahrer an ihm vorbeirasten. Er entdeckte seinen Freund Josh, der immer noch dabei war, die Zeit von seinem späten Start aufzuholen, und fragte sich: Was wäre, wenn? Viel Begeisterung konnte er für die Idee jedoch nicht aufbringen. Alles war jetzt anders, und damit konnte er gut leben.
    Er hatte dem Rennen gerade den Rücken gekehrt, um in sein Büro zurückzugehen, als er eine Frau in der Menge entdeckte. Eine Sekunde lang hielt er sie für ein Produkt seiner Fantasie; bestimmt hatte er ihre schönen Gesichtszüge, die er nie vergessen würde, auf das Gesicht einer anderen Person projiziert. Es war unmöglich, dass Liz Sutton wieder in Fool’s Gold war.
    Instinktiv bewegte er sich auf sie zu, doch die abgesperrte Straße lag zwischen ihnen. Die rothaarige Frau sah auf. Sie drehte das Gesicht in seine Richtung. Als sie ihre Sonnenbrille abnahm, sah er ihre großen grünen Augen. Sein Blick wanderte zu ihren vollen Lippen. Aus der Ferne konnte er die Sommersprossen auf ihrer Nase nicht erkennen, doch er wusste, dass sie dort waren. Er wusste sogar, wie viele.
    Ethan fluchte leise. Liz war wieder da. Außer auf dem hinteren Buchdeckel ihrer Romane hatte er sie seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr gesehen. Noch vor fünf Sekunden hätte er jedem, der ihn gefragt hätte, erklärt, dass er sie vergessen hatte und über sie hinweg war. Sie war Vergangenheit.
    Jetzt schaute sie gerade in die andere Richtung. So als würde sie jemanden suchen. Offensichtlich nicht mich, dachte Ethan. Dann schmunzelte er. Liz wieder in Fool’s Gold. Wer hätte das gedacht?
    Er bahnte sich seinen Weg durch die Menge. Vielleicht würde er sie jetzt inmitten der vielen Leute nicht finden, doch er hatte da so eine Ahnung, wo sie später sein würde. Dort würde er sie treffen und sie zu Hause willkommen heißen. Das war das Mindeste, was er tun konnte.
    Auf dem Weg zum Lebensmittelladen hielt Liz Tyler fest an der Hand. Die Menschenmenge, die sich wegen des Radrennens angesammelt hatte, war riesig und schien immer größer zu werden. Es war dumm von ihr gewesen zu glauben, sie könnte im Gedränge der Touristen zwei Mädchen finden, die sie noch nie gesehen hatte.
    Sie deutete auf einen Eisstand, der Wassereis anbot, und kaufte Tyler seine Lieblingssorte. Blaubeere.
    Um sie herum standen die Leute in Grüppchen zusammen, lachten und unterhielten sich über das Rennen. Liz schnappte etwas von einer neuen Radsportschule und einem neuen Krankenhaus auf, das gerade gebaut wurde. Veränderungen, dachte sie. Fool’s Gold hatte sich in den letzten zehn Jahren verändert.
    Doch nicht so sehr, dass sie alles vergessen hätte. Obwohl sie wegen der gesperrten Straßen einen Umweg machen musste, fiel es ihr leicht, über Seitenstraßen den Weg zu jenem Haus zu finden, in dem sie aufgewachsen war.
    „Du hast hier gelebt, bevor du nach San Francisco gegangen bist?”, fragte Tyler.
    „Ja. Ich bin hier aufgewachsen.”
    „Bei Grandma Sutton?”
    „Ja”
    „Jetzt ist sie tot.” Es war lediglich eine Feststellung. Tyler hatte Liz’ Mutter nie kennengelernt.
    Als Liz damals, mit achtzehn und gebrochenem Herzen, aus Fool’s Gold geflüchtet war, hatte sie sich nach San Francisco durchgeschlagen. Dort hatte sie sich einen Job und eine ziemlich heruntergekommene Bleibe gesucht. Dann hatte sie gemerkt, dass sie schwanger war.
    Ihr erster Impuls war es gewesen, nach Hause zurückzukehren. Doch besagter erster Anruf hatte sie skeptisch gemacht. Im Laufe des nächsten Jahres hatte sie noch zwei Mal zu Hause angerufen. Beide Male hatte ihre Mutter ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass ihre Tochter nicht mehr zu ihrem Leben gehörte. Die Zurückweisung hatte wehgetan, war aber keine allzu große Überraschung gewesen. Außerdem hatte ihre Mutter es richtig genossen, ihr mitzuteilen, dass Ethan Hendrix nie anrufe und auch nie nach ihr frage.
    Beim Tod ihrer Mutter vor vier Jahren hatte Liz nicht geweint. Allerdings hatte sie Bedauern darüber empfunden, dass sie nie
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