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Ich bin ein Mörder

Ich bin ein Mörder

Titel: Ich bin ein Mörder
Autoren: Brigitte Pons
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scheinbar eindeutigen Selbstmord ein ungeklärter Todesfall, der ergebnislos abgelegt werden musste. Eine Quälerei für die Familie, eine persönliche Schmach für mich. An dem Tag, als die Akte offiziell geschlossen wurde, erreichte mich eine Postkarte ohne Absender. Das Motiv ein knallgelber Smiley, auf der Rückseite nur zwei Worte: Eines Tages, und daneben ein Fadenkreuz …«
    Seine Stimme brach. Schweigend warteten Mischa und Jörg darauf, dass er fortfuhr.
    »Als er jetzt wieder in Frankfurt auftauchte, kamen weitere Postkarten. Aufs Revier, nach Hause. Kein Text. Vielleicht hätte ich ihn nur anrufen müssen. Wenn ich das Gespräch mit ihm nachgeholt hätte, das ich damals verweigerte – wer weiß – vielleicht wäre das alles nicht passiert? Du hast nachgeforscht, Mischa. Alexandra auch – und Sie, Herr Weber. Alles zusammen und das, was ich von früher wusste …«
    Niedergeschlagen schüttelte er den Kopf. »Wenn ich doch wenigstens mit euch geredet hätte. Ich bin ein alter Esel, Mischa.«
    »Selbst wenn wir Ihre Vorgeschichte gekannt hätten, wäre es schwer zu verhindern gewesen, dass Stockmann außer Kontrolle gerät. Ich vermute, dass uns immer noch Informationen über ihn fehlen.« Mischa hockte auf Jörgs Bett, mit dem Rücken ans Fußende gelehnt. Die Schulter versuchte er durch ein untergeschobenes Kissen zu entlasten.
    »Das sehe ich genauso. Der Mann war eine tickende Zeitbombe, mit einem komplexen psychischen Problem. Wir alle sind eher zufällig in seine Bahn geraten. Wenn es uns nicht erwischt hätte, dann jemand anderen«, stimmte Jörg zu. »Was Alexandras Erkenntnisse betrifft, dazu kann ich etwas beitragen. Aber die neuesten Fakten zuerst. Ihr Bruder war vorhin hier. In Stockmanns Münchner Wohnung haben sie einen Kerl gefunden, der ihm ein Alibi liefern sollte, für unseren geplanten Todeszeitpunkt. Ein Junkie, der ihm ähnlich sieht. Er ist unter Stockmanns Namen von Frankfurt abgeflogen und hat dafür gesorgt, dass die Nachbarn ihn hören und Licht sehen, die Post aus dem Kasten genommen und so was. Der hatte die Sache durchgeplant bis ins letzte Detail, der Schweinehund. Außerdem haben sie in der Nähe von München die Leiche von Kai Mertens ausgegraben, der früher mal Stockmanns bester Freund gewesen ist.«
    Jörg schilderte alle Details, die Jens ihm berichtet hatte. Auch einen Großteil der vorangegangenen Recherche.
    »Aber was genau heißt das jetzt?« Conrad Neumaier fiel es schwer, weitere Neuigkeiten zu verarbeiten.
    »So wie ich es verstanden habe, heißt das wohl, dass es zwar noch einen Toten in Stockmanns Leben gibt, den er aber höchstwahrscheinlich auch nicht selbst getötet hat. Möglicherweise gibt es aber jemanden, der uns mehr über Stockmann und seine Vergangenheit sagen kann: den anderen Schüler, der mit ihm und Kai Mertens auf dem Foto war.«
    »Den Namen weißt du nicht zufällig?«
    »Doch. Wozu bin ich Journalist? Hab’s mir aufgeschrieben.« Jörg grinste halb verlegen. »Schließlich werde ich nicht ewig hier liegen. Und auch wenn ich mittendrin gesteckt habe, eine gute Story wäre das schon, oder? Natürlich nur, wenn du nichts dagegen einzuwenden hast, Mischa. Und Alexandra. Wobei ich bei ihr …«
    »Jörg! Der Name?«
    »Oh, ach so. Warte, hier.« Er zerrte einen Block aus dem Nachttisch. »Dirk Wiesner.«
    Neumaier wurde blass und Mischa schlug sich vor die Stirn. »Mein Gott, Reden hätte doch geholfen«, stöhnte er.
    »Wieso? Kennst du den etwa?«
    Er nickte, sagte aber nichts. Neumaier rieb sich das Kinn. Wieder und wieder, dann die Augen.
    »Dirk Wiesner, alias Heppner, ist unser Verdächtiger im Fall Martin Hirschberger, dem aktuellen Mord am Eisernen Steg«, erklärte Neumaier tonlos.
    »Wow!« Jörg pfiff beeindruckt durch die Zähne. »Das ist ja ein gefährlicher Freundeskreis.«
    »Aber das ist nicht alles«, erklärte Mischa weiter. »Wiesners DNA …«, Mischa verstummte kurz, als Neumaier wortlos das Zimmer verließ.
    »Was ist denn jetzt los?« Jörg schaute ihm verdutzt nach.
    »Seine DNA wurde auch bei Markus Neumaier gefunden. Das heißt, der Mörder vom Eisernen Steg ist auch der Entführer von Markus. Und so wie es sich jetzt darstellt, ist er nicht nur ein durchgedrehter Fan von Stockmann, sondern ein früherer enger Freund.«
    »Verdammt.«
    »Jetzt schließt sich der Kreis und die Geschichte passt wieder zusammen. Aber Wiesner, der Mistkerl, ist untergetaucht. Seit Robert herausgefunden hat, wo er wohnt, ist er dort
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