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Ich bin ein Mörder

Ich bin ein Mörder

Titel: Ich bin ein Mörder
Autoren: Brigitte Pons
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nicht mehr gesehen worden. Ich wüsste zu gerne, was einen normalen Menschen dazu bewegen kann, mit Stockmann gemeinsame Sache zu machen.«
    Jörg schüttelte den Kopf.
    »Zwei Fehler in deiner Aussage, Mischa. Du weißt, dass Stockmann jeden dazu bewegen kann, zu tun, was er will.«
    »Konnte.«
    »Ja, konnte. Bei aller Antipathie, er war ein Meister der Manipulation und die Sache mit dem Charisma … Da war was dran. Ich kriege jetzt noch Gänsehaut, wenn ich an seine Augen denke. Die hatten etwas … Magisches.«
    »Der zweite Fehler?«
    »Ein normaler Mensch. Nach den paar Dingen, die ich bisher weiß, darf man getrost daran zweifeln, dass der Kerl, der Markus entführt hat, ganz normal ist.«
    »Du hast recht. Die Ermittlungen der Kollegen aus der Mordkommission legen das auch nahe. Mann, ich kann das nicht glauben! Alle Informationen waren da, wenn Alexandra nicht im Alleingang recherchiert hätte …«
    »So wie wir. Wir haben ihr auch nichts erzählt. Keiner hat es allein verbockt. Wir haben Schwein gehabt, dass es am Ende nur Stockmann erwischt hat. Markus ist jung. Er hat gute Chancen, es zu überwinden.«
    Mischa fuhr sich durch die Haare und Jörg wusste sofort, dass er noch etwas auf dem Herzen hatte.
    »Was ist, Kleiner?«
    »Das wird hart für Alexandra. Sie glaubt sowieso, sie ist an allem schuld. Und jetzt das noch. Aber einer muss es ihr sagen.«
    »Ja, einverstanden. Ich übernehme das, ich sage es ihr.«
    Mischas Schulterwunde klopfte unmissverständlich. Zeit, sich wieder hinzulegen.
    »Ist kein Problem. Sie kommt mich sowieso regelmäßig besuchen.« Jörg musterte den niedergeschlagenen Freund, der angestrengt auf seine Fingernägel starrte. »Sie war noch nicht wieder bei dir?«
    »Sie wird auch nicht kommen«, Mischa versuchte ein Grinsen, »du kennst sie doch. Sie ist stur.«
    »Aber ich verstehe nicht warum! Schuldgefühle hin oder her. Zu mir kommt sie doch auch.«
    Mischa zuckte die Schultern und schaute aus dem Fenster.
    »Es ist Alexandra. Wieso sollten wir es verstehen?«
    Jörg schwieg. Gefühle. Jetzt verstand zumindest er es.

Donnerstag, 15. November
     
    Mit angezogenen Knien hockte Alexandra auf dem Sofa. Der Jogginganzug spendete weder genug Wärme noch die Geborgenheit, die sie jetzt brauchte.
    »Er war kein Mörder, Ozzy.« Sie murmelte es kaum hörbar. »Sie haben mich heute angerufen. Kein einziger Mord geht nachweislich auf sein Konto. Aber er wollte unbedingt, dass alle das glauben. Alle sollten ihn für den perfekten Verbrecher halten.«
    Ozzy saß halb hinter ihr, ein Bein lang ausgestreckt, das andere auf dem Boden abgestellt. Sam lag auf dem Teppich und auf der Mattscheibe löste Quincy souverän einen verzwickten Fall. Ozzy zog leicht an ihrer Schulter und seufzend sank sie rückwärts mit dem Kopf an seine Brust.
    »Macht es das jetzt schwerer oder leichter für dich?«
    »Unverständlicher. Leichter, weil ich nicht mit einem Mörder geschlafen habe, aber schwerer, weil das Ende vermeidbar gewesen wäre.«
    Sein Arm lag quer über ihren Bauch, ohne Halt zu geben. Sie fror weiter.
    »Bist du sicher? Wir können kein psychologisches Gutachten mehr erstellen, aber seine Wahnvorstellungen waren sehr real. Also, konkret, du weißt, was ich meine!«
    »Schon.« Trübsinnig kraulte sie Sams Kopf.
    »Und auch, wenn er keinen der Morde aus seinem Buch begangen hat – er war bereit, dich zu töten. Und bei Jörg und Mischa ist er nur knapp gescheitert. Vergiss das nicht.«
    »Ich denke an nichts anderes, Ozzy!«
    »Trotzdem nimmt dich sein Tod sehr mit.«
    »Ich habe ihn …«
    »Geliebt?«
    »Nein. Betrogen. Vielleicht macht mich auch das so traurig. Ich wusste von Anfang an, dass es keine Liebe ist. Und ich habe ihm nie wirklich vertraut, obwohl ich es wollte. Beides. Verstehst du das? Ich hätte ihn gerne geliebt, aber ich konnte es nicht. Also habe ich genauso mit seinen Gefühlen gespielt wie er mit meinen.«
    »Das kannst du doch nicht vergleichen!«
    »Nein, aber … Weißt du, als ich ihn kennenlernte, ist er kein Mörder gewesen. Aber die Medien, die Fans, haben dazu beigetragen, seinen beginnenden Größenwahn zu steigern. Ich auch. Vielleicht mehr als alle anderen. Weil ich gezweifelt habe und er mir etwas beweisen wollte. Dann hätte ich ihn zum Mörder gemacht.«
    Seine Arme schlossen sich fester um Alexandra. Es gab immer noch eine Menge offener Fragen, die vermutlich nie mehr mit letzter Sicherheit beantwortet werden konnten. Alexandras Dilemma war
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