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Ich fühle was, was du nicht siehst - Mallery, S: Ich fühle was, was du nicht siehst

Ich fühle was, was du nicht siehst - Mallery, S: Ich fühle was, was du nicht siehst

Titel: Ich fühle was, was du nicht siehst - Mallery, S: Ich fühle was, was du nicht siehst
Autoren: Susan Mallery
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waren.
    Liz hatte große Lust, die Polizei anzurufen und die Frau anzuzeigen. Doch sie würde es nicht tun. Nicht, bevor hier alles geregelt war. Wenn sich das Jugendamt jetzt einschaltete, würde sich alles nur unnötig verkomplizieren. Außerdem wollte Liz zuerst mit Roy reden.
    Beim Abendessen hatte Melissa erwähnt, dass ihr Vater in Folsom im Gefängnis saß. Trotz der Tatsache, dass Johnny Cash den Ort durch einen Song berühmt gemacht hatte, war die Einrichtung alt und ein berüchtigter Knast. Liz hatte für eines ihrer Bücher in diesem Gefängnis recherchiert. Sie verfügte immer noch über einige Kontakte dorthin, was bedeutete, dass sich ein Besuch bei ihrem Bruder relativ einfach gestalten würde.
    Dieses Wissen machte die Vorstellung, Roy nach so langer Zeit wiederzusehen, allerdings auch nicht viel angenehmer. Was sollte sie sagen?
    Sie schüttelte die Frage ab und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den wunderbaren Himmel. Das war leichter, als über die Vergangenheit oder sogar die Gegenwart nachzudenken. Nach so langer Zeit war sie wieder in Fool’s Gold. Wer hätte das gedacht?
    Beim Einkaufen hatte es keine besonderen Vorkommnisse gegeben. Nur eine einzige Ladenbesitzerin hatte sie erkannt und sie mit Namen angesprochen. Liz hatte sich zwar überhaupt nicht an die ältere Dame erinnert, war jedoch noch so weit mit den Gebräuchen des Kleinstadtlebens vertraut, um so zu tun, als wäre sie hocherfreut über das Wiedersehen. Die Ladenbesitzerin hatte erklärt, wie nett es doch wäre, dass Liz wegen Roys Mädchen zurückgekommen war.
    Eine harmlose Bemerkung, dachte Liz, während sie an ihrem Wein nippte. Es gab keinen Grund, warum sie diese Frau am liebsten scharf gefragt hätte, wie es denn möglich sei, dass niemandem zwei sich selbst überlassene Mädchen aufgefallen waren. Denn Fool’s Gold war natürlich immer noch die gleiche Stadt, die seinerzeit die vielen blauen Flecken auf Liz’ Armen und Beinen sehr wohl bemerkt, aber nicht hinterfragt hatte.
    „Denk nicht daran”, flüsterte sie. Sie war hier, um Roys Mädchen zu helfen und dann so schnell wie möglich wieder von hier zu verschwinden. Mehr nicht.
    Sie hörte Schritte auf der Straße. Im ersten Moment erstarrte sie vor Schreck, bis ihr einfiel, dass dies hier Fool’s Gold war, wo niemals jemand überfallen wurde. Sie schaute auf und sah einen Mann vorbeigehen. Ganz allerdings ging er nicht vorbei. Er blieb am Gartentor stehen, machte es auf und spazierte herein. Liz wäre beinahe das Weinglas aus der Hand gerutscht, als sie Ethan Hendrix auf sich zukommen sah.
    „Hallo Liz.”
    Er war genauso groß und gut aussehend, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Breitschultriger und etwas älter, doch auf diese attraktive Art älter, wie es Männer nun mal werden. Es war zu dunkel, um seinen Gesichtsausdruck zu erkennen, doch wenn Liz jetzt raten müsste, würde sie sagen, dass er sich freute, sie zu sehen. Zumindest lächelte er.
    Sie blinzelte, weil sie sich nicht sicher war, dass er wirklich vor ihr stand. Doch merkwürdigerweise verschwand das Bild nicht. Warum sollte Ethan froh sein, dass sie wieder in der Stadt war?
    Sie umklammerte ihr Weinglas mit beiden Händen. Aufzustehen wäre jetzt das Vernünftigste und auch Höflichste gewesen, doch Liz wusste nicht recht, ob sie es schaffen würde. Ihre Beine fühlten sich etwas zittrig an, während sie den ersten Mann anstarrte, den sie geliebt hatte. Noch ein Gläschen Wein mehr, und sie hätte sich möglicherweise eingestanden, dass er der einzige Mann war, den sie jemals geliebt hatte. Aber warum darüber nachdenken?
    „Ethan.” Sie war überrascht, wie leicht ihr sein Name nach so langer Zeit über die Lippen kam. Sie hatte ihn angeschrien, ihn verflucht, um ihn geweint und ihn angefleht – aber nur in Gedanken. In den vergangenen zwölf Jahren hatte sie nie wieder seinen Namen ausgesprochen. Bis auf ein einziges Mal ... seiner Frau gegenüber.
    „Ich dachte, ich hätte dich vorhin gesehen.” Die Hände in die Hosentaschen gesteckt kam er lächelnd näher. „Beim Rennen. Ich habe versucht, zu dir durchzukommen, aber das Gedränge war zu groß. Du bist zurück.” Das Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen. „Du siehst gut aus.”
    Sie sah wie aus?
    Liz nahm all ihre Kraft zusammen, stellte das Glas ab und stand auf. Nachdem sie die Arme vor der Brust verschränkt hatte, merkte sie, dass sie immer noch ihren Kopf leicht in den Nacken legen musste, um ihm in die Augen schauen zu
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