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Ich fühle was, was du nicht siehst - Mallery, S: Ich fühle was, was du nicht siehst

Ich fühle was, was du nicht siehst - Mallery, S: Ich fühle was, was du nicht siehst

Titel: Ich fühle was, was du nicht siehst - Mallery, S: Ich fühle was, was du nicht siehst
Autoren: Susan Mallery
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kräuselte ihr Naschen. „Bei uns dauert es noch bis Freitag. Dann haben wir auch Sommerferien.”
    Ein Umstand, der die Situation vereinfachen könnte, dachte Liz. Falls sie die Mädchen nach San Francisco mitnehmen müsste, brauchte sie die beiden nicht extra aus dem Unterricht zu nehmen.
    Abby drehte sich wieder zu ihr. „Wo ist Tylers Dad, Tante Liz?”
    Nicht unbedingt ein Thema, das Liz im Moment diskutieren wollte. Sie merkte, wie ihr Sohn sie in der Hoffnung, sie würde vielleicht ein bisschen mehr verraten, sofort erwartungsvoll anguckte. Das würde kaum passieren, dachte Liz. Gleichzeitig wünschte sie, dass die Dinge anders lägen und Ethan wenigstens einen kleinen Platz im Leben seines Sohnes hätte einnehmen wollen.
    „Nicht hier bei uns”, antwortete Liz ausweichend. „Warum gehen wir nicht in die Küche und ihr beide esst erst mal? Ich habe auf dem Weg in die Stadt Brathähnchen und Salat besorgt. Dann lernen wir uns alle ein bisschen besser kennen, und ihr könnt mir erzählen, was passiert ist.”
    Sie hätte noch mehr zu sagen gehabt, doch beide Mädchen rannten sofort in die Küche, als wären sie am Verhungern. In Anbetracht ihrer Lebensumstände waren sie das vielleicht auch wirklich.
    Liz servierte ihnen jeweils eine große Portion Hähnchen mit Kraut- und Kartoffelsalat.
    Die Mädchen fielen regelrecht über das Essen her. Liz schenkte beiden Milch ein, die sie ebenfalls besorgt hatte, und beide stürzten zwei Gläser hinunter. Während Liz ihnen beim Essen zusah, spürte sie, wie sie wütend wurde. Wie hatte Roys Frau die beiden einfach ihrem Schicksal überlassen können? Sie hätte im Zuge ihrer Abreise doch wenigstens dem Jugendamt telefonisch Bescheid geben können.
    Liz beschloss, so viel wie möglich über Bettina herauszufinden und in ihrem nächsten Buch eine Figur genau wie sie umzubringen. Der Tod würde grauenhaft sein, schwor sie sich. Langsam und qualvoll.
    Tyler sah den Mädchen mit großen Augen zu, sagte aber nichts. Er schien zu spüren, dass sie seit geraumer Zeit Hunger gehabt hatten. Das war schlimm, aber vielleicht auch eine gute Lektion für ihn. Nicht alle Menschen kamen in den Genuss von drei Mahlzeiten am Tag.
    Liz betrachtete die abgetragenen und nicht gerade sauberen T-Shirts ihrer Nichten. Auch die Jeans der beiden hatten schon bessere Zeiten gesehen. Außerdem brauchten sie neue Sandalen. Liz wusste, dass sich die meisten vierzehnjährigen Mädchen ohne moderne Klamotten und wenigstens einen Hauch Make-up genierten. Verzichtete Melissa freiwillig auf beides?
    Als der erste Hunger gestillt zu sein schien, setzte Liz sich Melissa gegenüber an den Tisch. Tyler stand neben ihr, und Liz legte einen Arm um ihn.
    „Wie lange ist Bettina schon weg?”, fragte sie.
    „Eine Weile. Fast drei Monate. Sie hat uns hundert Dollar da gelassen. Als das Geld alle war ...” Melissa senkte den Blick und starrte auf ihren Teller. Dann schob sie ihn von sich.
    Liz dachte an die leeren Chipstüten im Müll. An den kleinen Apfel auf der Küchentheke. Ohne Geld und ohne jemanden, der sich um die beiden kümmerte, gab es nur eine Möglichkeit, wie sie überlebt hatten. Melissa hatte in den Läden in Fool’s Gold Lebensmittel gestohlen.
    „Darüber unterhalten wir uns später”, schlug Liz vor. „Unter vier Augen. Wir können mit den Ladenbesitzern reden und ihnen alles erklären. Ich komme für die Schäden auf.”
    Melissa errötete. Dann schluckte sie. „Ich, äh ... danke, Tante Liz.”
    „Wie wäre es, wenn ihr mich einfach Liz nennt? Tante Liz ist zu lang.”
    „Okay. Danke, Liz.”
    „Wussten eure Freundinnen, dass Bettina fortgegangen ist?”
    Abby schüttelte den Kopf. „Melissa hat gesagt, wir sollen es niemandem erzählen. Sie hat gemeint, dass man uns sonst von hier wegholt und in verschiedenen Familien unterbringt. Und dass wir uns dann nie mehr wiederfinden würden.”
    „Ich hätte nicht zugelassen, dass man mir Abby wegnimmt”, erklärte Melissa grimmig. Ihre grünen Augen funkelten.
    Eine bewundernswerte, aber leicht unrealistische Einstellung, wenn die Alternative bedeutete, zu verhungern. Allerdings war Liz die Falsche, um sich ein Urteil zu erlauben. Sie selbst hatte ihren großen Bruder vergöttert, und er war wortlos von zu Hause abgehauen und hatte sie allein zurückgelassen.
    „Ein paar meiner Freundinnen haben es gemerkt”, gab Melissa zu. „Manchmal haben sie uns etwas zu essen gebracht. Es war schlimm. Ich habe wirklich gedacht, ich könnte
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